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Hannovers Hells Angels Chef Frank Hanebuth sitzt am 26.05.2010 in einer Anwaltskanzlei in Hannover (Nierdersachsen). Frank Hanebuth wird nach Angaben seines Anwalts gegen eine Kaution aus spanischer Untersuchungshaft entlassen.

© dpa

Update

Ehemliger Hells Angels Präsident in Spanien: Frank Hanebuth ist wieder frei - Prozess für Ex-Rocker-Boss offen

Die Liste der Vorwürfe ist lang. Doch die Ermittlungen gegen den Ex-Rocker-Chef kommen nur langsam voran. Nun entlässt Spaniens Justiz den Hannoveraner aus der Untersuchungshaft - mit Auflagen.

Zwei Jahre nach seiner Festnahme auf Mallorca ist der ehemalige Rocker-Boss Frank Hanebuth wieder auf freiem Fuß - will künftig aber einen Bogen um die beliebte Urlaubsinsel machen. Der 50-Jährige verließ das Hochsicherheitsgefängnis im südspanischen Cadíz, wo auch Terroristen und Schwerverbrecher einsitzen, am späten Montagabend. Schon kurz vor Hanebuths Freilassung aus der Untersuchungshaft fuhren 40 Hells Angels mit ihren Motorrädern vor dem Rathaus seiner Heimatstadt Hannover zum Gruppenfoto vor.

Offiziell hatte sich die Rockergruppe in Hannover 2012 aufgelöst. Ihr Auftritt vor dem Rathaus löste Proteste von Kommunalpolitikern aus. In Hannover wird weiter über den andauernden Einfluss der Rocker im Rotlichtviertel der Stadt spekuliert. Ermittler stuften Hanebuth als europaweit einflussreichen Rocker-Boss ein. Gegen eine Kaution von 60.000 Euro und die Auflage, sich täglich bei der spanischen Polizei zu melden, kam er bis zu einem Prozess aus der Untersuchungshaft frei. Die Behörden legen ihm die Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung, Menschenhandel, Erpressung, Freiheitsberaubung, Zuhälterei und Geldwäsche zur Last. Wie ein Gefängnismitarbeiter sagte, holten zwei Freunde den sichtlich glücklichen Deutschen mit einem roten Wagen ab. Sie hätten ihn überschwänglich unter anderem mit Umarmungen und Schulterklopfen begrüßt. Hanebuth werde auf dem Festland bleiben, sagte sein Anwalt Götz von Fromberg am Dienstag. „Er ist draußen und will jetzt erstmal zur Ruhe kommen.“ Wann es zu einer Anklage und einem Prozess kommt, sei völlig offen.

Erst vor gut einem Monat hatte ein Ermittlungsrichter in Madrid noch entschieden, dass Hanebuth bis zu zwei weitere Jahre in U-Haft bleiben sollte. Einem Einspruch der Verteidigung war aber am vergangenen Freitag für spanische Verhältnisse überraschend schnell stattgegeben worden. Aus Justizkreisen war zu erfahren, dass man inzwischen nicht mehr befürchte, Hanebuth könne Beweismaterial vernichten oder die Ermittlungen stören. Dem Deutschen würden keine Verdunkelungsabsichten mehr vorgeworfen. Weiter hieß es, das „schleppende Vorankommen der Untersuchungen“ sowie die lange Zeit Hanebuths in der U-Haft seien bei der Entlassung ebenfalls berücksichtigt worden.

Nur rund zwei Monate nach seiner Ankunft auf Mallorca war Hanebuth am 23. Juli 2013 auf einer Finca in Lloret de Vistalegre im Inneren der Insel zusammen mit 23 mutmaßlichen Komplizen - vorwiegend Deutsche, aber auch Türken, Luxemburger und Spanier - festgenommen worden. Die Fahnder hatten bei der Großrazzia damals mehr als 30 Wohnungen und Lokale durchsucht und Waffen, zehn Autos, vier Motorräder, Boote sowie Juwelen und Drogen sichergestellt. Fast alle Festgenommenen hatten auf der Ferieninsel nach Polizeiangaben „ein Luxusleben geführt“. Hanebuth lebte auf einem Anwesen, dessen Wert von der Polizei auf 2,5 Millionen Euro geschätzt wurde. Unter den Verdächtigen sind auch zwei mallorquinische Polizeibeamte und ein Angehöriger der paramilitärischen Polizeieinheit Guardia Civil (Zivilgarde). Sie sollen den Rockerclub gegen Bezahlung mit Informationen beliefert haben.(dpa)

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