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Ein Rettungsboot des Motorsegelschiffs „Nadir“ begleitet ein überfülltes Stahlboot im Mittelmeer.

© dpa/Resqhip/Pietro Desideri

In Tunesien und Libyen gestartet: Fast 700 Migranten landen auf italienischer Mittelmeerinsel Lampedusa an

Wieder schaffen es hunderte Flüchtlinge aus Afrika nach Europa. Seit Mittwoch erreichten somit fast 2000 Migranten die italienische Insel.

Die Zahl der Flüchtlinge, die über das Meer nach Europa gelangen, steigt immer weiter: Am Donnerstag haben erneut hunderte Bootsmigranten die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa erreicht. Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Morgen berichtete, kamen fast 700 Menschen auf der Insel an.

Es wurden demnach insgesamt 14 Anlandungen registriert. Die Boote seien entweder ohne Hilfe am Hafen angekommen oder die Menschen hätten vor der Insel gerettet werden müssen. Am Tag davor waren bereits mehr als 1200 Menschen angekommen – seit Mittwoch erreichten somit fast 2000 Migranten Lampedusa.

Zehn der 14 Boote aus der vergangenen Nacht starteten von der tunesischen Küstenstadt Sfax aus, meldete Ansa weiter. Ein weiteres aus Kerkenna, auch in Tunesien, und drei andere machten sich von Libyen aus auf den Weg.

Viel zu wenig Engagement, um solche Katastrophen zu vermeiden.

Filippo Grand, UN-Flüchtlingskommissar

Die Menschen wurden auf der Insel in ein Erstaufnahmelager gebracht. Das Migranten-Camp, das für rund 400 Menschen Platz hat, ist laut Ansa mit den nun mehr als 2000 Menschen überfüllt.

Lampedusa liegt zwischen Sizilien und Nordafrika, von Sfax ist die Insel knapp 190 Kilometer entfernt. Viele Menschen versuchen immer wieder mit Booten aus Tunesien und Libyen über das zentrale Mittelmeer nach Lampedusa, Malta, Sizilien oder auf das italienische Festland zu gelangen.

Das Innenministerium in Rom zählte in diesem Jahr bereits mehr als 61.200 Menschen, die auf Booten Italien erreichten – im Vorjahreszeitraum waren es rund 27.300.

Bei den Versuchen der Menschen, über das Mittelmeer nach Europa zu kommen, kommt es mitunter zu verheerenden Bootsunglücken. Vor rund zwei Wochen waren vor der Küste Griechenlands Hunderte Migranten ertrunken, die von Libyen nach Italien übersetzen wollten.

UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi hat die europäische Flüchtlingspolitik kritisiert. Mit Blick auf das Bootsunglück vor der griechischen Küste sagte Grandi am Mittwochabend in den ARD-„Tagesthemen“, leider gebe es „viel zu wenig Engagement, um solche Katastrophen zu vermeiden“.

Der UN-Vertreter mahnte auch die Aufklärung der Vorwürfe gegen die Küstenwache an. In Griechenland gebe es „Mechanismen für solche Untersuchungen und ich hoffe, die sind unabhängig“, sagte Grandi. Wichtig sei nun, „dass wir uns die Gründe für diese Katastrophe anschauen“. Dann müssten die „wichtigen Dinge“ angepackt werden, etwa Rettungseinsätze auf dem Meer oder die Fluchtursachenbekämpfung.

Medienberichten zufolge berichteten Zeugen der Katastrophe übereinstimmend, dass die griechische Küstenwache das Fischerboot, das in der Nacht zum 14. Juni gesunken war, mindestens fahrlässig zum Kentern gebracht haben soll.

Schätzungen zufolge waren bis zu 750 Flüchtlinge und Migranten an Bord des Kutters, 104 Menschen konnten lebend geborgen werden. (dpa, epd)

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