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Auch in Erfurt: Stromzuführung und Aufzugsvorrichtung für eine Bogenlampe in der Johannesstraße (1913)

© Siemens AG

Tagesrückspiegel – Heute vor 144 Jahren: Erste elektrische Straßenlampen in Deutschland

Licht aus Strom, das Prinzip erfand bereits ein britischer Erfinder Anfang des 19. Jahrhunderts. Doch erst Jahrzehnte später konstruierte Werner Siemens die ersten Bogenlampen, die Straßen erhellten.

Eine Kolumne von Birgit Herden

„Ich hatte Glück – als Kind wurde ich viel mir selbst überlassen, ohne besonderen Plan, was ich lernen sollte“, so erinnerte sich Humphry Davy, britisches Erfindergenie, an seine frühen Lebensjahre am Ende des 18. Jahrhunderts. Die Welt verdankt dem Autodidakten eine lange Reihe von Entdeckungen, etwa das Verständnis, warum Säuren sauer sind, oder die schmerzlindernde Wirkung von Lachgas – mit dem Davy zunächst experimentiert hatte, um den Kater nach zu viel Wein zu lindern.

Der Sohn eines Holzschnitzers gehörte schließlich zu den einflussreichsten Wissenschaftlern seiner Zeit und wurde mit 40 sogar in den Adelstand erhoben. Besonderen Ruhm aber erlangte er durch eine Konstruktion, deren praktisches Potenzial erst viel später offenbar wurde: Er erfand das erste elektrische Licht, die Bogenlampe.

Elektrische Bogenlampe von Werner Siemens

© Siemens AG/Siemens AG

Zwei Stäbe aus Graphit, die sich knapp berührten, befestigte Davy dafür mit Draht und legte mittels einer Batterie Spannung an. Als Dozent an der Royal Society demonstrierte er in seinen Vorlesungen, was dann geschah: Bewegte er die beiden Elektorden ein wenig voneinander weg, floß weiter Strom, und zur Freude der Zuschauer spannte sich ein hell leuchtender Bogen auf. Für Davy, berühmt für seine rhetorisch brillanten Vorträge, muss das ein wunderbarer Effekt gewesen sein. Doch noch fehlte es an ausdauernden Stromquellen, auch brannten die Graphit-Elektroden zu schnell herunter.

Das änderte sich erst Jahrzehnte später. Es war Werner Siemens, der mit einer genialen Steuerung aus Magnetspulen das Problem löste, den Abstand der Elektroden konstant zu halten. Am 1. März 1879 stellte er erstmals eine neue Straßenlampe vor, die weit heller brannte als die damals üblichen Gaslaternen. Bald darauf ließ Berlin die Kreuzung von Friedrichstraße und Unter den Linden in dem neuen Licht erstrahlen.

Von nun an konkurrierten alte und neue Technologie um den Ausbau in der Energieversorgung, nicht unähnlich den Ladesäulen für E-Autos, die Tankstellen ersetzen sollen. Wie Humphry Davy wurde Werner Siemens in den Adelsstand erhoben, allerdings musste er bis zu seinem 72. Lebensjahr auf diese Ehre warten. Seine Bogenlampen haben heute weitgehend ausgedient. In Berlin brennt aber bis heute ein Rest Gaslampen, die nach und nach durch LED-Leuchten ersetzt werden sollen. Birgit Herden

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