zum Hauptinhalt
Der inhaftierte georgische Ex-Präsident Micheil Saakaschwili erscheint während einer Gerichtsanhörung am 3. Juli 2023 über eine Videoverbindung aus einer Klinik auf einem Bildschirm.

© REUTERS/Irakli Gedenidze

Update

Ärzte sprechen von lebensbedrohlichen Krankheiten : Inhaftierter georgischer Ex-Präsident Saakaschwili zeigt sich stark abgemagert

Michail Saakaschwili nahm seit seiner Verhaftung 2021 etwa 60 Kilo ab. Dies sei das Ergebnis von „Folter“ in Haft, erklärte eine Ärztegruppe.

| Update:

Der seit 2021 inhaftierte frühere Präsident Georgiens, Michail Saakaschwili, hat sich in einem im Fernsehen veröffentlichten Video abgemagert und gebrechlich gezeigt. Am Montag erschien der 55-Jährige per Videoschalte in einer Gerichtsanhörung, lüftete sein T-Shirt und brachte seine hervorstehenden Rippen und seinen hohlen Bauch zum Vorschein. Saakaschwilis Ärzte erklärten, dass er sich im Gefängnis lebensbedrohliche Krankheiten zugezogen habe.

Saakaschwili, der vor seiner Verhaftung rund 115 Kilogramm gewogen hatte, nahm nach Angaben mehrerer Ärzte seither etwa 60 Kilo ab. Er leide unter verschiedenen gravierenden Krankheiten, darunter eine Schwermetallvergiftung. Die georgischen Behörden gaben hingegen an, er werde angemessen medizinisch versorgt.

Eine in den USA ansässige Ärztegruppe untersuchte Saakaschwili vor Ort und erklärte, sein sich verschlechternder Gesundheitszustand sei das Ergebnis von „Folter“ in Haft. Der ehemalige Staatschef müsse sofort in eine medizinische Einrichtung im Ausland verlegt werden.

„Ich habe keine Verbrechen begangen“

Nach einem 50-tägigen Hungerstreik war der Ex-Präsident im vergangenen Jahr in ein Krankenhaus gebracht worden, wo er seitdem inhaftiert ist. „Mich ins Gefängnis zu stecken wird mich nicht brechen. Ich werde mich aktiv an der georgischen Politik beteiligen“, sagte Saakaschwili in dem Video, das live von mehreren Fernsehsendern übertragen wurde. „Ich habe kein Verbrechen begangen“, bekräftigte er.

Georgiens Präsident Michail Saakaschwili spricht während seiner Amtseinführung in Tiflis, 2008.

© dpa/Irakli Gedenidze

Saakaschwili war von 2004 bis 2013 Präsident Georgiens. In seine Amtszeit fiel der Kaukasuskrieg im Jahr 2008 zwischen Tiflis und Moskau um die abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien, bei dem Georgien unterlag. In beiden Regionen unterhält Russland seither eine starke Militärpräsenz.

Der pro-westliche Reformpolitiker war im Oktober 2021 wegen des Vorwurfs des Amtsmissbrauchs festgenommen worden, als er nach einem langen Exil, das er vor allem in der Ukraine verbracht hatte, in seine Heimat zurückkehrte. In der Ukraine war er unter anderem Reformbeauftragter von Präsident Wolodymyr Selenskyj und Gouverneur der Region Odessa gewesen.

Ukraine wirft Georgien „Folter“ von Saakaschwili vor

Der ukrainische Präsident hat angesichts des Gesundheitszustands von Saakaschwili den Botschafter des Landes zur Rückkehr nach Tiflis aufgefordert. Das Außenministerium in Kiew solle den georgischen Botschafter auf seine Anweisung „zum Verlassen der Ukraine binnen 48 Stunden“ auffordern, schrieb Selenskyj am Montag auf Twitter. Er forderte die georgische Regierung auf, Saakaschwili der Ukraine „auszuhändigen“ und „diesen Mann zu retten“.

Die Ukraine hat Georgien vorgeworfen, den Michail Saakaschwili zu foltern. Es sei „nicht akzeptabel“, wie Saakaschwili behandelt werde, erklärte das Außenministerium in Kiew am Dienstag. Deshalb sei der georgische Botschafter einbestellt worden. „Die georgischen Behörden müssen aufhören, diesen ukrainischen Staatsbürger zu foltern“, hieß es weiter.

Die Kreml-nahe georgische Regierungspartei Georgischer Traum bezeichnete die Entscheidung der ukrainischen Regierung als „beleidigend“. „Aber wir wollen weiter mit der Ukraine befreundet sein, auch einseitig, weil sich das Land im Krieg befindet“, sagte der Parteivorsitzende Irakli Kobachidse.

Bereits Ende Dezember war Saakaschwili schwer gezeichnet per Videoschalte in einer Gerichtsanhörung vom Haftkrankenhaus aus zugeschaltet worden. Im Februar entschied ein Gericht in der Hauptstadt Tiflis, Saakaschwili müsse in Haft bleiben. Damals hatten seine Ärzte gewarnt, er könne durch den massiven Gewichtsverlust sterben. (AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false