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Shamsidin Fariduni, eine der Verdächtigen, im Gerichtssaal.

© REUTERS/SHAMIL ZHUMATOV

Update

Nach Anschlag auf Konzerthalle: Gericht in Moskau schickt vier Verdächtige in Untersuchungshaft

Nach dem Angriff in der „Crocus City Hall“ schickt das Bezirksgericht Basmanni vier Verdächtige in Untersuchungshaft. Ihnen drohen nach dem Anschlag lebenslange Haftstrafen.

| Update:

Ein Moskauer Bezirksgericht hat nach dem Anschlag auf eine Konzerthalle mit mehr als 130 Toten Anklage gegen zwei Verdächtige erhoben. Wie die Nachrichtenagentur Tass berichtete, wurden die beiden Männer dabei am Sonntagabend vom Gericht des Bezirks Basmanni formell der Beteiligung an einem terroristischen Angriff beschuldigt.

Ihnen drohen demnach lebenslange Haftstrafen. Nach Angaben der russischen Regierung gab es nach dem Angriff insgesamt elf Festnahmen. Alle Verdächtigen seien Ausländer.

Laut einer Mitteilung des Gerichts handelt es sich bei den wegen terroristischer Handlungen in Untersuchungshaft genommenen Verdächtigen um Dalerdzhon Mirzoyev, Saidakrami Rachabalizoda, Shamsidin Fariduni, und Muhammadsobir Fayzov. Dies teilt das Gericht auf seinem offiziellen Telegram-Kanal mit.

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Russische Medien veröffentlichten zudem Bilder aus dem Gerichtssaal, die die Verdächtigen zeigen sollen. Demnach wurde einer der Verdächtigen in einem Rollstuhl in das Gericht gebracht. Ihm schien ein Auge zu fehlen. Ein anderer Verdächtiger trug einen Verband über dem rechten Ohr, ein weiterer wies ein blaues Auge auf und hatte eine zerrissene Plastiktüte um den Hals.

Wir werden jeden einzelnen rächen. 

Dmitri Medwedew

Die vier Männer sollten bis zum 22. Mai in Untersuchungshaft bleiben. Drei der vier Verdächtigen hätten sich für schuldig erklärt. Laut russischen Medien soll es sich bei den Verdächtigen um Staatsbürger der ehemaligen Sowjetrepublik Tadschikistan handeln, die in Russland gelebt hätten.

Nach Worten des Vizechefs des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, will Russland die Drahtzieher des Anschlags ins Visier nehmen. „Wir werden jeden einzelnen (der Getöteten und Verletzten) rächen. Und diejenigen, die daran beteiligt sind, unabhängig von ihrem Herkunftsland und ihrem Status, sind jetzt unser wichtigstes und legitimes Ziel“, gab Medwedew über Telegram bekannt.

Frankreich ruft höchste Alarmstufe aus

Unterdessen hat Frankreich nach dem Angriff bei Russland die höchste Alarmstufe ausgerufen. Dies gab Premierminister Gabriel Attal am Sonntagabend im Onlinedienst X bekannt. Demnach habe „der Präsident der Republik heute Abend im Elysée-Palast einen nationalen Verteidigungs- und Sicherheitsrat einberufen“, so Attal.

Einer der Verdächtigen wird am 24. März 2024 im Bezirksgericht Basmanny von russischen Strafverfolgungsbeamten eskortiert, bevor in Untersuchungshaft genommen wird.
Einer der Verdächtigen wird am 24. März 2024 im Bezirksgericht Basmanny von russischen Strafverfolgungsbeamten eskortiert, bevor in Untersuchungshaft genommen wird.

© AFP/TATYANA MAKEYEVA

Neben dem Angriff bei Moskau verwies er zur Begründung für die Anhebung der Gefahrenstufe auch auf „Bedrohungen, denen unser Land ausgesetzt ist“. 

Putin-Verbündete für Wiedereinführung der Todesstrafe aus

Nach dem Angriff auf einen Konzertsaal bei Moskau haben sich innenpolitische Verbündete von Kreml-Chef Wladimir Putin für die Wiedereinführung der Todesstrafe ausgesprochen.

„Jetzt werden viele Fragen zur Todesstrafe gestellt. (...) Es wird eine Entscheidung getroffen werden, die der Stimmung und den Erwartungen unserer Gesellschaft entspricht“, sagte am Wochenende der Fraktionschef der Regierungspartei Geeintes Russland, Wladimir Wassiljew, in einem Video.

Die Todesstrafe ist in Russland seit 1996 per Moratorium ausgesetzt. Der Vizevorsitzende des Ausschusses für Sicherheitsangelegenheiten in der Duma, Juri Afonin, sagte am Samstag jedoch: „Es ist notwendig, die Todesstrafe wieder einzuführen, wenn es um Terrorismus und Mord geht.“

Bereits am Freitag hatte der frühere Staatschef und heutige Vizeleiter des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, im Onlinedienst Telegram erklärt: „Terroristen verstehen nur vergeltenden Terror (...) Tod für Tod.“

Die Rufe nach Wiedereinführung der Todesstrafe lösen in Russland aber auch Besorgnis aus: „(... ) Ist euch klar, wieviele Menschen das System umbringen könnte?“, fragte die Frauenrechtlerin Aljona Popowa im Onlinedienst Telegram zu den möglichen Konsequenzen. Sie bezog sich damit auf die breite Anwendung von Gesetzen gegen „Terrorismus“ oder „Extremismus“ durch die russischen Behörden.

Terrormiliz IS veröffentlicht nach Anschlag Video

Zeitnah nach dem Anschlag auf die Konzerthalle hat die Terrormiliz Islamischer Staat ein Video der Bluttat veröffentlicht. Der Propagandakanal Amak publizierte am Sonntag ein fast 90 Sekunden langes Video, das die Attentäter am Anschlagsort zeigen soll. In arabischen Untertiteln heißt es, Amak zeige „exklusive Szenen“ der „blutigen Angriffe auf Christen“.

Dieses Bild, das von AFP TV aufgenommen wurde, zeigt nicht identifizierte Bewaffnete, die sich am späten 22. März 2024 auf die Türen der Konzerthalle zubewegen.
Dieses Bild, das von AFP TV aufgenommen wurde, zeigt nicht identifizierte Bewaffnete, die sich am späten 22. März 2024 auf die Türen der Konzerthalle zubewegen.

© AFP/-UGC

Zu Beginn ist zu sehen, wie ein schwer bewaffneter Mann mit einem Sturmgewehr in einen Gang feuert, wo bereits viele leblose Körper auf dem Boden liegen. Die Kamera schwenkt daraufhin zu einem der mutmaßlichen Terroristen, der mit einem Messer auf eine Person am Boden einsticht.

Daraufhin durchqueren vier Männer einen verlassenen Bereich der Crocus City Hall. Die Stimmen der mutmaßlichen Täter sind verzerrt. Laut arabischen Untertiteln sagt eine Person: „Töte sie ohne Gnade“ und „Wir sind angetreten für die Sache Gottes“.

Anschlag auf Konzerthalle: Todeszahl auf 137 gestiegen

Die Zahl der gefundenen Toten belief sich bis Sonntag auf 137. Unter ihnen seien auch drei Kinder, erklärte das russische Ermittlungskomitee am Sonntag. Die Identifizierung der Toten sei noch im Gange.

Die Trümmer der Konzerthalle „Crocus City Hall“ in der Stadt Krasnogorsk nach der Schießerei und dem Brand.
Die Trümmer der Konzerthalle „Crocus City Hall“ in der Stadt Krasnogorsk nach der Schießerei und dem Brand.

© imago/ITAR-TASS/IMAGO/Russian Investigative Committee

Seit dem Angriff am Freitagabend seien 62 Leichen identifiziert worden. Die Ermittler erklärten zudem, Waffen und Munition gefunden zu haben. Es handele sich um zwei Sturmgewehre und eine große Menge an Munition.

Nach russischen Behördenangaben waren vier Männer am Freitagabend in das Veranstaltungszentrum gestürmt und hatten auf Besucher geschossen. Bereits kurz nach dem Anschlag reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Attacke für sich.

Russland hat nach dem schwersten Anschlag seit 20 Jahren mit einem nationalen Tag der Trauer der Opfer gedacht. Flaggen wehten landesweit auf Halbmast. Zahlreiche Menschen legten Blumen am Anschlagsort nieder. (AFP, dpa, Reuters)

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