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Heinz Tomaten-Ketchup in einem Supermarkt.

© picture alliance / dpa

Verfaulte Tomaten verwendet?: Öko-Test findet giftige Schimmelpilze in Heinz-Ketchup

Ob der Zucker im Tomatenketchup ein Gift ist oder nicht – darüber lässt sich streiten. Unbestritten ist aber, dass die gefundenen Schimmelpilzmengen im Heinz-Ketchup viel zu hoch sind.

Vor allem der hohe Zuckergehalt im Ketchup sorgt immer wieder für leidenschaftlich geführte Diskussionen am Esstisch.

Nachdem Öko-Test für die März-Ausgabe 20 verschiedene Ketchup-Anbieter aus Bio-Läden, dem Lebensmittelhandel und aus Drogeriemärkten im Labor untersuchte, zeigt sich nun aber ein ganz anderes alarmierendes Problem: Schimmelpilzgift.

Wir verraten Ihnen, wie der Ketchup-Marktführer Heinz im großen Öko-Test abgeschnitten hat und zu welchen Produkten Sie bedenkenlos greifen können. Alle Testsieger und -verlierer können auf der Website von Öko-Test für 2,50 € freigeschaltet werden.

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Worauf wurde beim Ketchup-Test geachtet?

Beim Testen interessierte die Expert*innen vor allem, ob Rückstände von Pestiziden oder verschiedenen Schimmelpilzgifte wie Alternariol (AOH) und Tenuazonsäure (TeA) im Labor nachgewiesen werden konnten.

Das Toxin AOH kann nachweislich das Erbgut schädigen, wie Zell- und Tierstudien bereits zeigen. Das Schimmelpilzgift kann in den Ketchup gelangen, wenn die Hersteller schimmelige, verfaulte oder überreife Tomaten verarbeiten. Das Toxin TeA hat in Tierversuchen die Bildung körpereigener Proteine gehemmt, was potenziell zu Organschäden führen kann.

Neben dem Zuckergehalt, eventuell zugesetzten Aromastoffen und der Sensorik wurden auch die ökologischen und sozialen Bedingungen, unter denen die Produkte hergestellt wurden, überprüft. Dafür wurden den sogenannten Inverkehrbringern des Ketchups, den Tomatenmark-Herstellern und den landwirtschaftlichen Betrieben Fragen gestellt.

Zu Pommes Frittes werden häufig Ketchup und Mayonaise serviert.
Zu Pommes Frittes werden häufig Ketchup und Mayonaise serviert.

© picture alliance/dpa

Auch die Verpackungen wurden gecheckt. Wer PVC in Schraubverschlussdeckeln verarbeitet hat oder schlecht recyclebares Plastik nutzte, der bekam im Test Punktabzüge.

Bio-Ketchup oder vom Discounter: Wer sind die Testsieger?

Von den sieben getesteten Bio-Ketchups bekommt nur der Tomaten-Ketchup von „Zwergenwiese“ die Note „sehr gut“. Aus dem Supermarkt überzeugt der Tomaten-Ketchup von Penny. Der „Zwergenwiese“-Ketchup hat nach dem letzten Test im Jahr 2020 sogar seinen Zuckergehalt von 27 Gramm auf 19 Gramm pro 100 Milliliter reduziert.

Ketchup im Test: Wer sind die Verlierer?

Bei den Bio-Ketchups bekamen gleich drei der sieben Produkte nur die Note „ausreichend“, darunter auch die Bio-Produkte der Drogerieketten Dm und Rossmann.

Der Bio-Tomaten-Ketchup von Dm punktet im Test zwar mit dem niedrigsten Zuckergehalt (nur 13 Gramm pro 100 Milliliter) und einem „sehr guten“ Geschmack, aber weist dafür einen erhöhten TeA-Wert auf.

Auch die Produkte von Dennree und Alnatura zeigten im Labor erhöhte TeA-Werte.

Marktführer Heinz-Ketchup fällt durch

Besonders negativ fällt der beliebte Marken-Ketchup von Heinz auf. Er fällt im aktuellen Öko-Test als einziges Produkt mit „ungenügend“ durch.

In Nablus, West Bank, Palästina sortiert ein Bauer geerntete Tomaten.
In Nablus, West Bank, Palästina sortiert ein Bauer geerntete Tomaten.

© IMAGO/ZUMA Wire

Was die Belastung mit Schimmelpilzgiften betrifft, so sei „die Höhe im Heinz-Ketchup sicherlich ungewöhnlich“ verrät Katja Tölle, stellvertretende Chefredakteurin bei Öko-Test.

Der Richtwert der EU, wie viel Alternaria-Toxin maximal in Tomatenprodukten enthalten sein sollte, liegt derzeit bei 10 Mikrogramm pro Kilogramm. Mit einem tatsächlichen Wert von 47 Mikrogramm pro Kilogramm reißt Heinz-Ketchup diesen Richtwert gleich mehrfach.

Derart hohe Alternariolwerte sind im vorliegenden Fall höchstwahrscheinlich auf die Verwendung schimmliger Tomaten zurückzuführen. Der Konzern Kraft Heinz wollte sich laut Öko-Test auf Nachfrage nicht zu diesen hohen Werten äußern.

Hier sehen wir den Anbieter Kraft Heinz in der Verantwortung, die Gehalte zu reduzieren.

Katja Tölle, stellvertretende Chefredakteurin bei Öko-Test

„Ergebnisse in der Höhe haben wir selten“, so die Expertin auf Tagesspiegel-Nachfrage.

In puncto Gefährlichkeit komme es laut Tölle „natürlich immer auf die Dosis an“. Allerdings gebe es Studien, die darauf hinweisen, dass das im Heinz-Ketchup nachgewiesene Alternariol das Erbgut verändern kann.

Tölle empfiehlt daher: „Anstatt zum Heinz-Ketchup würde ich tatsächlich eher zu anderen Produkten greifen.“ Immerhin hätten diverse Produkte im Test mit „sehr gut“ oder „gut“ abgeschnitten.

Ketchup im Test: Woher kommen die Tomaten?

Eine Stellungnahme zu den Testergebnissen lieferte das Unternehmen Heinz bislang nicht. Der Anbieter gibt ebenso wenig Informationen über seine Lieferketten, die Arbeitsbedingungen, die Herkunft der Tomaten oder über Umweltbemühungen preis.

Als einziges Unternehmen verweigerte Heinz Auskünfte in den Bereichen Tomatenherkunft, Lieferketten, Nachhaltigkeitsziele und zu den Angaben bei den Kunststoffverpackungen.

Fast drei Viertel der Ketchup-Firmen schickte Öko-Test auf Anfrage Belege zur Herkunft der Tomaten. Insgesamt sechs Bio-Ketchups konnten vom Feld bis in die Flasche nachverfolgt werden.

Bei 18 der 20 Anbieter stammen die Tomaten sogar aus Europa, darunter Länder wie Italien, Spanien oder Portugal. Geschmeckt haben die getesteten Ketchups laut Katja Tölle „übrigens alle gut oder sehr gut“.

Ketchup selber machen: So geht´s

Die Tester geben zum Schluss noch einen ganz besonderen Tipp: Ketchup einfach selbst herstellen. Dafür einfach 150 Gramm Tomatenmark, 100 Milliliter Wasser, 2 Esslöffel Apfelessig mit je einem halben Teelöffel Salz und Paprikapulver pürieren und nur sparsam süßen.

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