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Spanische Beamte nehmen Frank Hanebuth im Juli 2013 in Palma de Mallorca fest.

© Montserrat Diez/dpa

Mallorca: Spanischer Staatsanwalt fordert 13 Jahre Haft für Hells-Angels-Boss

Es ist ein Mammutprozess, in dessen Zentrum die Geschäfte der Rockerbande Hells Angels auf der spanischen Ferieninsel Mallorca stehen.

46 Beschuldigte müssen sich demnächst vor Spaniens Nationalem Gerichtshof in Madrid verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, an der berühmten Touristenmeile Playa de Palma einen Prostitutions- und Geldwäschering aufgebaut zu haben. Einer der Hauptangeklagten ist der ehemalige deutsche Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth, für den der Staatsanwaltschaft 13 Jahre Gefängnis fordert.

Hanebuth – eine frühere Rotlichtgröße aus Hannover – und 26 weitere Personen aus dem Umfeld der Hells Angels waren im Sommer 2013 auf Mallorca festgenommen worden. Die Polizei durchsuchte damals im Zuge einer spektakulären Razzia zahlreiche Bordelle und Fincas, die zum Hells-Angels-Imperium gehört haben sollen. Und sie fand ausreichende Hinweise auf illegale Aktivitäten, die nun eine dicke Anklageschrift der Staatsanwaltschaft füllen. Dabei geht es um eine lange Latte mutmaßlicher Delikte wie etwa Bildung einer kriminellen Vereinigung, Zuhälterei, Geldwäsche, Erpressung, Dokumentenfälschung und illegaler Waffenbesitz.

Hanebuth ist jetzt in seiner Heimatstadt Hannover

Zwei Jahre lang saß Hanebuth in Spanien in U-Haft, 2015 kam er gegen eine Kaution und mit Meldeauflagen frei. Derzeit hält sich der 54-Jährige, mit Erlaubnis der spanischen Justiz, in seiner deutschen Heimatstadt Hannover auf. Der spanische Staatsanwalt bezeichnet Hanebuth als einen der Köpfe der mutmaßlich kriminellen Machenschaften, die dem mallorquinischen Hells-Angels-Ableger vorgeworfen werden. In den Ermittlungsakten wird Hanebuth, der wohl bis heute bekannteste deutsche Rocker, sogar als Europa-Chef der Hells Angels eingeordnet. Hanebuth hatte alle Vorwürfe stets bestritten.

Fünf Jahre dauerten die Ermittlungen der spanischen Behörden. Die Vorbereitung des Strafverfahrens hatte sich hingezogen, weil die Fahnder Spuren durch ganz Europa verfolgten. Die Ermittler fanden internationale Verzweigungen des mallorquinischen Höllenengel-Netzes, das unter anderem nach Luxemburg, Bulgarien, in die Schweiz und in die Türkei führte. Auch die deutschen Behörden lieferten Ermittlungsmaterial: Die deutsche Polizei vermutet, dass Hanebuth in 2012 seine Aktivitäten nach Mallorca verlegte, weil ihm die Lage in Hannover, wo er früher das Rotlichtviertel kontrolliert haben soll, zu heiß geworden sei.

Junge Frauen wurden zur Prostitution gezwungen

Die spanischen Behörden glauben derweil, dass Hanebuth und die Hells Angels die Ferieninsel Mallorca in ihr Geschäftszentrum für Drogenschmuggel, Prostitution und Geldwäsche verwandeln wollten. Die Rocker kontrollierten zum Zeitpunkt des Polizeieinsatzes im Jahr 2013 bereits mehrere Nachtklubs an der Playa de Palma, dem „Ballermann“-Strand. Und sie wollten angeblich weitere Bordelle und sogar Hotels in der Urlaubshochburg kaufen. Aus Osteuropa seien junge Frauen nach Mallorca geschleust worden und dort zur Prostitution gezwungen worden, heißt es weiter.

Der Nationale Gerichtshof ist zuständig

Zu den Ermittlungsdokumenten gehören Protokolle abgehörter Telefongespräche. Diese sollen den Verdacht stützen, dass Hanebuth einer der Drahtzieher der Geschäfte auf Mallorca gewesen sei. Ob dieses Material ausreicht, um Hanebuth zu verurteilen, werden demnächst die Richter entscheiden müssen. Das Verfahren wird vor dem Nationalen Gerichtshof in Madrid stattfinden, der für Schwerverbrechen wie etwa Organisierte Kriminalität zuständig ist. Mit dem Ende des Ermittlungsverfahrens und der Fertigstellung der Anklageschrift rückt der Prozessauftakt nun näher – ein Termin steht aber noch nicht fest.

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