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 Ein ICE der Deutschen Bahn (DB) steht auf einem verschneiten Gleis am Hauptbahnhof.

© dpa/Sven Hoppe

Update

Schneechaos in Süddeutschland: Bahn rät von Zugreisen bis Montag ab

Im Süden Bayerns sorgt Winterwetter für Chaos. Reisende müssen bis Montag mit Einschränkungen im Bahnverkehr rechnen. Der Münchner Flughafen ist wieder in Betrieb, hunderte Flüge entfallen jedoch.

| Update:

Nach dem starken Wintereinbruch in Bayern nimmt die Deutsche Bahn nach Angaben einer Sprecherin vom Sonntag schrittweise und vereinzelt den Betrieb im Fernverkehr am Münchner Hauptbahnhof wieder auf. Das gelte zunächst für die Strecken München - Nürnberg und München - Stuttgart, und zwar in beide Fahrtrichtungen. Allerdings seien weniger Züge in Betrieb, eine Mitnahme könne nicht garantiert werden.

Passagiere sollten sich vor Reiseantritt über den Status ihrer jeweiligen Verbindung informieren und nicht notwendige Zugfahrten möglichst auf Dienstag oder später verschieben, sagte die Sprecherin.

Starker Schneefall in der Nacht zum Samstag hatte in weiten Teilen Süddeutschlands den Bahnverkehr weitgehend lahmgelegt. Eingeschneite Züge konnten nicht starten, unter der Schneelast zusammengebrochene Bäume blockierten Gleise, Oberleitungen waren vereist.

Verschneite Gleise am Münchner Hauptbahnhof.

© dpa/Lukas Barth

Der Flughafen München hat seinen Flugbetrieb ebenfalls wieder aufgenommen. Allerdings gab es auch am Sonntag weiterhin Einschränkungen: Einem Sprecher zufolge wurden rund 560 von etwa 880 geplanten Flügen gestrichen. Passagiere wurden gebeten, sich vor Reiseantritt über den Status ihres Fluges zu informieren.

Am Samstagmorgen war der Flugbetrieb vorübergehend eingestellt worden. Dies wirkte sich auf Starts und Landungen weiterer Flughäfen aus.

Ein verschneites Flugzeug steht am Flughafen in München.

© dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Lage auf den Straßen hat sich beruhigt

Die Lage auf den Straßen in Südbayern hat sich in der Nacht zu Sonntag beruhigt. Die Behörden meldeten nur kleinere Unfälle, Schwerverletzte oder Tote gab es keine. „Es stürzen immer noch ein paar Bäume um, aber da gab es nur Unfälle mit Blechschäden“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd.

Auch in Niederbayern war das Unfallgeschehen einem Sprecher zufolge für die „Jahreszeit typisch“. Ähnlich ruhig auf den Straßen verlief die Nacht auch im nördlichen Oberbayern und Schwaben, wie die jeweiligen Polizeipräsidien mitteilten.

Vom Winterwetter war nicht nur Bayern betroffen. Auch in einigen Gegenden im Norden Deutschlands gab es witterungsbedingte Probleme auf den Straßen. In Mecklenburg-Vorpommern kam ein Auto von einer schneebedeckten Straße ab und prallte gegen einen Baum. Die beiden Insassen wurden bei dem Unfall schwer verletzt.

Vorerst kein Neuschnee in Teilen Bayerns

Weiterer Neuschnee soll in weiten Teilen von Bayern am Sonntag erstmal ausbleiben. Nur vereinzelt sollen laut Deutschem Wetterdienst Flocken fallen. Lediglich im östlichen Mittelgebirge und an den Alpen werden mehrere Zentimeter Neuschnee erwartet. In den Kammlagen gebe es dort auch Schneeverwehungen oder erhebliche Lawinengefahr. Die Meteorologen rechnen mit Tiefstwerten von minus 6 bis minus 9 Grad.

Südlich der Donau könnten die Temperaturen gebietsweise bei minus 10 bis minus 15 Grad liegen. Auch am Montag und Dienstag bleibt es weiter kalt, Schnee soll aber weiter nur vereinzelt fallen.

Schneemassen liegen in den Straßen der Altstadt von Füssen.

© dpa/Christian Wiediger

In einigen Teilen von Deutschland sieht es in den kommenden Tagen ähnlich aus. In Niedersachsen, an der Nordseeküste und zwischen dem Erzgebirge und dem Harz wird am Sonntag gelegentlich etwas Schneefall erwartet.

Am Montag sollen die Flocken langsam in Regentropfen übergehen. Trockenbleiben soll es dagegen von Berlin bis Südbayern. Auch am Dienstag ist im Westen und Südwesten weiter Regen angesagt. Hier rechnet der Wetterdienst auch mit Glatteis.

Abgesagtes Bundesligaspiel, Evakuierung von Zügen

Am Samstag hatte das Winterwetter Teile von Bayern lahmgelegt. Durch Schnee und Glatteis kam es zu Unfällen und langen Staus auf den Autobahnen, die Flughäfen München und Memmingen stellten vorübergehend den Flugbetrieb ein.

Auf zahlreichen Bahnstrecken fuhren keine Züge, Reisende mussten in der Nacht auf Samstag in Ulm und München in Zügen übernachten. BRK und Technisches Hilfswerk (THW) halfen bei der Evakuierung von Zügen und betreuten Insassen liegengebliebener Fahrzeuge. Zudem wurden Schneemassen von Dächern geschaufelt und verunglückte Autos oder Lastwagen von Straßen geräumt.

Passanten und Pkw bahnen sich ihren Weg über die Maximiliansbrücke in München.

© dpa/Peter Kneffel

In einigen Landkreisen Südbayerns stießen die Einsatzkräfte trotz Schneeketten und Allradantrieb an ihre Grenzen - „ohne Unterstützung der Bergwacht ist teilweise kein Durchkommen mehr“, teilte ein Sprecher des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) am Samstag mit. Man schließe sich dem Aufruf des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd an: „Bleiben Sie möglichst zu Hause!“ Das Unfallrisiko sei immens erhöht.

Und so verlockend der Winterwald mancherorts vielleicht schien: Vom Betreten wurde dringend abgeraten. „Viele Bäume können im Moment der hohen Last des nassen Schnees in den Kronen nicht mehr standhalten und können ohne Vorwarnung umkippen oder zusammenbrechen“, warnte Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber (CSU).

Stromausfälle in Teilen Ober- und Ostbayerns

Die massiven Schneefälle haben in Teilen Bayerns auch zu Stromausfällen geführt. Tausende Haushalte im Netzbereich von Bayernwerk waren ohne Strom, sagte ein Sprecher am Samstag. Schwerpunkte seien der Raum um München sowie die Bereiche Penzberg, Kolbermoor, Freilassing, Parsberg, Vilshofen, Eggenfelden und Regen. Bäume seien auf Leitungen gestürzt, teils seien Leitungen durch die Schneelast beschädigt oder gerissen. Er warnte, sich herunter hängenden oder am Boden liegenden Leitungen zu nähern.

Ein eingeschneite Traffoanlage in Bayern.

© imago/Jan Huebner/IMAGO/Eduard Martin

Wegen des Wetter-Chaos wurde auch das Bundesliga-Heimspiel des FC Bayern München gegen den 1. Das teilte der deutsche Fußball-Meister am Samstagmorgen mit.

Die verschneite Allianz Arena in München.

© Imago/Ulrich Gamel

Auch auf einen Marktbummel mit Glühwein musste vielerorts verzichtet werden: Etliche Weihnachtsmärkte in Bayern blieben am Samstag geschlossen. Dazu zählte der Markt im Innenhof der Residenz in München, wo Dachlawinen nach Angaben der Schlösserverwaltung Hütten beschädigt hatten. Auch das Tollwood-Winterfestival in der Landeshauptstadt öffnete nicht.

Zu blieben auch Zoos wie der Tiergarten Straubing und der Zoo Augsburg. Nach städtischen Angaben bestand Schneebruchgefahr in den Anlagen. In den beiden Städten wurde vorübergehend auch der öffentliche Nahverkehr eingestellt. Der Tierpark Hellabrunn in München war am Samstag ebenfalls geschlossen.

Verkehrschaos auch auf den Straßen

Auf den Straßen im südlichen Bayern gab es zahlreiche Unfälle - bei den meisten blieb es laut Polizei bei Sachschäden. Der starke Schneefall verursachte lange Staus auf den Autobahnen. Auf der A8 in Richtung Salzburg erstrecke sich nahe München ein Stau bereits auf 30 Kilometer, sagte eine Sprecherin des ADAC am Samstagvormittag. Deutschlandweit gebe es aktuell 96 Staus mit mehr als zehn Kilometern Länge - sämtliche in Bayern. Auch die A6 und die A9 seien stark betroffen.

Der Verkehr am verschneiten Siegestor in München rollt nur langsam.

© dpa/Felix Hörhager

Der Automobilclub empfehle, vorübergehend auf nicht notwendige Autofahrten zu verzichten und wenn, dann nur mit Winterausrüstung zu fahren, sagte die Sprecherin.

Rettungsdienst im Dauereinsatz – Autofahrer stirbt

Die Polizei von Oberbayern Süd forderte die Bevölkerung am Samstag auf, zu Hause zu bleiben. Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr und Räumdienste seien im Dauereinsatz. Viele kleinere Straßen außerhalb von Ortschaften seien stark verschneit oder durch umgestürzte Bäume blockiert.

Ein Räumfahrzeug beseitigt Schneemassen auf einem Parkplatz.

© dpa/Lukas Barth

Auch in weiten Teilen Baden-Württembergs verursachten Schnee und Glätte Behinderungen auf Straßen und Schienen. Ein 54 Jahre alter Autofahrer starb bei einem Unfall auf schneeglatter Straße in Emmingen-Liptingen. Fahrgäste müssen beim Zugverkehr besonders im Regionalverkehr mit Ausfällen rechnen, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) am Samstag mitteilte. Vor allem der Südosten von Baden-Württemberg sowie der Großraum Bodensee seien stark betroffen.

Ein Mann versucht sein Auto von einem halben Meter Schnee zu befreien.

© IMAGO/Wolfgang Maria Weber/IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Bergbahnen zur Zugspitze stehen still

Einen Tag nach dem Start der Skisaison an der Zugspitze ist der Bahnbetrieb an Deutschlands höchstem Berg eingestellt worden. „Wir haben die Zugspitze komplett geschlossen“, sagte die Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn, Verena Tanzer, am Samstag. Weder die Seilbahn noch die Zahnradbahn könnten fahren.

Es herrsche erhebliche Lawinengefahr, zudem gebe es Schneebruch auf der Strecke der Zahnradbahn. Bäume seien umgestürzt und versperrten die Gleise. „Die Mitarbeiter sind gar nicht erst nach oben gekommen.“ Auch die Straße zum Eibsee zur Talstation der Zugspitzseilbahn sei schwer befahrbar gewesen; ein Bus sei von der Straße abgekommen und in den Graben gerutscht.

Schnee und Eis hängt an der Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes auf der Zugspitze.

© dpa/Angelika Warmuth

Tanzer zeigte sich aber optimistisch, dass am Sonntag die Bahnen an der Zugspitze wieder fahren könnten. Nicht zuletzt sagt der Deutsche Wetterdienst für den Sonntag strahlenden Sonnenschein bei frostigen minus 18 Grad an - perfektes Skiwetter.

Erst am Freitag war die Zugspitze in die Wintersportsaison gestartet. Auch in anderen Skigebieten liefen diese Woche die Lifte an - wegen des Schneefalls teils früher als erwartet. (dpa)

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