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38 Prozent der Befragten gaben an, die Pille zu nutzen, 53 Prozent verwenden Kondome.

© dpa/Christophe Gateau

Klare Mehrheit bei Pille skeptisch: Kondom ist jetzt das am meisten genutzte Verhütungsmittel in Deutschland

Sorgen vor negativen Auswirkungen für Körper und Seele machen die Pille für mehr und mehr Frauen in der Bundesrepublik unattraktiver. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage.

Die Einstellung gegenüber hormonellen Verhütungsmethoden war in den vergangenen Jahren immer kritischer geworden. Nun hat das Kondom in Deutschland die Pille als Verhütungsmittel Nummer eins abgelöst. Das ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln unter sexuell aktiven Erwachsene zwischen 18 und 49 Jahren. Insgesamt gaben 70 Prozent an, beim Sex zu verhüten. 

Demnach verwendeten 38 Prozent der Befragten die Pille, 53 Prozent gaben an, Kondome zu nutzen. 2007 war es den Angaben zufolge genau umgekehrt, 55 Prozent verhüteten mit der Pille, 36 Prozent mit Kondomen. Bei der letzten Befragung 2018 hatte die Pille mit 47 Prozent noch knapp vor Kondomen mit 46 Prozent gelegen.

Die deutlich rückläufige Nutzung der Pille hänge mit einer zunehmend kritischen Einstellung zu hormonellen Verhütungsmethoden zusammen, so die BZgA. 61 Prozent der Frauen und Männer stimmten demnach der Aussage zu, dass Verhütung mit Hormonen „negative Auswirkungen auf Körper und Seele“ hat. 2018 äußerten sich lediglich 48 Prozent so.

Vor allem jüngere Frauen sehen Pille kritisch

15 Prozent der verhütenden Frauen begründen die Wahl ihres Verhütungsmittels mit einer generellen Ablehnung der Pille oder hormoneller Verhütung. Im Jahr 2011 gab dies lediglich ein Prozent der Frauen an. Insbesondere jüngere Befragte sind Hormonen gegenüber kritisch eingestellt. So ist der Rückgang bei der Pilleneinnahme bei 18- bis 29-Jährigen besonders deutlich – der Anteil sank in dieser Altersgruppe innerhalb von zwölf Jahren von 72 auf 46 Prozent.

Verhütungsmethoden wie Sterilisation und Kalendermethode spielen aktuell dagegen nur eine geringe Rolle, so die Umfrage. Allerdings verwenden mit 18 Prozent inzwischen deutlich mehr junge Erwachsene eine Spirale, 2011 waren dies erst drei Prozent.

Wichtigste Informationsquelle ist der Umfrage zufolge für Frauen die gynäkologische Beratung (73 Prozent), für Männer das Internet (49 Prozent).

Die Kosten eines Verhütungsmittels spielen der Befragung zufolge für 19 Prozent aller Frauen und Männer eine wichtige Rolle. 30 Prozent der Frauen, 34 Prozent der jüngsten Befragten und 39 Prozent der Befragten mit geringem verfügbarem Einkommen stimmten dieser Aussage zu.

Weitere Kriterien für die Auswahl eines Verhütungsmittels:

  • Für 39 Prozent Zuverlässigkeit
  • Für 30 Prozent eine einfache Anwendung
  • Für 25 Prozent eine gute Verträglichkeit

Für die Studie wurden den Angaben zufolge von August bis September 2023 telefonisch 1.001 sexuell aktive Erwachsene befragt.

Auf dem Portal „liebesleben.de“ der BZgA finden Interessierte weitere Informationen unter anderem dazu, welche Kondome für wen geeignet sind – zum Beispiel hinsichtlich der Größe und Dicke sowie zum Material. Denn meisten Kondome werden aus Latex hergestellt. Nach Angaben des Deutschen Allergie- und Asthmabundes sollen zwei Prozent der Bevölkerung von einer Latexallergie betroffen sein.

Für alle, die beim Kontakt mit Latex zum Beispiel Hautausschläge entwickeln, gibt es Alternativen, die ohne auskommen. Sie bestehen aus dem Kunststoff Polyurethan, der dem Portal zufolge praktisch keine Allergien auslöst. (lem)

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