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Ein ukrainischer Polizist geht vor einem brennenden Gebäude, das bei einem Luftangriff getroffen wurde, in Awdijiwka in Deckung.

© dpa/Evgeniy Maloletka

Lage in Awdijiwka spitzt sich zu: Wie die Ukraine die umstellte Stadt mit einer Truppenverlegung noch retten will

Seit Tagen nehmen die Angriffe auf Awdijiwka zu. Der ukrainische Versorgungskorridor wird immer enger. Nun soll Medienberichten zufolge eine Elite-Einheit die Stadt zusätzlich verstärken.

Die Lage in der seit Monaten umkämpften ostukrainischen Stadt Awdijiwka wird der örtlichen Regierung zufolge immer schwieriger. „Der Feind übt Druck von allen Seiten aus“, berichtete der Bürgermeister Vitali Barabasch bereits am vergangenen Donnerstag im ukrainischen Fernsehen.

Auch in den nachfolgenden Tagen hat sich die Situation offenbar weiter zugespitzt. So wurde die Kleinstadt am vergangenen Wochenende abermals gezielt von russischen Truppen angegriffen. Nach ukrainischen Angaben habe der Feind rund um die Stadt 32 Angriffe eingeleitet. 22 davon seien nördlich der Stadt, zehn weitere im Süden abgewehrt worden, teilte der Generalstab in Kiew in seinem Lagebericht am Samstagabend mit.

Es gibt nicht einen einzigen Teil unserer Stadt, der ruhig ist.

Vitali Barabasch, Bürgermeister Awdijiwka

Bürgermeister Barabasch sprach von einer „sehr großen Zahl“ russischer Soldaten, die an der versuchten Erstürmung der Stadt beteiligt seien. „Es gibt nicht einen einzigen Teil unserer Stadt, der mehr oder weniger ruhig ist“, so der Bürgermeister. Die Kämpfe seien „sehr hitzig“ und „sehr schwierig“. Die Situation sei teilweise „einfach unwirklich“.

Der neue ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj räumte bei seinem Frontbesuch nahe Awdijiwka und Kupjansk in der Ostukraine Personalprobleme seitens der Ukraine ein. „Die operative Lage ist äußerst schwierig und angespannt“, schrieb Syrskyj am Mittwoch bei Telegram. Personell seien die russischen Truppen an den Frontabschnitten derzeit überlegen.

1000
Zivilisten sollen derzeit noch in Awdijiwka ausharren.

Ukrainischer Korridor offenbar nur wenige Kilometer breit

Nach monatelangen Kämpfen ist der Korridor für den Nachschub der ukrainischen Einheiten auf weniger als fünf Kilometer geschrumpft. Die wichtige Hauptversorgungsroute soll fast von russischen Truppen erreicht worden sein, berichten verschiedene Medien übereinstimmend. Im Norden, Süden und Osten der Stadt sollen russische Soldaten bereits Bezirk für Bezirk erobert haben. Awdijiwka und den ukrainischen Einheiten droht eine komplette Einkesselung.

Auch die ukrainische Wochenzeitung „Kyiv Post“ berichtet von den jüngsten Erfolgen Russlands in Awdijiwka. Demnach habe ein Sprecher der ukrainischen Streitkräfte russische Vorstöße eingeräumt, ohne allerdings weitere Einzelheiten zu nennen.

Kiew will „Forbes“-Magazin zufolge auf Elite-Brigade setzen

Dem englischsprachigen Wirtschaftsmagazin „Forbes“ zufolge, will Kiew die Stadt nun mit „einer der besten Brigaden der ukrainischen Armee“ verstärken. Demnach soll die sogenannte Dritte Sturmbrigade der Ukraine in der vergangenen Woche etwa 30 Kilometer nördlich von Awdijiwka in Kramatorsk als Reserve stationiert gewesen sein.

Am Samstag erklärte der Brigadegeneral Oleksandr Tarnavskyi via Telegram, dass die Verteidigung rund um Awdijiwka nun verstärkt werden soll: „Wir verstärken die Sperrlinie, richten zusätzliche Feuerstellungen ein und setzen neue effektive Kräfte ein“, so Tarnavskyi. „Die logistische Belieferung geht weiter.“ Ob es sich bei der Verstärkung tatsächlich um die Dritte Sturmbrigade handelt, konnte bislang nicht unabhängig überprüft werden.

Das „Forbes“-Magazin berichtet weiter, dass die Hauptaufgabe der neuen Einheit darin bestehe, die strategisch wichtige Ost-West-Straße Hrushevskyi zu verteidigen, die direkt ins Zentrum der Stadt führt. „Die Absicht der russischen Aggressoren ist klar: Sie wollen vor allem die Kontrolle über die logistischen Mittel zur Versorgung unserer Einheiten an der Nordflanke erlangen“, schrieb Tarnavskyi. „Wir geben jedoch eine angemessene Antwort darauf.“

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Awdijiwka: Warum wäre die Eroberung für Russland so wichtig?

Die Region Donezk ist eine von insgesamt vier Regionen, die der Kreml 2022 für annektiert erklärt hatte. Russland hat an der Front in der Industrieregion Donbass die Initiative ergriffen und versucht seit Oktober, Awdijiwka einzukreisen.

Die Regierung in Moskau würde eine Eroberung der Stadt vor der Präsidentenwahl im März vermutlich als großen Sieg feiern. Es wird erwartet, dass Präsident Wladimir Putin die Abstimmung gewinnen wird.

Dem Bürgermeister von Awdijiwka, Vitali Barabasch, zufolge leben inzwischen nur noch 941 Menschen in der Stadt. Vor der russischen Invasion waren es demnach 32.000 Menschen. (mit Reuters, AFP)

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