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Arbeiterinnen in der Textilindustrie in Bangladesch. Am Montag demonstrierten tausende Beschäftigte, teils gewaltsam, für höhere Löhne.

© AFP/MUNIR UZ ZAMAN

Gewerkschaft fordert fast dreimal mehr Lohn: Ein Toter bei Protesten von Textilarbeitern in Bangladesch

In Bangladesch kam es in mehreren Städten zu gewaltsamen Protesten von Textilarbeitern. Internationale Unternehmen fordern von der Regierung einen „erfolgreichen Abschluss“ der Lohnverhandlungen.

Bei Protesten von Textilarbeitern in Bangladesch ist am Montag ein Mann an seinen Verletzungen gestorben. Mehrere tausend Beschäftigte in der Textilindustrie demonstrierten teils gewaltsam für höhere Löhne. Mindestens 10.000 Menschen seien in der Industriestadt Gazipur zusammengekommen, weitere 7000 in Ashulia und Hemayetpur, teilte die Polizei mit.

Die Demonstranten hätten Fenster eingeworfen und Mobiliar zerschlagen. Die Polizei feuerte Tränengas und Schockgranaten.

Die Protestierenden forderten eine deutliche Lohnerhöhung um das fast Dreifache. Der Anführer der Textilgewerkschaft in Ashulia, Mohammad Ibrahim, bezifferte die Zahl der Demonstranten auf mindestens 100.000. Auf einer Straße zwischen der Hauptstadt Dhaka und Mymensingh errichteten rund 4000 Demonstranten laut Polizei Barrikaden und setzten Lieferwagen in Brand.

Bangladesch ist einer der größten Produzenten von Textilien weltweit, im Land gibt es rund 3500 Fabriken und Werkstätten. Textilien machen 85 Prozent der Exporte im Gesamtwert von 55 Milliarden Dollar (52 Milliarden Euro) jährlich aus. Die Löhne sind sehr niedrig, das Grundgehalt liegt in der Branche aktuell bei monatlich 8300 Taka, umgerechnet 71 Euro.

Der Arbeitgeberverband bot am Wochenende eine Erhöhung um 25 Prozent an. Die Gewerkschaft fordert einen monatlichen Mindestlohn von 23.000 Taka, also knapp 200 Euro. Die Vorsitzende der Textilgewerkschaft Sramik Samhati, Taslima Akter, sagte, die Lebenshaltungskosten seien stark gestiegen – preisbereinigt würden die Beschäftigten in der Branche selbst mit einer Erhöhung um 25 Prozent weniger Geld haben als 2017.

Die Regierung hat eine Kommission eingesetzt, die die Höhe des Mindestlohns festsetzen soll. Westliche Unternehmen wie Gap, Levi Strauss, Lululemon oder Patagonia wandten sich Mitte Oktober in einem Brief an Regierungschefin Sheikh Hasina und forderten einen „erfolgreichen Abschluss“ der Lohnverhandlungen. Sie sprachen sich für einen Mindestlohn aus, „der die Grundbedürfnisse der Arbeitnehmer und ein gewisses frei verfügbares Einkommen“ deckt. (AFP)

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