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Etwa 480 Soldaten der Territorialen Schutztruppe Polens führen die Suche nach Überresten eines Flugobjekts in den Gebieten östlich von Zamosc durch. 

© dpa/Wojtek Jargilo

„Verletzung des polnischen Luftraums“ : Polen bestellt nach Raketenangriffen auf Ukraine russischen Botschafter ein

Für 39 Sekunden soll ein russischer Marschflugkörper in den polnischen Luftraum eingedrungen sein. Das Außenministerium in Warschau hat sofort den Botschafter von Russland einberufen.

Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew und die Region Lwiw im Westen des Landes in der Nacht zu Sonntag mit massiven Luftangriffen überzogen - und dabei offenbar auch den polnischen Luftraum verletzt. 

„Explosionen in der Hauptstadt. Die Luftabwehr funktioniert. Verlassen Sie die Schutzräume nicht“, schrieb der Kiewer Bürgermeister Witali Klitschko im Online-Dienst Telegram. Der Gouverneur der Region Lwiw, Maksym Kosyzkyj, meldete Raketenangriffe auf den Kreis um die südlich von Lwiw gelegene Stadt Stryj. Zuvor war in der gesamten Ukraine Luftalarm ausgerufen worden.

Kiews Militärverwaltungschef Serhij Popko erklärte bei Telegram, die Raketen seien in der Morgendämmerung „in Gruppen“ auf die Hauptstadt abgefeuert worden. Vorläufigen Berichten zufolge habe es keine Verletzten oder Schäden gegeben, schrieb Popko. Die Luftabwehr der Stadt habe „etwa ein Dutzend“ Raketen getroffen. „Der Feind setzt seinen massiven Raketenterror gegen die Ukraine fort“, erklärte Popko weiter. „Er gibt sein Ziel, Kiew um jeden Preis zu zerstören, nicht auf.“ 

Infolge der Verletzung des polnischen Luftraums durch einen russischen Marschflugkörper wurden sofort alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

Władysław Marcin Kosiniak-Kamysz, Verteidigungsminister Polen

Polen wirft Russland Verletzung seines Luftraums vor

Polen wirft Russland derweil eine Verletzung seines Luftraums vor. Ein auf Ziele in der westlichen Ukraine gerichteter Marschflugkörper sei um 04.23 Uhr für 39 Sekunden in den polnischen Luftraum in der Nähe der Stadt Oserdów eingedrungen, teilen die polnischen Streitkräfte mit. Das Geschoss sei während des gesamten Flugs mit militärischen Radaranlagen beobachtet worden. 

„Infolge der Verletzung des polnischen Luftraums durch einen Marschflugkörper, der von einem Langstreckenflugzeug der Russischen Föderation abgefeuert wurde, wurden sofort alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen“, teilte der Verteidigungsminister Polens Władysław Marcin Kosiniak-Kamysz via X (vormals Twitter) mit. Unter anderem sei die polnische und verbündete Luftwaffe aktiviert worden. 

Polen fordert von der Russischen Föderation Erklärungen für die erneute Verletzung des Luftraums.

Polnisches Außenministerium

Das Geschoss sei etwa zwei Kilometer weit über die Grenze hinweg in den polnischen Luftraum eingedrungen, bevor es zurück auf die ukrainische Seite geflogen sei. Es habe eine Geschwindigkeit von fast 800 km/h gehabt.

Warschau beruft Botschafter von Russland ein

Das Außenministerium in Warschau hatte daraufhin den Geschäftsträger der russischen Botschaft vorgeladen und ihm eine Protestnote übergeben. Darin wurde Russland zu einer „Erklärung des Vorfalls der Luftraumverletzung und der sofortigen Einstellung solcher Aktivitäten“ aufgefordert.

Lwiws Bürgermeister Andriy Sadowyj zufolge wurden etwa 20 Raketen und sieben Schahed-Drohnen aus iranischer Produktion auf die Region abgefeuert, die auf kritische Infrastruktureinrichtungen abgezielt hätten. Zuvor war in der gesamten Ukraine Luftalarm ausgerufen worden, der vor dem Abschuss von Raketen durch russische Kampfflugzeuge vom Typ Tu-95MS warnte. Der Alarm wurde etwa zwei Stunden später wieder aufgehoben. 

Ende Dezember hatte Russland Tu-95MS-Kampfjets genutzt, um eine Angriffswelle auf Kiew und andere ukrainische Städte zu starten. Dabei waren damals 39 Menschen getötet worden. Russland und die Ukraine hatten in den vergangenen Wochen ihre gegenseitigen Luftangriffe verstärkt. (dpa)

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