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Papst Franziskus im Petersdom (Archivbild).

© dpa/Andrew Medichini

Update

„Man darf vor dem Bösen nicht kapitulieren“: Viel Kritik am Werben des Papstes für „Weiße Fahne“ der Ukraine

So viel Wirbel gab es schon lange nicht mehr um eine politische Äußerung des Papstes. Sein Werben für eine „Weiße Fahne“ der Ukraine und für Verhandlungen stieß in vielen Ländern auf Resonanz.

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Papst Franziskus hat zu Verhandlungen über ein Ende des Krieges in der Ukraine aufgerufen. „Wenn man sieht, dass man besiegt wird, dass die Dinge nicht gut laufen, muss man den Mut haben, zu verhandeln“, sagte der Papst in einem am Samstag vom Schweizer Sender RSI veröffentlichten Interview. „Schämt euch nicht, zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird“, fügte er hinzu. 

In dem seit mehr als zwei Jahre dauernden Krieg gerät Kiew zunehmend in die Defensive. Die ukrainischen Soldaten an der Front leiden unter Munitionsmangel - unter anderem wegen der Verzögerung weiterer Militärhilfe aus den USA. 

Er sei der Ansicht, dass derjenige Stärke zeige, „der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut hat, die weiße Flagge zu hissen und zu verhandeln“, sagte der Papst. Es gebe viele Akteure, die als Vermittler bereitstünden, darunter die Türkei.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich am Freitag als Gastgeber für Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine angeboten.

Kontroverse Reaktion folgen

Der Appell von Papst Franziskus an die Ukraine zum „Mut zur weißen Fahne“ sorgt für kontroverse Reaktionen. Vor allem in Osteuropa meldeten sich Regierungen zu Wort. Der lettische Präsident Edgars Rinkevics wies den Aufruf des Papstes an die Ukraine, Verhandlungen mit Russland zu beginnen und den „Mut zur Weißen Fahne“ zu haben, deutlich zurück.

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Man darf vor dem Bösen nicht kapitulieren, man muss es bekämpfen und besiegen, damit das Böse die weiße Fahne hisst und kapituliert“, schrieb Rinkevics am Sonntag auf der Online-Plattform X.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba erklärte ebenfalls auf X, der Stärkste sei Derjenige, „der im Kampf zwischen Gut und Böse auf der Seite des Guten steht, anstatt zu versuchen, sie auf eine Stufe zu stellen und es 'Verhandlungen' zu nennen“.

Man kenne die Strategie des Vatikans in Bezug auf die weiße Flagge aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. „Ich dränge darauf, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen und die Ukraine und ihr Volk in ihrem gerechten Kampf um ihr Leben zu unterstützen“, so der Minister.

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„Unsere Flagge ist gelb und blau“, unterstrich Kuleba. „Dies ist die Flagge, unter der wir leben, sterben und siegen. Wir werden niemals andere Flaggen hissen.“

Weiter dankte Kuleba dem Papst für seine ständigen Gebete für den Frieden. „Wir (...) hoffen weiterhin, dass der Papst nach zwei Jahren verheerenden Krieges im Herzen Europas die Gelegenheit finden wird, der Ukraine einen apostolischen Besuch abzustatten, um über eine Million Katholiken, über fünf Millionen griechisch-katholische Christen, alle Christen und alle Ukrainer zu unterstützen“, so der Außenminister.

Russland legt den Appell anders aus

Unterdessen erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, Franziskus habe nicht Kiew, sondern dem Westen geraten, Verhandlungen zu beginnen. „Ich sehe es so: Der Papst bittet den Westen, seine Ambitionen aufzugeben und einen Fehler zuzugeben“, sagte Sacharowa laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass. Russland habe nie Verhandlungen blockiert, behauptete sie.

Reaktionen aus Deutschland

Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat dem Appell von Papst Franziskus zu Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg in scharfer Form widersprochen. „Bevor die ukrainischen Opfer die weiße Flagge hissen, sollte der Papst laut und unüberhörbar die brutalen russischen Täter auffordern, ihre Piraten-Fahne - das Symbol für den Tod und den Satan - einzuholen“, sagte die Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses am Sonntag den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat dem Appell des Papstes in scharfer Form widersprochen.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat dem Appell des Papstes in scharfer Form widersprochen.

© IMAGO/Political-Moments/imago

„Und warum in Gottes Namen verurteilt er nicht die verbale mörderische Hetze von Kyrill I., Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche und Ex-KGB-Agent, dem ukrainischen Volk gegenüber“, fragte Strack-Zimmermann. Sie fügte hinzu: „Ich schäme mich als Katholikin, dass er das unterlässt.“

Auch bei den Grünen stieß der Appell auf Kritik. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): „Niemand möchte mehr Frieden als die Ukraine“. Auf ihrem Territorium herrsche seit zehn Jahren Krieg, unzählige Menschen seien getötet worden.

Göring-Eckardt fügte jedoch hinzu: „Es ist Wladimir Putin, der den Krieg und das Leid sofort beenden kann - nicht die Ukraine. Wer von der Ukraine verlangt, sich einfach zu ergeben, gibt dem Aggressor, was er sich widerrechtlich geholt hat, und akzeptiert damit die Auslöschung der Ukraine.“ Göring-Eckardt betonte: „Über Frieden wird und muss verhandelt werden - aber auf Augenhöhe.“

Die Präsidentin des Evangelischen Kirchentages 2025 in Hannover, Anja Siegesmund, sagte dem RND: „Die Sehnsucht nach Frieden darf nicht dazu führen, dass das Recht des vermeintlich Stärkeren siegt.“ (AFP, KNA, dpa)

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