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Christian Lindner ist Bundesfinanzminister und öffentlich-rechtlicher Kritiker

© AFP / Foto: JOHN MACDOUGALL

Zwei Seiten einer Medaille: Ich oder wir?

FDP-Chef Lindner redet über die Öffentlich-Rechtlichen, die Öffentlich-Rechtlichen reden über Vielfalt und Gemeinwohl.

Legt man die Zahlen der Agenturmeldungen zugrunde, dann hat Christian Lindner den Mittwoch klar dominiert. Der Bundesfinanzminister und Parteichef der Liberalen hat sich in einem „SZ“-Interview ausführlich zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks geäußert. In Kürze: Statt der gegebenen Intendantenverfassung soll ein Vorstandsmodell greifen, auf teure Sportrechte bitte verzichten, dann der Lindner-Klassiker, wonach die Rundfunkgebühren nicht erhöht und die Gehälter der Intendanten begrenzt werden sollten.

Public Value Konferenz in Leipzig

Ortswechsel, Leipzig, 2. Public Value Konferenz. Mit Sachverstand, Vorträgen und Diskussionen ging es um die Frage, ob es dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk gelingen kann, die gesellschaftspolitischen Parameter von Vielfalt und Gemeinwohl in den Programmen wenn nicht zu versöhnen, so doch zusammenzubringen.

Ein so schweres wie schwieriges Thema und ausgehend vom Intro der Gastgeberin Karola Wille, Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks, rauchten alsbald die Köpfe. Das Thema ist in der aktuellen Lage in Deutschland virulent wie kaum ein zweites: Gibt es bei aller Vereinzelung, Individualisierung, ja Egomanisierung die notwendige Anstrengung aller oder wenigstens der allermeisten, sich auf gemeinsame Ziele, also wünschenswerte Effekte des Gemeinwohls zu verständigen? Wer will verneinen, dass bei allem Auseinanderdriften von Interessen, Wünschen und Eifer nicht ein Basissatz von vereinigenden Interessen, Wünschen und Eifer existiert? Vom Ich zum Wir, vom Wir zum Ich.

Die Konferenz in Leipzig hat diskutiert, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk den dafür notwendigen Austausch vermittelt und organisiert. Vielleicht, könnte, sollte, müsste, in diesen Zwischenlagen kreisten die Diskussionen.

Im öffentlichen Widerhall hat der FDP-Politiker Christian Lindner den Mittwoch gewonnen. Aber die Öffentlich-Rechtlichen haben mit ihrer Synode in Leipzig aufgezeigt, dass sie etwas Wesentliches begriffen haben: Wer ARD und ZDF<TH>als kommunikative Akteure des Gemeinwohls verortet sehen will, der muss schon in den Programmen auf Vielfalt achten. Der künftige ARD-Vorsitzende, SWR-Intendant Kai Gniffke, kündigte an, dass in den ARD-Kommentaren ein breiteres Meinungsspektrum zum Ausdruck kommen werde. Ist ein kleiner Schritt nur – doch die Richtung stimmt.

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