zum Hauptinhalt
Mallorca und die Baleareninseln gehören zu den beliebtesten Reisezielen. Dort soll ab Sommer eine „Urlaubssteuer“ erhoben werden.

© Julian Stratenschulte/dpa

Tourismus in Spanien: Rekordjahr 2015: 68 Millionen Besucher

Der Tourismus im Königreich Spanien verbucht immer neue Rekorde - auch weil andere Ländern unter dem Terror leiden.

„Genieße deinen Urlaub in völliger Sicherheit.“ Mit diesem Slogan umwirbt Spanien ausländische Feriengäste. Und dieser Lockruf scheint zu verfangen. Während die Terrorangst in der Türkei, in Tunesien oder in Ägypten vielen Urlaubern die Reiselust verdirbt, boomt Spaniens Tourismus wie nie. Das Königreich verzeichnete 2015 mit 68 Millionen internationalen Besuchern einen neuen Rekord. Spanien gilt somit als der große Krisengewinner im europäischen Tourismusgeschäft.

Die Kanarischen Inseln, Spaniens bekanntestes Winterreiseziel, war über den Jahreswechsel so voll wie noch nie. Viele Flüge und Hotels waren ausgebucht. Das beliebte Strand- und Surferparadies Fuerteventura zum Beispiel meldete für Dezember und Januar ein Buchungsplus von satten 21 Prozent. Die milden Temperaturen, die auch mitten im Winter zu einem Bad im Meer einladen, machen den Reiz dieser Vulkaninsel aus.

„Der Tourismus ist die Lokomotive der wirtschaftlichen Erholung“, jubelt José Luis Zoreda, Vizechef des spanischen Reisebranchenverbandes Exceltur. Und der Sektor ist zugleich der wichtigste Produzent von Jobs, die das Land – in dem die Arbeitslosigkeit mit 21 Prozent immer noch sehr hoch ist – dringend braucht. Die Branchenexperten haben auch keinen Zweifel daran, dass wenigstens ein Teil des Spanien-Booms der „wachsenden Instabilität“ bei den touristischen Konkurrenzländern am Mittelmeer zu verdanken ist.

Nach jedem Attentat, bei dem in anderen Reisezielen Touristen ums Leben kamen, „hat die Zahl der Feriengäste in Spanien zugenommen“, heißt es bei Exceltur. Zum Beispiel nach dem Selbstmordanschlag in Tunesiens Urlaubshochburg Sousse am 26. Juni 2015. Bei dem Attentat kamen 38 Europäer ums Leben. Oder nach dem Absturz einer russischen Passagiermaschine im ägyptischen Scharm el Scheich. Bei dem Anschlag starben am 31. Oktober 224 Menschen, die auf dem Weg nach St. Petersburg waren. Auch der jüngste Angriff auf eine Urlaubergruppe im türkischen Istanbul – mit neun deutschen Todesopfern – dürfte die Spanien-Nachfrage weiter steigen lassen.

Spitzenplatz für Katalonien

Vor allem Briten, Franzosen und Deutsche begeistern sich für Spanien, sie stellen mehr als die Hälfte aller ausländischen Touristen. Die bei den Ausländern beliebteste spanische Urlaubsregion ist übrigens das abtrünnige Katalonien mit der Metropole Barcelona und der Costa Brava, wo sich in 2015 rund 25 Prozent aller Reisenden erholten. Ein Hinweis darauf, dass eine Abspaltung Kataloniens für Spanien wirtschaftlich ein großer Verlust wäre. An zweiter Stelle der Beliebtheitsliste stehen die Baleareninseln mit Mallorca an der Spitze, auf denen die Deutschen fast 40 Prozent aller ausländischen Gäste stellen. Danach folgen die Kanarischen Inseln.

Doch der ungebremste Tourismusboom hat nicht nur positive Auswirkungen. In Katalonien wie auf Mallorca und den Kanaren gibt es eine Debatte über die Grenzen des Wachstums. Immer mehr Touristenorte stehen in der Hochsaison vor dem Kollaps, was Überbuchungen, Umweltprobleme und Lärmbelästigung zur Folge hat. So sind die Bewohner der Altstadt in der katalanischen Hauptstadt Barcelona wegen des nicht enden wollenden Besucherstroms inzwischen so genervt sind, dass sie Protestschilder mit der Aufschrift „Tourist go home“ (Urlauber hau ab) in ihre Fenster und an Balkone hängen.

Im Stau auf Mallorca

Auf Mallorca und den anderen Baleareninseln soll von diesem Sommer an eine „Steuer für nachhaltigen Tourismus“ erhoben werden. Sie liegt zwischen 50 Cent und zwei Euro pro Kopf und Nacht. Mit den Einnahmen, geschätzte 50 Millionen Euro pro Jahr, soll die touristische Infrastruktur ausgebaut werden. Straßen, Parkplätze, Strandzugänge, Promenaden und Naturschutzgebiete sollen ausgebaut werden, damit die Urlaubsorte die Massen besser verkraften können. Inzwischen gehört es auf Mallorca im Sommer zum Alltag, dass die Urlauber, von denen viele Mietwagen nutzen, vor allem morgens und abends im Stau stehen.

Mallorcas Hotelbranche, die mehr aufs schnelle Geld als auf gesundes Wachstum zu setzen scheint, ärgerst sich über die „Urlaubssteuer“. Man fürchtet, dass durch die Abgabe die Reiselust gebremst werden könnten. Doch dies ist mit Blick auf die Erfahrung mit Kurtaxen oder Bettensteuern in anderen europäischen Touristenhochburgen wie Barcelona, Berlin, Paris oder Rom kaum zu erwarten. Ganz im Gegenteil: Die dortigen Gästezahlen sind in der Vergangenheit sogar gewachsen. Und so wie es derzeit aussieht, werden auch Mallorca und ganz Spanien 2016 erneut auf einen Urlauberrekord verzeichnen können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false