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Das Parlament in der ghanaischen Hauptstadt Accra. Hier soll ein homofeindliches Gesetz beschlossen werden.

© Imago/Lin Xiaowei

Homofeindliche Attacke gegen Aktivisten: „Niemand hier in Ghana denkt an meine Sicherheit oder schützt mich“

Bei einer Zeremonie wird der Menschenrechtsverteidiger Davis Mac-Iyalla angegriffen. Er setzt sich seit Jahren für queere Rechte ein.

Es hätte ein ganz besonderer Moment werden sollen: Am Wochenende wurde der Menschenrechtsverteidiger Davis Mac-Iyalla bei einer Zeremonie im ghanaischen Yamoransa in seiner neuen Position als Chief vereidigt. Als sogenannter Amankorehen kommt ihm zukünftig eine große Bedeutung zu. Insofern war es für den 51-jährigen Nigerianer, der sich seit vielen Jahren für queere Rechte einsetzt, ein bedeutungsvoller Augenblick.

Doch plötzlich attackierte eine Gruppe Jugendlicher die stuhlförmige Sänfte, auf der Mac-Iyalla während der Zeremonie getragen wurde und warf sie um. „Das war ein furchtbarer Moment“, sagt Mac-Iyalla am Telefon, „sie haben mich von der Sänfte gestoßen, das war ein Attentat.“ Er wurde nicht verletzt, hatte aber einen Schock und sieht homofeindliche Beweggründe hinter der Aktion. Denn queere Menschen sind in Ghana seit einigen Jahren Angriffen und Hetze ausgesetzt.  

Bereits im März 2021 wurde das Büro der Organisation LGBT+ Ghana von der Polizei gestürmt. Eine Gruppe rund um Moses Foh-Amoaning, den Exekutivsekretär der National Coalition for Proper Human Sexual Rights and Family Values, hatte damals die Verhaftung der Mitglieder gefordert.

Schnell kursierten Fotos der Mitglieder von LGBT+ Ghana in den sozialen Medien, seither sind sie Morddrohungen und Attacken ausgesetzt. Viele von ihnen mussten fliehen. Weil das Büro geschlossen wurde, gibt es zudem kaum Orte, an denen queere Personen sich treffen können. „Man muss sehr vorsichtig sein und aufpassen, mit wem man die Orte teilt“, sagt Mac-Iyalla, der in der Hauptstadt Accra lebt. 

Homofeindlicher Gesetzesentwurf

Auch auf politischer Ebene spitzt sich die Lage zu: Noch immer prüft das Parlament einen Gesetzentwurf, wonach queeren Personen zukünftig bis zu fünf Jahre Haft drohen. Auch die Unterstützung queerer Personen stünde dann unter Strafe und intergeschlechtliche Personen könnten zu Operationen gezwungen werden.

Laut Gesetzentwurf müssten „homosexuelle Handlungen“ der Polizei gemeldet werden. Wer dies unterlässt, muss ebenfalls mit bis zu fünf Jahren Haft rechnen. Mac-Iyalla setzt sich seit Monaten gegen das geplante Gesetz ein. „Der Gesetzentwurf ist Teil des Hasses, der zu der Attacke auf mich geführt hat.“ 

Eine große Verantwortung für die Situation queerer Menschen in Ghana sieht er bei den lokalen Medien. „Die Medien in Ghana bringen mein Leben weiter in Gefahr. Sie versuchen mich um jeden Preis zu demütigen und es ist sehr traurig, die homofeindliche Rhetorik mitzuerleben“, sagt er. „Homosexuelle Menschen sind menschliche Wesen, sie verdienen Respekt und Würde.“

Die ghanaischen Medien würden jedoch seit Monaten alles versuchen, um queere Menschen zu diskreditieren. Ihn selbst setzten sie immer wieder unter Druck, damit er öffentlich über seine Homosexualität spricht. „Aber das ist meine eigene Angelegenheit und meine ganz persönliche Entscheidung. Niemand hier in Ghana denkt an meine Sicherheit oder schützt mich.“ 

Mac-Iyalla hofft weiterhin auf die Unterstützung internationaler Organisationen. Er sieht auch die deutsche Botschaft in der Verantwortung, die den Visa-Prozess für queere Ghanaer*innen vereinfachen und Schutz bieten sollte. Der neue Titel als Chief sei ihm wenige Tage nach der Zeremonie wieder aberkannt worden. Das ghanaische Portal „Graphic“ berichtet, dass er ihm entzogen wurde, nachdem Mac-Iyallas Einsatz für queere Rechte öffentlich wurde.

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