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Gilad Erdan, Israels UN-Botschafter, trägt im Hauptquartier der Vereinten Nationen einen gelben Davidstern mit der Aufschrift „Nie wieder“.

© picture alliance/dpa/AP

Kritik an der Aktion auch aus Israel: UN-Botschafter trägt Davidstern bei Sicherheitsratssitzung

Bei einer Sitzung der Vereinten Nationen am Montag erscheint Gilad Erdan mit einem Davidstern am Revers seines Sakkos. Israels Bodenoffensive vergleicht der UN-Botschafter mit dem D-Day.

Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen hat mit dem Tragen eines gelben Sterns an seinem Sakko vor dem Weltsicherheitsrat für Aufsehen gesorgt.

Gilad Erdan und seine Mitarbeitenden steckten sich am Montag (Ortszeit) vor dem mächtigsten UN-Gremium gelbe Davidsterne mit der Aufschrift „Never Again“ („Nie Wieder“) ans Revers. Diese erinnerten an jene Sterne, die Nazis im Dritten Reich Juden als Kennzeichen aufgezwungen hatten.

Er werde den Stern „mit Stolz“ tragen, so wie seine Großeltern und die Großeltern von Millionen Juden, sagte Erdan weiter an den Sicherheitsrat gewandt. „Wir werden den Stern tragen, bis Sie die Gräueltaten der Hamas verurteilen und Sie die sofortige Freilassung unserer Geiseln fordern“.

Einige von Ihnen haben vergessen, warum diese Organisation gegründet wurde.

Gilad Erdan vor

„Einige von Ihnen haben in den vergangenen 80 Jahren nichts gelernt, einige von Ihnen haben vergessen, warum diese Organisation gegründet wurde“, fuhr Erdan mit Blick auf den Großangriff der Hamas auf Israel fort. „Von jetzt an werden Sie jedes Mal, wenn Sie mich ansehen, daran erinnert, was es bedeutet, angesichts des Bösen zu schweigen“, so der UN-Botschafter.

Israels Bodenoffensive mit D-Day

Erdan verglich Israels Bodenoffensive im Gazastreifen in seiner Rede mit der Landung der Alliierten 1944 in der Normandie. Hätte es den Weltsicherheitsrat am 6. Juni 1944, auch als D-Day bekannt, gegeben, hätte es vermutlich auch eine heftige Debatte darüber gegeben, wie viel Strom und Treibstoff die Münchner Bürger noch hätten, spottete er vor dem Rat.

Erdan reagierte damit auf weltweite Besorgnis, dass neben Tausenden bereits getöteten Zivilisten in Gaza noch mehr Unbeteiligte sterben könnten. Er betonte, dass ein Vergleich der Todesopfer auf beiden Seiten nach dem verheerenden Massaker der islamistischen Hamas vom 7. Oktober genauso unzulässig sei, wie ein Vergleich deutscher und britischer Opfer im Zweiten Weltkrieg.

Die Forderung einer Feuerpause in Nahost verglich er mit der Forderung einer Feuerpause, bevor die Russen 1943 Stalingrad zurückerobert hätten.

Nahost-Konflikt: UN-Sicherheitsrat gespalten

In der Sitzung am Montag verurteilten mehrere Redner zwar die Angriffe der Hamas, unterstrichen aber gleichzeitig den Preis, den die Bewohner des Gazastreifens zahlen. „Die derzeitige Belagerung des Gazastreifens ist eine Kollektivstrafe“, kritisierte etwa der Chef des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Philippe Lazzarini.

Der tief gespaltene UN-Sicherheitsrat hat sich seit Kriegsbeginn auf keine gemeinsame Resolution zu der Lage in Nahost einigen können. Vier Entwürfe waren abgelehnt worden.

Daraufhin verabschiedete die UN-Generalversammlung am Freitag mit großer Mehrheit eine „sofortige humanitäre Waffenruhe“ im Gazastreifen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte die Angriffe der Hamas als „das schlimmste Verbrechen gegen Juden seit dem Holocaust“ bezeichnet.

Kritik an der Aktion kam auch aus Israel. Dieser Akt sei „eine Schande sowohl für die Opfer des Holocaust als auch für Israel“, schrieb der Direktor der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, Dani Dayan, am Dienstag auf der Plattform X.

Während der gelbe Stern das hilflose Ausgeliefertsein von Juden an andere symbolisiere, hätten Juden heute einen unabhängigen Staat und eine starke Armee. „Heute werden wir eine blau-weiße Flagge tragen, keinen gelben Stern“, so Dayan wörtlich (K.NA, dpa, AFP)

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