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Jan Böhmermann möchte gesellschaftlich relevante Themen mit Witz und  Ironie paaren.

© ZDF/Jens Koch

„ZDF Magazin Royale“: Lachhaft wird schmerzhaft

Jan Böhmermann will Investigation und Satire verschmelzen. Das tut der Investigation nicht gut.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Freitag ist Zeit für lustig, jedenfalls im Zweiten Deutschen Fernsehen. Nach dem „heute-journal“ kommt die „heute-show“ und nach der „heute-show“ kommt das „ZDF Magazin Royale“.

Die „heute-show“ arbeitet sich ab im Weinberg der Politik. Immer auf Schnipsel-Suche nach der verunglückten Aussage, nach dem verunglückten Auftritt, garniert mit eigenen Aussagen und Auftritten zu Politik, wie und warum sie verunglückt.

Besserwisserei statt Bessermachen, es wird albern, damit die Zuschauer sich den Frust über die Zeitläufte von der Seele lachen können. Die „heute-show“ ist Kasperles Theater über seine Wahrnehmung von Politik. Bleibt im selbst gesteckten Rahmen, tut nicht wirklich weh.

Satire trifft auf Investigation

Anders das „ZDF Magazin Royale“. Hier soll Satire auf Investigation treffen. Zuletzt wurde der CSU-Politiker Christian Schmidt hart kritisiert, wie er seine Aufgabe als „Hoher Repräsentant“ in Bosnien und Herzegowina wahrnimmt. Wahrnimmt?

In Böhmermanns Erkenntnisraster agiert Schmidt muslimfeindlich, protegiert nationalistische Interessen. Anna Sauberbrey schreibt zu diesen Recherchen in der „Zeit“: „Manche warnten vor Vereinfachungen. Diese Warnungen schlug die Redaktion in den Wind. Nicht zugunsten einer Gruppierung, aber zugunsten eines einfachen Plots.“ Eines lustigen Plots.

Ob Fakten wackeln oder nicht, so what.

Jan Böhmermann tritt auf im ZDF. Der Sender rühmt sich seiner Informationsleistung und freut sich über die Aufregungen, die das „Magazin Royale“ erzeugt. Selbst wenn die Böhmermann-Truppe in der Zuspitzung, die bestimmte Fakten präferiert und andere unterschlägt, über die Hecke frisst.

Empörung statt Erkenntnisgewinn wird präferiert. Journalismus oder das, was dafür gehalten wird, kommt nicht unter die Räder, er wird benutzt, indem er hysterisiert wird.

Das Böhmermann-Publikum bejubelt diese Form der Investigation. Ob Fakten wackeln oder nicht, so what, in diesem „Magazin“ wird anders als in allen anderen Magazinen hingelangt, aufgedeckt, decouvriert. „Monitor“ im Ersten, „Frontal“ im Zweiten sehen ganz schön alt aus. Im „royalen“ Zuschnitt ist der Herr Kaiser nackt, endlich.

Kommt die Frage um die Ecke, ob der Beitragszahler mitmachen muss bei Böhmermanns Kernschmelze von Investigation? Braucht es die Steigerung von „heute“ zu „heute-show“ zu „ZDF Magazin Royale“?

Was nicht sein kann: Dass der Zuschauer um eines Plots willen hinter die Fichte geführt wird. Dafür sind die Zeiten, dafür sind die Themen zu ernst, dafür muss das „ZDF Magazin Royale“ zu ernsthaft gemeint sein.

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