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Die Schilddrüse erstreckt sich auf beide Seiten des Halses. Um krankhaften Veränderungen auf die Spur zu kommen, nutzen Ärzte oft den Ultraschall.

© IMAGO

Jodmangel macht krank: Überfunktion und Vergrößerung der Schilddrüse

Wofür der Körper das Spurenelement Jod braucht – und welche Folgen eine Unterversorgung hat

Von Claudia Füßler

Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, das wir vor allem brauchen, um Schilddrüsenhormone aufzubauen. Diese steuern zahlreiche Stoffwechselprozesse. Dementsprechend ist Jod wichtig für das Wachstum des Körpers, die Bildung von Knochen, die Entwicklung des Gehirns und den Energiestoffwechsel.

Da unser Körper Jod nicht selbst herstellen kann, müssen wir es mit der Nahrung aufnehmen. Ist die Versorgung gesichert, speichert der Körper Jod - allerdings nur in begrenztem Umfang. In Phasen der Mangelversorgung können wir die Reserven aufbrauchen; länger als ein paar Monate halten diese aber nicht an.

Die Schweden zum Beispiel haben kleinere Schilddrüsen als wir.

Joachim Feldkamp, Internist

Nehmen wir dauerhaft zu wenig Jod auf, entsteht ein chronischer Jodmangel, der gesundheitliche Risiken birgt. 80 Prozent des Jods, das wir täglich essen, geht in die Schilddrüse. Bekommt sie über einen längeren Zeitraum zu wenig, reagiert sie darauf mit einer Vergrößerung: Das Gewebe wächst und bildet neue Drüsenzellen, um das wenige Jod bestmöglich verwerten und die nötige Menge an Schilddrüsenhormonen produzieren zu können. Diese sogenannte Struma ist typisch für Jodmangelgebiete.

Auch – meist gutartige – Knoten, die sich mit dem Alter in der Schilddrüse bilden und sonst keine Symptome verursachen, können zur Schilddrüsenvergrößerung führen. Bei etwa der Hälfte aller Über-70-Jährigen werden Knoten entdeckt – in der Regel als Zufallsbefund.

„Sie können sich aber zu so genannten heißen Knoten entwickeln, die eine Schilddrüsenüberfunktion verursachen“, sagt Joachim Feldkamp, Direktor der Universitätsklinik für Allgemeine Innere Medizin, Endokrinologie, Diabetologie und Infektiologie am Klinikum Bielefeld Mitte. „Als Resultat läuft der Stoffwechsel auf Hochtouren, was zu verschiedenen Symptomen wie Bluthochdruck, Schlafstörungen oder Gewichtsverlust führen kann.“

Eine Vergrößerung der Schilddrüse dagegen wird auch sichtbar, wenn das Volumen des Organs immer weiter wächst. Dann entsteht ein sogenannter „Kropf“. Aber warum wächst das Organ bei einer mangelhaften Versorgung mit Jod? „Vereinfacht gesagt: Weil sie mit einer größeren Oberfläche mehr Blut auf Jod hin absuchen kann“, erklärt Feldkamp. „Schaut man sich die Schilddrüsen weltweit an, zeigt sich, dass schon eine gesunde Schilddrüse in Jodmangelgebieten wie bei uns im Durchschnitt größer ist als die Durchschnittsschilddrüse in Gebieten mit einer sehr guten Jodversorgung. Die Schweden zum Beispiel haben kleinere Schilddrüsen als wir.“

„Riesige Kröpfe“, also stark vergrößerte Schilddrüsen, wie es früher manche Menschen vor allem in bergigen Regionen hatten, erwartet Feldkamp aber auch jetzt nicht. Denn dafür müsste der Jodmangel deutlich ausgeprägter sein. „Doch man muss sich darüber im Klaren sein, dass ein Jodmangel gerade in der Schwangerschaft gravierende Konsequenzen für das Kind haben kann. Mehrere große Studien haben gezeigt, dass die betroffenen Kinder kognitive Defizite zum Beispiel in der Sprache haben.“

Aber auch geringer angeschwollene Schilddrüsen haben gesundheitliche Nachteile. „Die Größe kann zu Schluckbeschwerden und einem Druckgefühl führen“, sagt Feldkamp. Betroffene haben häufig einen Hustenzwang und räuspern sich oft. „Das ist nicht schlimm, es nervt halt.“ Kosmetisch könne es natürlich stören, wenn sie stark gewachsen ist und es von außen sichtbar wird.

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