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Die Waldbrände sind nur noch wenige Kilometer von der kanadischen Großstadt Kelowna entfernt.

© Reuters/Amernhel Pascua

Update

Wettlauf mit der Zeit: Tausende Menschen fliehen vor heftigen Bränden in Kanada

Neben den heftigen Bränden in den Nordwest-Territorien bedroht auch ein Feuer im Südwesten des Landes mehrere Ortschaften. Besonders schwer betroffen ist weiterhin Yellowknife.

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In einem Wettlauf mit der Zeit haben die Einwohner der nordkanadischen Stadt Yellowknife versucht, sich vor einem Waldbrand in Sicherheit zu bringen. Bis Freitagmittag (Ortszeit, 20.00 Uhr MESZ) sollte die gesamte Regionalstadt der Nordwest-Territorien mit ihren mehr als 20.000 Einwohnern evakuiert sein.

Auch in einigen Gebieten der westkanadischen Provinz British Columbia müssen sich die Bewohner vor den drohenden Flammen in Sicherheit bringen. Bis Donnerstagabend waren erst 1500 Menschen aus Yellowknife ausgeflogen worden. Lange Staus auf der einzigen noch offenen Ausfallstraße behinderten die Flucht per Auto. Die Behörden wollten rund ein Viertel der Einwohner mit Notflügen in Sicherheit bringen können.

Einwohner von Yellowknife verlassen wegen der Waldbrände die bedrohte Stadt.
Einwohner von Yellowknife verlassen wegen der Waldbrände die bedrohte Stadt.

© Reuters/Pat Kane

„Wir machen weiter, bis wir die gesamte Bevölkerung von Yellowknife rausgebracht haben“, versicherte die Katastrophenschutzchefin der Nordwest-Territorien, Jennifer Young. Die Stadt sei schon „ziemlich leer“, versicherte Chad Blewett, einer der Piloten der Flüge, dem kanadischen Rundfunksender CBC.

Die meisten der in der Stadt noch Verbliebenen seien damit beschäftigt, Brandschneisen zu schlagen und gemeinsam mit den Fluggesellschaften die Evakuierung zu organisieren. In weiteren Städten und indigenen Gemeinden wurden die Bewohner bereits in Sicherheit gebracht.

Das nächstgelegene Evakuierungszentrum befindet sich mehr als 1000 Kilometer von Yellowknife entfernt in der weiter südlich gelegenen Provinz Alberta. Dort wurden mehrere Standorte eingerichtet, um die Menschen aufzunehmen. Feuerwehrleute versuchten unterdessen, ein Näherrücken des nur noch wenige Kilometer von Yellowknife entfernten Feuers aufzuhalten.

In den kommenden Tagen wird für die Region Nordwestwind erwartet - und dieser werde den Brand „in eine Richtung drängen, die wir nicht wollen“, warnte Feuerwehrsprecher Mike Westwick. Zur Unterstützung im Kampf gegen die Flammen schickte die kanadische Armee mehrere Militärflugzeuge und 120 Soldaten. Kanadas Premierminister Justin Trudeau unterbrach seinen Urlaub, um einen Krisenstab einzurichten.

Soldaten der kanadischen Streitkräfte gehen in den Wald, um eine Feuerschneise hinter dem Parker Recreation Field in Yellowknife zu errichten.
Soldaten der kanadischen Streitkräfte gehen in den Wald, um eine Feuerschneise hinter dem Parker Recreation Field in Yellowknife zu errichten.

© Master Cpl. Alana Morin/Canadian Armed Forces via The Canadian Press/AP/dpa

Am Donnerstag loderten in Kanada insgesamt mehr als tausend Waldbrände, 230 davon in den Northwest-Territorien. Dort gingen bislang mehr als 21.000 Quadratkilometer Wald in Flammen auf. In der Provinz British Columbia zählten die Behörden rund 370 Brände.

Für einige Gebiete nahe der Stadt Kelowna wurden angesichts eines herannahenden Feuers Evakuierungen angeordnet. Weitere Anwohner wurden in Alarmbereitschaft versetzt, um ihre Häuser im Notfall von einer auf die andere Minute verlassen zu können.

Der Brand, der sich am Freitagmorgen (Ortszeit) nach Behördenangaben über eine Fläche von etwa 1100 Hektar erstreckte, sei nur noch etwa 10 Kilometer von der Stadt West Kelowna entfernt, hieß es. Dort war am Donnerstag der Notstand ausgerufen worden. Für etwa 2500 Menschen galten in West Kelowna nach Angaben des Senders CBC Evakuierungsanordnungen. Diese Zahl werde voraussichtlich noch steigen, sagte der Leiter der örtlichen Feuerwehr, Jason Brolund, dem Sender.

Rund 168.000 Menschen mussten dieses Jahr bereits ihre Häuser verlassen

Auch die Stadt Kelowna auf der gegenüberliegenden Seite des Sees rief am frühen Freitagmorgen den Notstand aus. Einzelne Brände seien auf die Stadt übergesprungen, hieß es in einer Mitteilung der Behörden. Bewohner mehrerer Viertel wurden demnach dazu aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. In Kelowna leben nach Angaben des Senders CBC fast 150.000 Menschen. Den örtlichen Behörden zufolge könnten starke Winde die Situation bis zum Samstag „extrem unberechenbar“ machen.

Seit Beginn der außergewöhnlich heftigen Waldbrand-Saison in diesem Jahr mussten rund 168.000 Menschen in Kanada ihre Häuser verlassen.

Kanada kämpft bereits seit Monaten gegen Waldbrände in mehreren Teilen des Landes. Angesichts des Klimawandels warnen Experten, dass Feuer häufiger auftreten und mehr Zerstörungskraft entfalten werden.

In den Prärieprovinzen im Westen Kanadas stieg die Durchschnittstemperatur nach Angaben des Ministeriums für Umwelt und Klimawandel seit Mitte des 20. Jahrhunderts um 1,9 Grad Celsius. Insgesamt verbrannten in Kanada in diesem Jahr bereits rund 13,7 Millionen Hektar Wald, vier Menschen kamen bei Waldbränden ums Leben. (dpa, AFP, Reuters)

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