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Geht es nach den Taliban, bleiben afghanische Frauen zukünftig zu Hause, statt zur Arbeit zu gehen.

© AFP

Trotz Beschäftigungsverbot für Frauen: UN wollen humanitäre Hilfe in Afghanistan fortsetzen

Medizinische Hilfe dürfe nicht an Bedingungen geknüpft werden, sagten die Vereinten Nationen. Zuvor hatten die G7 die Taliban aufgefordert, das Arbeitsverbot für Frauen bei NGOs aufzuheben.

Die Vereinten Nationen wollen trotz der von den Taliban verhängten Frauenrechts-Beschränkungen in Afghanistan ihre humanitären Hilfseinsätze in dem Land fortsetzen. „Es ist wichtig, dass wir bleiben und weiter Hilfe leisten“, sagte der für Afghanistan zuständige humanitäre Koordinator der Vereinten Nationen, Ramiz Alakbarov, am Donnerstag in New York.

Die Bereitstellung von Lebensmitteln oder medizinischer Hilfe für notleidende Menschen dürfe nicht an Bedingungen geknüpft werden. Die radikalislamischen Taliban hatten in der vergangenen Woche ein Beschäftigungsverbot für Frauen in nationalen und internationalen Hilfsorganisationen verhängt. Mehrere NGOs setzten daraufhin ihre Arbeit in Afghanistan aus. Zuvor hatten die Taliban Frauen bereits den Zugang zu Hochschulen und Mädchen den Besuch von Oberschulen verboten.

Die G7-Staaten und die UNO verurteilten die Entscheidungen und forderten die sofortige Rücknahme der Maßnahmen. Alakbarov kündigte an, den Dialog mit den Taliban zu suchen, um zu erreichen, dass „Frauen wieder arbeiten und die Mädchen wieder zur Schule gehen können“. In den kommenden Wochen werde außerdem UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths nach Afghanistan reisen. Gespräche seien der beste Weg, um zu einer Lösung zu gelangen, betonte Alakbarov. Die Islamisten hätten in der Vergangenheit „nicht positiv auf Druck reagiert“.

G7 fordern Aufhebung des Beschäftigungsverbots für Frauen

Die Außenminister der G7 haben zuvor Taliban aufgefordert, das Beschäftigungsverbot für Frauen in Hilfsorganisationen sofort rückgängig zu machen. Sie seien „ernsthaft besorgt“, dass die „rücksichtslose und gefährliche Anordnung“ der Taliban „Millionen von Afghanen gefährdet, die für ihr Überleben von humanitärer Hilfe abhängig sind“, erklärten die Chefdiplomaten der sieben führenden Industrienationen, deren Vorsitz Deutschland bis Jahresende inne hat, am Donnerstag in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Die Minister riefen die radikalislamische Führung der Taliban „dringend auf, diese Entscheidung rückgängig zu machen“. Frauen spielten eine „zentrale Rolle“ bei der Versorgung der hilfsbedürftigen Bevölkerung in Afghanistan, heißt es in der G7-Erklärung, der sich auch Länder wie die Schweiz, die Niederlande, Dänemark und Australien anschlossen.

Ohne Frauen seien Hilfsorganisationen nicht in der Lage, die Verletzlichsten in Afghanistan mit „Nahrungsmitteln, Medikamenten, Gütern zum Überstehen des Winters und anderen Hilfsgütern zu versorgen, die sie zum Leben brauchen“, hieß es weiter.

Mit ihren Verboten offenbarten die Taliban „ihre Missachtung der Rechte, der Freiheit und des Wohlergehens des afghanischen Volkes, insbesondere der Frauen und Mädchen, und ihr Desinteresse an normalen Beziehungen zur internationalen Gemeinschaft“.

Die Taliban hatten das Beschäftigungsverbot für Frauen in nationalen und internationalen Hilfsorganisationen vergangene Woche verhängt. Mehrere Hilfsorganisationen setzten daraufhin ihre Arbeit in Afghanistan aus.

Zuvor hatten die Taliban Frauen bereits den Zugang zu Hochschulen und Mädchen den Besuch von Oberschulen verboten. Der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk sprach am Dienstag von „unvorstellbaren Einschränkungen für Frauen und Mädchen“ und forderte deren Rücknahme.

Mehr als die Hälfte der 38 Millionen Menschen in Afghanistan sind nach UN-Angaben auf humanitäre Hilfe angewiesen. Seit der Machtübernahme der Taliban im August vergangenen Jahres hat sich die Wirtschaftskrise im Land verschlimmert.

Die Taliban hatten nach ihrer erneuten Machtübernahme zunächst angekündigt, weniger rigide vorgehen zu wollen als während ihrer ersten Herrschaft von 1996 bis 2001. Inzwischen wird die Taliban-Führung jedoch zunehmend radikaler. (AFP)

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