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Diego Luna in der „Star Wars“-Serie „Andor“ auf Disney+.

© 2022 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

„Andor“ macht’s besser: Darum sieht die „Star Wars“-Serie schöner aus als „Mandalorian“ und „Obi-Wan“

Die neue „Star Wars“-Serie „Andor“ auf Disney+ hat einen realistisch anmutenden, wegweisenden Sci-Fi-Look. Dabei wurde sie geradezu altmodisch gedreht.

Mit den digitalen Dinos aus „Jurassic Park“ veränderte sich 1993 das Filmemachen: Spezialeffekte aus dem Computer wurden von da an in teuren Filmproduktionen mehr und mehr zur Normalität. Inzwischen sind die digitalen Tricks auch in Serien wie „Game Of Thrones“, „Die Ringe der Macht“ oder den „Star Wars“-Serien auf Disney+ angekommen.

Nicht nur Monster, Aliens und Raumschiffe werden mittlerweile am Computer erstellt. Auch der Hintergrund, vor dem die Schauspieler:innen agieren, wurde in vielen Szenen digital generiert. Dafür stehen die Stars am Set vor blauen oder grünen Leinwänden, den sogenannten Blue- oder Greenscreens, die bei den Dreharbeiten als Platzhalter für später am Computer eingefügte Landschaften oder Räume dienen.

Mit der „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ hat 2019 eine neue Technik Einzug in die Filmbranche gehalten: das sogenannte „Volume“-Verfahren. Die digitalen Hintergründe werden live am Set eingeblendet. Das ist revolutionär, jedoch nicht frei von Problemen.

Das „Volume“-Verfahren: Hintergründe auf Knopfdruck

Zur vereinfachten Erklärung des „Volume“ stelle man sich vor, im Elektromarkt oder auf der IFA vor einer Wand eingeschalteter Fernsehbildschirme zu stehen. Im „Volume“ stehen die Schauspieler:innen vor einer großen, im Halbkreis gebogenen Wand aus vielen, scheinbar nahtlos zusammengefügten Bildschirmen.

Auf diesen Bildschirmen ist beim Dreh der jeweilige, in der Szene benötigte Hintergrund zu sehen – in hoher Auflösung und sehr echt wirkend.

Das Volume am Set von „Star Wars: The Mandalorian“
Das Volume am Set von „Star Wars: The Mandalorian“

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Welches Bild auf der großen Videowand zu sehen ist, kann beliebig der jeweiligen Szene angepasst werden. Wo eben noch Weltraum war, kann per Knopfdruck eine futuristische Stadt abgebildet werden. Die Schauspieler:innen müssen sich den Hintergrund nicht vorstellen, so wie es bei Greenscreens nötig ist. Und der Hintergrund bewegt sich sogar dynamisch mit, gekoppelt an die Kamerabewegung. Die Perspektive stimmt immer.

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Das „Volume“-Verfahren wurde von der legendären Effektschmiede „Industrial Light And Magic“ (ILM) erfunden. Die Firma ist unter anderem für die Effekte in „Jurassic Park“ und in den „Star Wars“-Filmen verantwortlich. Auch mit dem „Volume“ gelang es ILM, eine bahnbrechende neue Technik zu etablieren. Sie erzielt beeindruckende Ergebnisse.

Starke Technik, aber nicht ausgereift

Doch die Technik der virtuellen Sets – auch als „StageCraft“ bekannt – ist offensichtlich noch nicht ausgereift. Wer „The Mandalorian“ oder die im Mai gestartete Disney+-Serie „Obi-Wan Kenobi“ auf einem großen Fernseher anstatt dem Smartphone oder Tablet geschaut hat, dem sind vermutlich hin und wieder Szenen aufgefallen, wo die Hintergründe flach und künstlich wirken.

Das betrifft insbesondere helle Umgebungen, also etwa Planten mit Wüsten. So bemerkenswert die neue Technik auch ist, kann sie nicht immer eine perfekte Illusion erzeugen – vor allem dann nicht, wenn man als Vergleich „Star Wars“-Filme wie „Krieg der Sterne“ von 1977 oder „Der Aufstieg Skywalkers“ von 2019 heranzieht, wo die Filmcrews mit samt ihrer Ausrüstung tatsächlich im echten Sand standen.

Besonders schlecht sieht die sandige Landschaft in der Serie „Obi-Wan Kenobi“ aus. Sie ist offenbar im Bluescreen-Verfahren am Computer entstanden, wie in der Hinter-den-Kulissen-Doku „Die Rückkehr eines Jedi“ auf Disney+ zu sehen ist. Entsprechend hat die Film-Crew diese Szene mutmaßlich nicht in der echten Wüste gedreht.

Das Ergebnis überzeugt nicht und ist umso bedauerlicher, als dass die Serie zu einem Großteil auf dem Wüstenplaneten „Tatooine“ spielt.

„Andor“ macht’s anders: Dreh vor Ort

Am 21. September wurden die ersten drei Folgen der neuen „Star Wars“-Serie „Andor“ auf Disney+ veröffentlicht. Wir erleben die Story des späteren Rebellen Cassian Andor. Die Handlung spielt vornehmlich in Wäldern und auf einem kargen Bergbau-Planeten. Die Bewohner haben sich ihre Häuser aus Stein und alten Raumschiffteilen erbaut. Zuschauer:innen bekommen das Gefühl, alles anfassen und spüren zu können, so realistisch wirken die Umgebungen.

Denn für „Andor“ wurde auf das „Volume“ verzichtet und es wurden viele Szenen an echten Orten oder aufwändigen Sets gedreht.

Diego Luna in „Star Wars: Andor“ auf Disney+.
Diego Luna in „Star Wars: Andor“

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„Wir sind altmodisch. Wir haben StageCraft überhaupt nicht benutzt“, sagte „Andor“-Serienmacher Tony Gilroy dem Filmmagazin „Empire“. Damit ist „Andor“ eine Ausnahme im Aufgebot der vielen „Star Wars“-Serien auf Disney+.

Wie viel Mühe sich bei „Andor“ gegeben wurde, möglichst wenig mit Computereffekten zu arbeiten, ist in diesem Video zu sehen:

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Zwar wurden auch für „Andor“ viele Effekte am Computer erstellt. Doch sind sie eher als Erweiterung der Szenen gedacht und nicht als ihr Fundament. Die ganze Geschichte eines verzweifelten Kampfes gegen ein übermächtiges Imperium kommt rau und geerdet daher, entsprechend rustikal liefen die Dreharbeiten ab.

„Wie auf einem anderen Planeten“

„In Pitlochry in Schottland mussten wir stundenlang für nur eine Aufnahme auf einen Berg laufen“, sagte „Andor“-Hauptdarsteller Diego Luna. „Ein großer Aufwand. Wirklich gefährlich. Alles, was du um dich herum siehst, sind der Himmel, Bäume, Flüsse, Seen. Fantastisch. Wie auf einem anderen Planeten.“

Das „Volume“-Verfahren aus „The Mandalorian“ wurde unterdessen schon in mehreren anderen Produktionen eingesetzt, auch außerhalb der „Star Wars“-Welt, zum Beispiel in der Comicverfilmung „The Batman“ mit Schauspieler Robert Pattinson. In Hollywood ist eben seit jeher nichts ansteckender als ein aktueller Hype. Die Serie über den Rebellen Andor, deren zweite Staffel ab November gedreht wird, widersetzt sich dem Technik-Trend.

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