zum Hauptinhalt
Afghanische Flüchtlinge in einem improvisierten Camp nahe der afghanisch-pakistanischen Grenze.

© AFP/WAKIL KOHSAR

Massenabschiebungen aus Pakistan: Dramatische Lage an Grenze zu Afghanistan

Aus Angst vor einer drohenden Abschiebung aus Pakistan drängen Tausende Afghanen ohne gültige Papiere an die Grenzübergänge. Es droht eine humanitäre Krise.

Immer mehr afghanische Flüchtlinge drängen aus Furcht vor einer drohenden Massenabschiebung aus Pakistan an die Grenzübergänge zwischen beiden Ländern. Die Hauptzufahrtsstraßen waren am Donnerstag voll mit Lastwagen, die Familien und deren Habseligkeiten zu den Übergängen transportierten. Am nordwestlichen Grenzübergang Torkham am Khyber-Pass an der Straße zwischen Peshawar in Pakistan und Dschalalabad in Afghanistan drängten sich auch am Donnerstag Tausende Ausreisende.

Am Mittwoch hatte Pakistan wie angekündigt damit begonnen, ab November Ausländer ohne gültige Papiere zur Ausweisung in Sammellager zu bringen. Zwar erklärten die in Afghanistan herrschenden radikal-islamischen Taliban, es seien Transitlager eingerichtet worden, um den plötzlichen Zustrom zu bewältigen. Doch Hilfsorganisationen berichteten von katastrophalen und chaotischen Bedingungen.

Hintergrund ist das Auslaufen einer von der pakistanischen Regierung vor einem Monat gesetzten Frist, bis zu der alle Einwanderer ohne Aufenthaltsrecht Pakistan verlassen müssen. Dies betrifft vor allem afghanische Flüchtlinge. In Pakistan leben nach Angaben der Regierung rund vier Millionen afghanische Flüchtlinge, rund 1,7 Millionen davon ohne Genehmigung.

Allein nach der Machtübernahme der Taliban 2021 sind rund 600.000 Afghanen in das Nachbarland geflohen. Viele Afghanen leben aber bereits seit den Konflikten in Afghanistan in den 70er und 80er Jahren in Pakistan, einige waren noch nie in Afghanistan.

Afghanische Kinder schauen aus den Fenstern eines Busses, der sie von Pakistan nach Afghanistan bringt.
Afghanische Kinder schauen aus den Fenstern eines Busses, der sie von Pakistan nach Afghanistan bringt.

© REUTERS/AKHTAR SOOMRO

Seit der Ausweisungsanordnung sind nach Angaben pakistanischer Behörden bereits 128.000 Afghanen über den Grenzübergang Torkham ausgereist. Mehr als 24.000 seien es allein am Mittwoch gewesen. Weitere überquerten die Grenze bei Chaman in der südwestlichen pakistanischen Provinz Belutschistan. Die pakistanischen Behörden haben den Medien seit Dienstag den Zugang zum Grenzübergang Torkham verwehrt.

Hilfsorganisationen schätzten, dass die Zahl der in Torkham ankommenden Menschen seit der pakistanischen Ankündigung von 300 pro Tag auf 9000 bis 10000 pro Tag gestiegen ist. Die Lage für die Menschen werde immer dramatischer. Die Helfer-Teams auf der afghanischen Seite berichteten von chaotischen und verzweifelten Szenen unter den Zurückgekehrten, so der Norwegische Flüchtlingsrat, der Dänische Flüchtlingsrat und das International Rescue Committee in einer gemeinsamen Erklärung.

Auch die Bundesregierung hatte sich am Mittwoch besorgt über die Entwicklung geäußert, weil sich die ohnehin schwierige humanitäre Lage in Afghanistan mit dem beginnenden Winter verschärfen werde.

Die pakistanische Regierung wies Kritik der Vereinten Nationen (UN), westlicher Staaten sowie von Menschenrechtsgruppen an der Maßnahme zurück. Hintergrund der Ausweisungspläne sind nach Angaben der Regierung in Islamabad zahlreiche Anschläge in Pakistan. 14 der 24 Selbstmordattentate in diesem Jahr seien von Afghanen verübt worden, hatte die Regierung mitgeteilt. (Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false