zum Hauptinhalt
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan steht nach dem Erdbeben unter Druck.

© Imago/Turkish Presidency/APA Images/Zuma Press Wire/Action Press

Bei Erstliga-Spiel in der Türkei: Fans von Fenerbahce Istanbul fordern im Stadion Rücktritt Erdogans

Nach dem schweren Erdbeben sieht sich Erdogan mitten im Wahlkampf mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Am Samstagabend drückten nun Fußball-Fans ihrem Unmut aus.

Ungewöhnliche Aktion in der Türkei: Fans des Fußball-Erstligisten Fenerbahce Istanbul haben beim Spiel gegen Konyaspor die Regierung zum Rücktritt aufgerufen und damit für Aufsehen gesorgt. Die Fußballfans riefen am Samstagabend beim Heimspiel in Istanbul: „Mensch, tritt (endlich) zurück!“, wie in einem Video zu hören ist, das die Fan-Plattform „Tek Yol Fener“ teilte.

Demnach warfen sie dem türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan und seiner Regierung 20 Jahre Lügen und Schwindel vor. An anderer Stelle skandierten die Fans: „Regierung, tritt zurück!“ Der Hashtag #Fenerbahce, unter dem Aufnahmen der Sprechchöre geteilt wurden, war in der Türkei am Sonntagmorgen meist diskutiertes Thema auf Twitter.

Es war das erste Fenerbahce-Spiel nach der verheerenden Erdbeben-Katastrophe in der Südosttürkei vom 6. Februar mit Zehntausenden Toten. Erdogan ist seit 20 Jahren an der Macht. Nach dem Erdbeben war Kritik am Krisenmanagement seiner Regierung laut geworden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die Opposition wirft Erdogan zudem vor, das Land nicht ausreichend auf solch ein Erdbeben vorbereitet und etwa bei der Bauaufsicht versagt zu haben. Die Regierung weist die Vorwürfe zurück.

Die Türkei befindet sich zurzeit im Wahlkampf. Regulär würden die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im Juni stattfinden. Erdogan hatte aber vor dem Erdbeben angekündigt, die Wahlen auf den 14. Mai vorzuziehen. Ob er an dem Datum festhält, ist noch unklar.

Nach dem Einsturz Tausender Gebäude in den türkischen Erdbebengebieten sind 184 mutmaßliche Verantwortliche festgenommen worden. Unter ihnen befänden sich mehrere Bauunternehmer und Immobilienbesitzer, sagte Justizminister Bekir Bozdag am Samstag bei einer Pressekonferenz in Diyarbakir. Die juristischen Untersuchungen würden ausgeweitet.

Die Zahl der Toten nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien hat mittlerweile die Marke von 50.000 überschritten. Der türkische Katastrophendienst meldete 44.128 Todesopfer. In Syrien waren zuletzt 5914 Tote gemeldet.

Das Beben im Grenzgebiet ereignete sich am 6. Februar. Mehr als 160.000 Gebäude mit 520.000 Wohnungen stürzten ein. Etwa 1,5 Millionen Menschen sind obdachlos.

Der Direktor des Welternährungsprogramms (WFP), David Beasley, hat sich angesichts der Zerstörung im Erdbebengebiet in der Türkei erschüttert gezeigt. „Das ist völlig unglaublich“, sagte Beasley in einem Video, das ihn in Antakya zeigt und das er am Samstag bei Twitter teilte.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Man könne es sich noch so oft im Fernsehen anschauen, aber solange man es nicht selbst sehe, sei es unmöglich, sich das Ausmaß der Verwüstung vorzustellen.

Antakya sei eine Stadt mit 1,5 Millionen Einwohnern gewesen, schrieb Beasley dazu. „Jetzt ist sie eine Geisterstadt. Es gibt nur einen Weg, dies zu beschreiben: apokalyptisch.“ Keiner der Einwohner habe mehr ein Zuhause. Antakya im äußersten Süden der Türkei nahe der syrischen Grenze gehört zu den Orten, die bei den verheerenden Beben am 6. Februar besonders stark zerstört wurden. 

Die Erdbebenregion an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien kommt unterdessen nicht zur Ruhe. Am Samstag traf ein Beben der Stärke 5,2 die zentralanatolische Provinz Nigde in der Türkei, wie die Erdbebenwarte Kandilli mitteilte. Das Epizentrum lag demnach im Bezirk Bor. Kurz zuvor hatte es nach Angaben der türkischen Katastrophenschutzbehörde AFAD mehrere Beben der Stärke 4 gegeben. Angaben zu Opfern und Schäden gab es zunächst nicht.

Von syrischen Stellen wurden innerhalb von 24 Stunden insgesamt mehr als 60 Nachbeben erfasst, wie das Erdbebenzentrum des Landes am Samstag mitteilte. Die Phase der Nachbeben könne noch zwei Jahre andauern, hieß es von AFAD. (dpa, Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false