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Die Podcast-Hosts Miss Ivanka T und Robin Solf sind Szenegrößen und Tratsch-Profis.

© Niklas Van Schwarzdorn

„Gag – der Podcast“ aus Berlin: Abschied von einer queeren Audio-Legende

Robin Solf und Miss Ivanka T haben vier Jahre lang den Podcast „Gag“ moderiert. Jetzt machen sie Schluss – ein Abschiedstreffen.

Von Finn-Lukas Hagen

Im Bett, in der Bahn, per Zoom aus Los Angeles – sie haben schon überall aufgenommen. Acht Staffeln und 186 Episoden von „Gag – der Podcast“ haben Robin Solf und Miss Ivanka T veröffentlicht. Anfang November machen sie Schluss, nach vier Jahren.

Robin Solf ist bekannt als Popsänger, Entertainer, DJ und Szenemaus. Wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen in einer Talkshow eine schwule Meinung benötigt, ist er immer gern zur Stelle. Seine bessere Hälfte ist die selbsterklärte „Ikone, Legende und Sensation“, die Drag Queen Miss Ivanka T aus Linz. In der queeren Szene Berlins kann man den beiden nicht entkommen – auch wegen ihres Podcasts.

Darin spricht das Duo über Drag Queens, Partys, Dates, die HIV-Prophylaxe PreP, Schwulsein in Oberösterreich, Stereotype und jeden noch so kleinen Aspekt des homosexuellen Geschlechtsverkehrs.s. Geschnitten wird bei dem Podcast nicht.

Im Gespräch sind sie herzlich und zugewandt

Ein wenig erinnert die Stimmung an die Kult-Serie „Sex and The City“. Denn jede Folge wirkt wie ein intimer Kaffeeklatsch zwischen zwei besten Freunden, mit ausgelassenem Austausch über die Ereignisse und Gedanken der vergangenen Woche. Es wird viel gelacht – und auch mal geweint. Als Zuhörer hat man stets das Gefühl, Mäuschen zu spielen.

Beim Gespräch in einem Berliner Café sind die zwei ganz wie im Podcast: charismatisch, zugewandt und herzlich, Gesellschaft zum Mitlachen. Sie erzählen von den Anfängen des Projekts und nehmen kein Blatt vor den Mund: Wie Robin mal bei einem Grindr-Treffen enttäuschen musste – oder was Ivanka im Darkroom des SchwuZ treibt.

Zur Gründung des Projekts kam es aus einer Laune heraus. Robin hatte die Idee, Ivanka das Equipment, und eine Woche später nahmen sie die erste Folge auf. Dass der Podcast queer wird, stand außer Frage. „Wenn’s um unser Leben geht, dann geht es explizit auch ums Schwulsein, weil wir einfach ein wahnsinnig homosexuelles Leben führen“, sagt Ivanka.

„Gag“ bietet den Hörer:innen die Möglichkeit, in Berlins queere Parallelwelt abzutauchen. Gerade für junge Leute, die grade erst einsteigen in die Lebensrealität als LGBTQ-Person, sind die 40-minütigen Folgen wie ein sicherer Hafen und auf amüsante Weise lehrreich dazu.

 Ich habe diesen Job ausgewählt, weil ich erkannt werden wollte.

Miss Ivanka T über das Zusammentreffen mit Fans

Am schönsten ist für die „Gag“-Moderatoren, die Fans zu treffen. Einige reisen zum Beispiel für die „Fem Top“, Ivankas eigene Partyreihe im SchwuZ, extra mit der Bahn an. Auch auf dem CSD vom einem Pulk gefeiert zu werden und mit den Hörer:innen in Kontakt kommen, macht Ivanka glücklich: „Ich habe diesen Job ausgewählt, weil ich erkannt werden wollte.“

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Mit zunehmender Bekanntheit kamen auch einige Probleme: Im Podcast nennen sie nie Namen, aber beim Dating treffen die beiden vermehrt auf Partner, die entweder ganz erpicht darauf sind, als aufregende Bettgeschichte im Audio zu landen, oder eben jene, die Angst davor haben, Thema zu werden.

Geschichten aus dem eignen Leben zu teilen, damit haben Robin und Ivanka kein Problem, die Partner aber manchmal schon: „Es könnte gut sein, dass die Mutter meines Partners den Podcast hört“, sagt Robin. Und wer will schon, dass intimste Details aus dem eigenen Leben für die Eltern des Partners im Netz zugänglich sind?

Für besondere Folgen laden Robin und Ivanka auch mal Verstärkung ein. Zu Gast waren bei „Gag“ bereits Größen wie die Entertainerin Désirée Nick oder die Rapperin Nura. Eines der Highlights: die Folge mit der Sängerin und Songwriterin Kim Petras. Als Klassiker gelten Folge 1 „Gay Online-Dating“, Folge 105 „Heten!“, Folge 51 „Können Schwule lieben?“ – und wer könnte Folge 40 „Anal für Anfänger“ vergessen?

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Ausgangspunkt der Podcast-Folgen ist stets die Berliner LGBTQ-Szene. Robin sagt: „Es ist wie eine Familie. Ich würde nicht mit jedem privat einen Kaffee trinken gehen, aber ich freue mich immer, die Leute zu sehen! Die Community ist immer für einen da.“

Anfang Oktober unterbreitete das Duo Robin Solf und Miss Ivanka T seinen Fans die Nachricht, dass es mit „Gag – der Podcast“ aufhört. „Wir haben uns jede Woche getroffen und zwei Stunden gequatscht, aber Samstagabend ausgehen oder auf einen Kaffee treffen, das macht man dann nicht mehr“, sagt Robin. Sie mussten sich entscheiden zwischen Podcast und Freundschaft, die Antwort ist ganz klar: Freundschaft.

Das Duo will sich stärker anderen Projekten widmen. Robin konzentriert sich auf seine Popkarriere und hat einen Song eingereicht, mit dem er Deutschland beim kommenden Eurovision Song Contest vertreten will – das „ultimative Gay Event“, wie er den Musikwettbewerb nennt. Und Robin und Ivanka lassen auch durchblicken, dass sie 2024 eine Überraschung geplant haben, Stichwort Live-Show.

Wie die letzte Folge heißen wird? Vielleicht „Wie sagt man Tschüss nach vier Jahren“? Das Duo hat sich noch nicht entschieden. Am 3. November wird es so weit sein. Dann heißt es ein letztes Mal: „Herzlich willkommen zu ,Gag’, dem einzig wahren Podcast“. Und bis dahin können treue Fans einfach bei Folge eins wieder anfangen und sich durch die Jahre hören. Denn das schwule „Sex and the City“ hat mit dem Original vor allem eines gemeinsam: Es kommt nie aus der Mode.

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