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Vladimir Putin und Cyril Ramaphosa.

© REUTERS/Pool

Afrikanische Friedensinitiative für die Ukraine: Ein Vorgeschmack auf die neue Weltordnung

Sechs Staatschefs aus Afrika wollen zwischen Kiew und Moskau vermitteln. Der Vorstoß zeigt, welche Rolle der Kontinent künftig in der Weltpolitik spielen will.

Ein Kommentar von Paul Starzmann

Cyril Ramaphosa kann einen Erfolg gut gebrauchen. Auf dem südafrikanischen Präsidenten lastet immenser Druck. Sein Land steckt in einer tiefen Krise, die Bevölkerung leidet unter extremen Lebensmittelpreisen, das Stromnetz steht kurz vor dem Kollaps.

Die Wut auf Ramaphosa wächst. Gut möglich, dass seine Regierungspartei ANC bei den Wahlen in einem knappen Jahr die Mehrheit verliert – zum ersten Mal seit Ende der Apartheid 1994. Es wäre eine Zäsur für das Land und eine schmetternde Niederlage für den Präsidenten.

Vor diesem Hintergrund versucht der 70-Jährige nun, wenigstens außenpolitisch zu punkten. In wenigen Tagen will er nach Moskau und Kiew reisen – als Chef einer Delegation aus sechs afrikanischen Ländern, die einen Frieden für die Ukraine vermitteln wollen.

Die Initiative verdient Aufmerksamkeit

Neben Ramaphosa sind die Staatschefs von Ägypten, Senegal, Uganda und Sambia dabei. Außerdem will Azali Assoumani mitfliegen, der Präsident der Komoren und aktueller Chef der Afrikanischen Union.

Ob die Initiative erfolgreich sein wird, ist offen. Potenzial hat sie. Nicht nur können die sechs Staaten echte Mittler sein, sie sind weder Teil des Westens noch im Lager von Russland und China. Moskau und Kiew zeigen sich offen für den Vorstoß aus Afrika. Auf dem Kontinent gibt es viel Erfahrung mit Konfliktmanagement, wovon man jetzt profitieren kann. Afrikanische Lösungen für europäische Probleme, könnte man sagen.

Aufmerksamkeit verdient die Friedensinitiative aber auch unabhängig von ihrem Ausgang. Denn sie zeigt etwas, was hierzulande viel zu lange ignoriert wurde: Die Staaten Afrikas streben längst nach mehr internationalem Einfluss, selbstsicher und machtbewusst.

Es ist Ausdruck eines umfassenden Wandels in der Weltpolitik. Die Länder des Südens wollen nicht mehr nur als Hilfsempfänger oder Spielbälle der großen internationalen Player wahrgenommen werden. Sie fordern Respekt. Denn sie wissen um ihre wachsende Bedeutung als Handelspartner oder strategische Verbündete.

Doch Anerkennung und echte Wertschätzung bekommen sie in Deutschland und Europa noch viel zu selten. So werden etwa Rohstoffe aus Afrika gerne genommen, die Menschen hingegen mit immer höheren Zäunen brutal abgewehrt.

Die hiesige Politik wird sich darauf einstellen müssen, dass Afrika an Bedeutung gewinnt – und mitreden will, wenn es um die internationale Ordnung geht, um die Verteilung der Macht auf der Welt. Und um Krieg und Frieden. Die aktuellen Vermittlungsbemühungen für die Ukraine sind darauf nur ein Vorgeschmack.

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