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Eine Person trägt bei der Gedenkfeier für die sogenannten Rosa-Winkel-Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald eine Regenbogenfahne.

© picture alliance/dpa-Zentralbild/Michael Reichel

Gedenken an queere NS-Opfer: „Es muss der Auftakt für viel mehr sein“

Jahrzehnte mussten queere NS-Opfer auf das Gedenken im Bundestag warten. Bei all der Freude könne das nur ein Anfang sein, sagt der Historiker Lutz van Dijk. Das war auch der Tenor einer Veranstaltung im SchwuZ. 

2023 – fast 78 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde am Freitag im Bundestag zum ersten Mal der Menschen erinnert, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung bzw. ihrer geschlechtlichen Identität von Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden.

Die queere Community ist vertraut mit diesen langen und kräftezehrenden Kämpfen um das Sichtbarmachen der Opfer und der Anerkennung des erlittenen Leids. Erst seit dem letzten Jahr wird auch offiziell mit einer Gedenkkugel an die lesbischen Frauen gedacht, die im Konzentrationslager Ravensbrück zwischen 1939 und 1945 eingesperrt, gefoltert und ermordet worden sind.

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Am Mittwoch fand dazu im queeren Club SchwuZ die Podiumsdiskussion „Die queeren Opfer der NS-Zeit – ein schwieriges Gedenken?“ statt.

In der voll besetzten Veranstaltung sprach auf dem Podium Lutz van Dijk von einem Erfolg für die queere Community. Aber das Gedenken „muss der Auftakt für viel mehr sein“. Der Historiker und Autor hatte 2018 eine Petition für das Gedenken an sexuelle Minderheiten im Rahmen der Holocaust-Gedenkveranstaltung im Bundestag initiiert. Der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) lehnte die Forderung damals ab. Das nun so späte Erinnern sei auch deshalb tragisch, so Lutz van Dijk, weil viele Zeitzeugen nicht mehr leben.

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Fehlstellen in diesem gesamten offiziellen Gedenken: Menschen mit Behinderung, „Asoziale“, intergeschlechtliche Menschen und trans Personen finden bisher wenig oder gar keine Beachtung.

Aber auch trans Personen seien während des Nationalsozialismus verfolgt worden, sagte der Medizinhistoriker Rainer Heern, der mit auf dem Podium saß. Laut seiner Forschung wurden von der Polizei sogenannte „Transvestiten-Register“ geführt. Die betreffenden Personen seien der Willkür der Behörden ausgeliefert gewesen. Die Forschung dazu müsse „unbedingt“ vertieft werden. So gebe es bis heute keine umfassende Forschung über trans Menschen in der NS-Zeit, sagte Herrn. Ein großer Verlust in diesem Kontext sei auch die Zerstörung des Instituts für Sexualwissenschaft von Mediziner und Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld 1933 von den Nationalsozialisten.  

Auch die Forschung zur Verfolgung und Ermordung lesbischer Frauen während des Nationalsozialismus müsse weitergehen, forderte Andrea Genest, Leiterin der Gedenkstätte Ravensbrück. Dass es heute in Ravensbrück die Gedenkkugel gibt, sei auch nur dem Einsatz zahlreicher Initiativen und Privatpersonen zu verdanken, so die Gedenkstättenleiterin.

Stefanie Schüler-Springorum, Moderatorin an diesem Abend und Leiterin des Zentrums für Antisemitismusforschung, fasste die Veranstaltung vielleicht mit am besten zusammen: „Wir müssten die Geschichte der beiden deutschen Staaten neu schreiben – aus der Perspektive von queeren Menschen.“

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