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Bachmut auf einer Drohnenaufnahme der „New York Times“

© Screenshot Twitter New York Times

Längste und blutigste Schlacht im Ukrainekrieg: Drohnenvideos zeigen Ausmaß der Zerstörung in Bachmut

Der lange Kampf um die ostukrainische Stadt hat Spuren hinterlassen. Sie werden in einem Video der „New York Times“ eindrucksvoll dokumentiert.

Da ist nichts mehr. Sie haben alles zerstört.“ So beschrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Rande des G7-Gipfels in Japan die Situation in der ostukrainischen Stadt Bachmut. Sie wird seit etwa einem Jahr von der russischen Armee bombardiert und ist nun offenbar nahezu vollständig von Putins Truppen besetzt. Die Russen kontrollieren ein Gebiet aus zerstörten Häusern, Schutt und Leichen.

Selenskyj wählte drastische Worte, als er über Bachmut sprach, und in seiner Stimme lag Trauer. Dennoch kommen Worte im Ukrainekrieg regelmäßig an ihre Grenzen. Bilder hingegen können da weitermachen, wo Worten die Kraft ausgeht.

Die „New York Times“ hat Drohnenaufnahmen aus Bachmut veröffentlicht, die am 19. Mai aufgenommen worden sein sollen. Die Luftaufnahmen zeigen ein rußgefärbtes, nahezu verlassenes, von Trümmern übersätes Stadtbild. Es sind Szenen, wie sie viele westliche Zuschauer nur aus Katastrophenfilmen kennen.

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Bachmut hat keine große strategische Bedeutung

Experten messen Bachmut keine große strategische Bedeutung für den Verlauf des Krieges zu. In der Nähe gibt es demnach gut ausgebaute Verteidigungsstellungen, von denen aus die Ukrainer den weiteren Vormarsch der Russen aufhalten konnten. So viel Zerstörung für nichts. Dieser Fakt mag angesichts der Bilder zynisch wirken. Er wurde aber von Carlo Masala, Professor an der Universität der Bundeswehr in München, gegenüber dem Tagesspiegel untermauert. Masala sagte:

Die Stadt ist ein symbolischer Gewinn für die russischen Streitkräfte und die Wagner-Söldner, denn es ist die erste eroberte Stadt dieser Größe seit Ende Juli. Seitdem gab es keine ‚Erfolge‘ dieser Art – deshalb hat Bachmut diese große Symbolkraft“.

Zerstörte Gebäude in Bachmut
Zerstörte Gebäude in Bachmut

© IMAGO/SNA/Ivan Rodionov

Die Stadt erstreckt sich über 41,6 km², das entspricht etwa der Fläche des Berliner Bezirks Mitte. Früher lebten rund 75.000 Menschen in Bachmut, einer für ihre Salzindustrie bekannten Stadt. Im März 2023 verblieben Schätzungen der Regierung zufolge nur noch 4.000 von ihnen zurück. Der Rest folgte den Evakuierungsaufrufen oder wurde getötet.

Söldner der Wagner-Guppe in Bachmut
Söldner der Wagner-Guppe in Bachmut

© IMAGO/SNA

Die Schlacht um Bachmut habe mehr als 220 Tage gedauert, sagte Simon Weiß, Russland-Experte bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, dem Tagesspiegel. „Es war die bisher längste und wahrscheinlich blutigste Schlacht in diesem Krieg. Die Zerstörungen sind gewaltig, ebenso der Ressourceneinsatz von beiden Seiten.“

Niemand kennt die genauen Todeszahlen. Man könnte von Zehntausenden Toten und Verletzten auf beiden Seiten ausgehen, was die gesamte Dauer des Kampfes um die Stadt und dem unmittelbaren Umland betrifft, so Weiß.

Am Samstagnachmittag verkündete der Unternehmer Jewgeni Prigoschin, Chef der in Bachmut eingesetzten russischen Söldnergruppe Wagner, die Eroberung der Stadt. Kurz darauf folgte das russische Verteidigungsministerium. Die Ukraine ist seitdem bemüht, zu behaupten, dass zumindest Teile von Bachmut noch in ihrer Hand seien. Am Sonntagabend etwa sagte der Sprecher des Ostkommandos der ukrainischen Armee, Serhij Tscherewatyj, dass die Soldaten „mehrere Gebäude und eine Reihe von Befestigungen im südwestlichen Teil Bachmuts“ verteidigen würden.

Ein befestigter Unterstand in Bachmut
Ein befestigter Unterstand in Bachmut

© IMAGO/SNA/RIA/Novosti

Die „Schlacht um Bachmut“ gehe weiter, hieß es in der Erklärung des ukrainischen Generalstabs. Falls das stimmt, wäre es die Schlacht um einen gigantisch großen Trümmerhaufen.

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