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Mit Infokampagnen soll auf die Folgen von Verstößen hingewiesen werden.

© AP Photo/Joan Llado

Schlechtes Benehmen wird teuer: Mallorca greift gegen „asoziale Touristen“ durch

Sie feiern, was das Zeug hält. Doch zurück bleiben Müllberge, Schnapsleichen und eklige Flüssigkeiten. Nun will die Regierung von Mallorca künftig stärker gegen Sauftouristen vorgehen.

„Die einzige Sprache, die asoziale Touristen verstehen, sind Strafen“, sagt Pedro Marín. Der Chef des Hotelverbandes an Mallorcas Playa de Palma, an dem sich auch die berühmte „Ballermann“-Partymeile befindet, hat nach dieser Saison der Skandale die Nase voll von Sauftouristen, die sich danebenbenehmen und dem Ruf der Insel schaden.

Derartige Auswüchse seien an der Playa de Palma, der wichtigsten Hochburg der deutschsprachigen Touristen, nicht länger erwünscht.

Der Hotelier-Hilferuf, der vom örtlichen Gastronomieverband unterstützt wird, ist bei den politischen Verantwortlichen angekommen. Der regionale Tourismusminister Jaume Bauzà kündigte an, dass die Strafen für „unbürgerliches Benehmen“ auf Mallorca weiter verschärft werden.

Die neue Inselregierung, die seit einigen Monaten von den Konservativen geführt wird, will „mit harter Hand“ gegen Urlauber durchgreifen, die gegen die guten Sitten verstoßen.

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Amsterdam als Vorbild

Auch wenn an den Einzelheiten des neuen Sittengesetzes noch gearbeitet wird, deutete Tourismusminister Bauzà bereits an, dass die Disziplin vor allem mit einem Druckmittel durchgesetzt werden soll: mit Geldstrafen, die künftig von den Sündern an Ort und Stelle kassiert werden.

Als Vorbild gilt die niederländische Stadt Amsterdam, die das Trinken von Alkohol sowie das Kiffen und Wildpinkeln auf öffentlichen Straßen mit 100 Euro oder mehr bestraft. Wer erwischt wird,­ muss sofort zahlen.

Bisher sind Mallorcas Behörden vor allem gegen Geschäfte, Kneipen, Discos und Hotels vorgegangen, die sich nicht an die Regeln hielten. Zu diesen Regeln gehören Sperrzeiten, nächtliche Alkoholverkaufsverbote in Supermärkten, die Abschaffung von All-inclusive-Getränken in Hotels oder die Verbannung von Sangria-Eimern.

Nun soll umgesteuert werden: „Wir werden künftig sowohl gegen Unternehmen wie gegen Personen vorgehen, welche die Normen missachten“, sagt Minister Bauzà.

Die einzige Sprache, die asoziale Touristen verstehen, sind Strafen.

Pedro Marín, Chef des Hotelverbandes an Mallorcas Playa de Palma

Das war allerdings auch bisher schon möglich: Öffentliche Trinkgelage sind seit Längerem an der Playa de Palma verboten. Genauso wie obszöne Handlungen, Urinieren oder das Hinterlassen von Müll. Nur gekümmert hat sich niemand darum.

Auf der Strandpromenade am „Ballermann“ finden nächtliche Massenbesäufnisse und andere Exzesse statt – und die Polizei schaut weg. Zurück bleiben Müllberge, Schnapsleichen und eklige Flüssigkeiten. „Das ist fürchterlich“, sagt Hotelier Marín.

Auch mit Pädagogik will man in der Zukunft trink- und feierfreudige Besucher dazu anhalten, sich zu benehmen. Infokampagnen, die über die ausländischen Botschaften und Reiseagenturen verbreitet werden, sollen die Besucher auf die Folgen von Gesetzesverstößen hinweisen.

Bisher drohen für Besäufnisse, Ruhestörungen und die Erregung öffentlicher Ärgernisse bereits Geldbußen zwischen 100 und 3000 Euro – künftig könnte es noch teurer werden.

Hohe Geldstrafen reduzieren Zahl von Balkonsprüngen

Aufklärungskampagnen und Hammerstrafen haben zum Beispiel geholfen, die Zahl von Balkonsprüngen zu reduzieren. Das macht sich vor allem in der britischen Partybastion Magaluf bemerkbar, in der dieses Jahr erstmals keine Todesopfer durch „Balconing“ zu beklagen waren.

Mehrere Urlauber, die beim Balkonklettern und waghalsigen Sprüngen von ihrer Zimmerterrasse in den Pool erwischt wurden, wurden zu jeweils 36.000 Euro Strafe verdonnert.

Weiter ist geplant, den Geltungsbereich der Sittengesetze, der sich derzeit vor allem auf die touristischen Ausgehzonen Playa de Palma und Magaluf beschränkt, auszuweiten. Damit will man verhindern, dass die Benimmregeln unterlaufen werden, indem Partyunternehmen und Feiernde in andere Gebiete der Insel ziehen.

Zudem soll das Gesetz einen netteren Namen bekommen: Statt „Dekret gegen den Tourismus der Exzesse“ soll es künftig „Verordnung für einen verantwortungsvollen Fremdenverkehr“ heißen.

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