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Sauerstoffmasken hängen von der Decke der Maschine der Alaska Airlines nach der Notlandung in Portland herunter.

© Reuters/Instagram/@strawberrvy

Update

Tür im Flug herausgebrochen: US-Flugaufsicht ordnet nach Zwischenfall Flugverbot für Boeing 737-9 Max an

Wegen einer herausgebrochenen Kabinentür muss eine Maschine der Alaska Airlines mit 180 Personen an Bord in Portland notlanden. Dies ist nicht der erste Vorfall dieses Boeing-Typs.

| Update:

Diesen Flug werden Besatzung und Passagiere wohl ihr Leben lang nicht vergessen: Im Nordwesten der USA musste ein Passagierflugzeug notlanden, weil in mittlerer Flughöhe offenbar eine Tür herausgerissen worden war.

„Auf dem Alaska-Airlines-Flug 1282 von Portland, Oregon, nach Ontario, Kalifornien, kam es heute Abend kurz nach dem Abflug zu einem Zwischenfall“, teilte die Fluggesellschaft am Freitag (Ortszeit) mit. Und weiter: „Das Flugzeug ist mit 171 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern sicher auf dem Portland International Airport gelandet.“ Zuvor war die Rede von 174 Fluggästen gewesen.

Der Flug hatte demnach Portland um 16.52 Uhr (Ortszeit) verlassen und kehrte kurz vor 17.30 Uhr dorthin zurück. Aufzeichnungen auf Flight Radar Trackern hatte die Boeing 737-9 Max eine maximale Flughöhe von 4.968 Meter erreicht.

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Die Nationale Verkehrssicherheitsbehörde, das National Transportation Safety Board (NTSB), schrieb auf X, dass sie die Notlandung untersucht. Die Besatzung habe ein Problem mit dem Druck gemeldet.

Ich kann mir nicht vorstellen, was diese Passagiere erlebt haben. Es muss sehr laut gewesen sein. Der Wind wird durch die Kabine gerauscht sein. 

Anthony Brickhouse, Experte für Flugsicherheit an der Embry-Riddle Aeronautical University in Daytona Beach (Florida)

Passagiere sagten der Zeitung „The Oregonian“, es habe einen großen Knall gegeben, dann sei Luft durch das Loch hereingeströmt. Der Sitz direkt daneben sei unbesetzt gewesen, ein Jugendlicher auf dem Mittelsitz habe Verletzungen vom plötzlichen und extremen Druckabfall davongetragen.

Alaska Airlines lässt Boeing 737-9 Max am Boden

Die Fluggesellschaft selbst erklärte einem Bericht des britischen Senders BBC zufolge, sie werde alle 65 Flugzeuge des Typs 737 Max 9 „vorübergehend“ am Boden lassen, um Inspektionen durchzuführen.  Firmenchef Ben Minicucci erklärte: „Mein Mitgefühl gilt denen, die auf diesem Flug waren – es tut mir so leid, was Sie erlebt haben.“

Nach dem Zwischenfall hat die US-Luftfahrtbehörde FAA ein vorübergehendes Flugverbot für mehr als 170 Maschinen des Typs angeordnet. Wie die Behörde am Samstag (Ortszeit) mitteilte, seien sofortige Inspektionen bestimmter Flugzeuge dieses Modells nötig.

Weiter heißt es, dass die Überprüfungen pro Maschine etwa vier bis acht Stunden in Anspruch nehmen sollen. Die betroffenen Flugzeuge könnten erst danach wieder in den Betrieb gehen. Gelten soll die Regelung für weltweit 171 Flugzeuge.

Eine Boeing 737-9 Maxder Alaska Airlines steht auf dem Flughafens Seattle-Tacoma in Seattle in den USA

© AFP/Getty Images/Stephen Brashear

Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) übernahm die Richtlinie der US-Luftfahrtbehörde. Sie stellte jedoch fest, dass keine Fluggesellschaft aus einem EU-Mitgliedstaat „derzeit ein Flugzeug in der betroffenen Konfiguration betreibt“. Die britische Flugsicherheitsbehörde erklärte zuvor, sie würde von jedem Betreiber einer 737-9 Max die Einhaltung der FAA-Richtlinie verlangen, um in ihren Luftraum einfliegen zu können.

Passagier-Aufnahmen zeigen den Vorfall

Ein Passagier schickte dem Sender KATU-TV ein Foto, auf dem neben mehreren Sitzen ein klaffendes Loch in der Seite der Maschine zu sehen war.

Eine Passagierin, Vi Nguyen aus Portland, sagte der „New York Times“ (NYT), sie sei während des Fluges durch ein lautes Geräusch aufgewacht. Dann sah sie ein großes Loch in der Seite des Flugzeugs. „Ich öffne meine Augen und das erste, was ich sehe, ist die Sauerstoffmaske direkt vor mir“, sagte die 22-Jährige. „Und ich schaue nach links und die Wand an der Seite des Flugzeugs ist weg. „Das erste, was ich dachte, war: ,Ich werde sterben’“, fügte sie hinzu.

Die Bilder, die Medien von Passagieren zugesandt wurden, zeigen den Nachthimmel, der durch einen Spalt im Rumpf des Flugzeugs sichtbar ist, sowie Isoliermaterial und andere Trümmerteile. Den Fotos zufolge befand sich der betroffene Bereich im hinteren Drittel des Flugzeugs, hinter den Tragflächen und Triebwerken. Persönliche Gegenstände seien aus der Öffnung gefallen, hieß es.

Außenaufnahmen des Flugzeugs scheinen zu zeigen, dass sich die hintere Tür in der Mitte der Kabine während des Fluges vom Flugzeug getrennt habe, so Flightradar24. Die Boeing Max 9 verfügt demnach über eine hintere Kabinentür hinter den Flügeln des Flugzeugs, die „aktiviert“ werden könne, um die Evakuierungsanforderungen zu erfüllen. In den Flugzeugen von Alaska Airlines seien sie jedoch permanent deaktiviert.

Wie die „NYT“ berichtete, soll es sich um einen sogenannten Türstopfen handeln – ein Wandteil, das dort eingebaut wird, wo herstellerseitig ein Notausgang vorgesehen war, der in der Kabinen-Ausführung der Maschine aber nicht benötigt wurde. Warum sich ein solches Bauteil abgelöst haben könnte, war der Zeitung zufolge unklar.

„Diese Art von Vorfällen ist zwar selten, aber unsere Flugbesatzung war geschult und vorbereitet, um die Situation sicher zu bewältigen“, sagte Alaska in einer Erklärung. „Wir untersuchen, was passiert ist, und werden mehr Informationen weitergeben, sobald sie verfügbar sind“, teilte Alaska Airlines mit.

Sicherheitsexperte: „Beängstigende Situation“

Anthony Brickhouse, Experte für Flugsicherheit an der Embry-Riddle Aeronautical University in Daytona Beach (Florida), sagte der Nachrichtenagentur Reuters, jedes Mal, wenn es zu einer so schnellen Dekompression komme, handele es sich um ein schwerwiegendes Sicherheitsereignis.

„Ich kann mir nicht vorstellen, was diese Passagiere erlebt haben. Es muss sehr laut gewesen sein. Der Wind wird durch die Kabine gerauscht sein. Es war wahrscheinlich eine ziemlich heftige Situation und definitiv eine beängstigende Situation“, sagte Brickhouse.

Boeing-Typ problembehaftet

„Der Vorfall zeigt, wie wichtig es ist, dass die Passagiere angeschnallt bleiben, auch wenn die Anschnallzeichen nicht leuchten“, sagte Brickhouse weiter. Er wies darauf hin, dass das Sauerstoffmaskensystem offenbar ordnungsgemäß funktionierte. „Dies ist eine sehr, sehr ernste Situation und es hätte viel schlimmer sein können“, sagte er. „Wenn jemand auf diesem Sitz gesessen hätte und nicht angeschnallt gewesen wäre, wäre die Situation anders gewesen.“

Die Boeing vom Typ 737-9 Max war erst vor zwei Monaten vom Band gelaufen und hatte ihre Zulassung erhalten, wie aus Online-Aufzeichnungen der US-Luftfahrtbehörde FAA hervorging. Wie es in dem BBC-Bericht weiter heißt, wurde die Boeing 737-9 Max nach einer Reihe von Sicherheitsproblemen und Untersuchungen als „das am meisten unter die Lupe genommene Transportflugzeug der Geschichte“ bezeichnet.

Der jüngste Vorfall reiht sich ein in eine ganze Reihe von Vorkommnissen mit Boeings meistverkauftem Modell. Flugzeuge dieses Typs mussten nach Abstürzen 2018 und 2019 in Indonesien und Äthiopien mit insgesamt 346 Toten aus Sicherheitsgründen fast zwei Jahre lang am Boden bleiben. Im Nachgang stellte sich heraus, dass eine mangelhafte Cockpit-Software für die Abstürze verantwortlich war.

Um wieder fliegen zu können, wurde jedes Max-Flugzeug erheblich modifiziert, obwohl die Änderungen von außen nicht sichtbar waren und die Passagiere keinen Unterschied bemerken würden.Der Zwischenfall am Samstag kommt der dpa zufolge zu einem Zeitpunkt, an dem Boeing und ein wichtiger Zulieferer mit Produktions- und Qualitätsproblemen kämpfen. 

Boeing hatte zuletzt erklärt, es werde die Auslieferungen der 737 Max beschleunigen, nachdem es einen Lieferfehler behoben hatte, der langwierige Inspektionen neuer Flugzeuge und seines Bestands erforderlich machte, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Nach Angaben von Boeing wurden bisher etwa 1.300 Maschinen vom Typ 737 Max an Kunden ausgeliefert.

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