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Am 25. August haben ukrainische Kräfte die Ortschaft Robotyne von russischer Besetzung befreit.

© REUTERS/'SKALA' OF THE UKRAINIAN ARMED FORCES

„Enorme Anstrengung, um durchzubrechen“: Ukrainischer Soldat erzählt von schwieriger Lage an der Südfront

Vor fast drei Monaten begann die Gegenoffensive der Ukraine. Der Soldat Olexandr Solonko hat einen Text über die Lage im Süden des Landes, Erfolge und Ängste geteilt.

Von Nanja Boenisch

Der ukrainische Soldat Olexandr Solonko hat tiefe Einblicke in die Gegenoffensive im Süden der Ukraine gegeben. In einem Thread auf X, ehemals Twitter, beleuchtet er die Situation an der Front – vor allem die Herausforderung vorzudringen, ohne vom Feind entdeckt zu werden.

Egal, welcher Einheit man angehöre, „Ausrüstung und Personal können aus der Ferne gesichtet und ins Visier genommen werden“, schreibt Solonko. Für beide Seiten gebe es nur begrenzte Stellungs- und Aufmarschmöglichkeiten, nur wenige Zufahrtswege. Alle würden jeden Tag mehrmals beschossen.

Solonko erläutert, dass an nahezu jeder Baumreihe Gräben gegraben worden seien: „Es gibt ein ganzes System aus Schützengräben, Schießständen für verschiedene Waffen, an manchen Stellen sogar unterirdische Tunnels“.

Die Felder seien von Panzerabwehrgräben und Minenhindernissen durchzogen, auf einem Abschnitt der Mariupol-Autobahn seien Panzersperren errichtet worden. Der Soldat betont, dass Wege und Gänge die Gräben verbänden – „all dies muss durchquert werden, um voranzukommen“.

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Solonko nimmt Bezug auf Stimmen, die den ukrainischen Truppen vorwerfen, „unglaublich lange“ für die Vertreibung russischer Kräfte aus der Ortschaft Robotyne gebraucht zu haben. „Sie müssen das Verteidigungssystem übersehen haben, das überwunden werden musste, um die Russen von der Autobahn nach Mariupol zu drängen, sich der Ortschaft allmählich zu nähern, sie einzukreisen und schließlich die Kontrolle zu übernehmen“, schreibt der Soldat.

Außerdem werde viel über die Verluste gepanzerter Fahrzeuge gesprochen. Diese seien unvermeidbar, wenn Leben geschützt werden sollen. Beschädigte Ausrüstung werde geborgen und zur Reparatur gebracht. „Man kann ein Stück Metall ersetzen, auch wenn es teuer ist. Aber ein Menschenleben kann man nicht reparieren“, so Solonko.

Ein Menschenleben kann man nicht reparieren.

Olexandr Solonko, ukrainischer Soldat

Russische Präzisionsbomben des Typs KAB beschreibt Solonko als eine der größten Ängste der ukrainischen Streitkräfte. Russland setze sie ausgiebig ein und zögere nicht, einfach auf Straßen zu schießen – nicht nur auf Logistik- und Kommandozentralen. Sogenannte Orlan-Zala-Supercams, mit denen Russland Ziele für die Präzisionsbomben identifiziere, bereiteten der Ukraine laut Solonko Probleme.

Bei den Panzern gingen die Russen nach einer Standardtaktik vor. „Sie verbrauchen schnell ihre Munition und ziehen sich zurück“, schreibt der ukrainische Soldat. Die russische Verteidigung sei stark, außerdem sei „Verteidigung nach allen Regeln der Kunst einfacher“. Die Ukraine jedoch unternehme „enorme Anstrengungen, um durchzubrechen“.

Seit fast drei Monaten läuft die Gegenoffensive der Ukraine im Süden des Landes. Die Lage an der Front ist unübersichtlich, zuletzt vermeldete die Ukraine vermehrt Geländegewinne – etwa im von Solonko genannten Robotyne. Nichtsdestotrotz stellen zahlreiche Militärexperten die ukrainische Taktik infrage. (Tsp)

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