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Olivenöl läuft über einen mit Oliven gefüllten Holzlöffel.

© IMAGO/CHROMORANGE

„Ranzig, stichig, schlammig“: Olivenöl-Test bemängelt miese Qualität – und die Preise steigen trotzdem

„Stiftung Warentest“ untersuchte erneut Olivenöle – die Ergebnisse fallen ernüchternd aus. Zeitgleich gehen die Preise durch die Decke. Welches Olivenöl kann man jetzt noch bedenkenlos kaufen?

Dem ein oder anderen Supermarktbesucher dürfte bereits aufgefallen sein, dass die Preise für Olivenöle in jüngster Vergangenheit massiv angestiegen sind.

Tatsächlich hat sich seit 2022 kaum ein Lebensmittel in Deutschland so stark verteuert, wie das populäre Pflanzenöl. Das bestätigt auch die jüngste Erhebung der „Stiftung Warentest“: Kostete ein Liter natives Olivenöl 2022 noch durchschnittlich 10,30 Euro, liegt der Durchschnittspreis der getesteten Produkte heute bereits bei 15,70 Euro.

Auch das Statistische Bundesamt registrierte für Olivenöle im sogenannten Verbraucherpreisindex eine Preisveränderung von 71,4 Prozent im Vergleich zum Jahresmittel von 2021.

Vielleicht wäre eine derartige Preissteigerung noch halbwegs verkraftbar, gäbe es da nicht den misslichen Umstand, dass die Qualität der Öle konträr dazu deutlich nachgelassen hat, wie „Stiftung Warentest“ für die aktuelle Ausgabe 4/2024 herausfand. Worauf ist dieser Trend zurückzuführen? Und welche Olivenöle haben trotz dieser Entwicklung im Test am besten abgeschnitten? Wir klären die wichtigsten Fragen.

Zum ersten Mal haben wir den Eindruck, dass sich die Klimakrise in einem Lebensmittel-Test niederschlägt.

Jochen Wettach, Lebensmittelchemiker „Stiftung Warentest“

Warum sind Olivenöle aktuell so teuer?

In der zurückliegenden Olivenöl-Saison sank die Olivenölproduktion in der EU um schätzungsweise 40 Prozent. Wurden in der Saison 2022/23 in ganz Europa 1,4 Millionen Tonnen Oliven geerntet, waren es der Europäischen Kommission zufolge im Ernteherbst des Vorjahres noch knapp 2,3 Millionen Tonnen.

Experten sehen vor allem die Folgen des Klimawandels als Ursache für den Produktionsrückgang. Weil viele Olivenbäume schon während der Blütezeit einem viel zu heißen und trockenen Klima ausgesetzt waren, trugen die Ölbäume nach Angaben vieler andalusischer Bauern nachfolgend nur noch winzige, teils auch gar keine Früchte mehr.

Wassermangel und Hitze in den Ernteregionen und damit eingehend günstigere Lebensbedingungen für Schädlinge haben schlussendlich zu massiven Ernteausfällen geführt. Auf diese Einbußen reagierte der Einzelhandel mit entsprechenden Preissteigerungen. So wirkt sich der Klimawandel letztlich negativ auf das Portemonnaie des Verbrauchers aus.

Welche Olivenöle haben im Test am besten abgeschnitten?

Die Verbraucherorganisation „Stiftung Warentest“ hat insgesamt 23 Olivenöle unter die Lupe genommen. Das erschreckende Ergebnis: Von den fast zwei Dutzend Produkten haben nur vier mit „gut abgeschnitten“.

Die meisten Supermärkte bieten eine große Auswahl an Olivenöl.
Die meisten Supermärkte bieten eine große Auswahl an Olivenöl.

© Mike Wolff, TSP

Einige Öle wurden von den Testern sogar als „ranzig, stichig und schlammig“ beurteilt. Solche sensorischen Fehler treten den Experten zufolge typischerweise immer dann auf, wenn Früchte „vor dem Pressen zu lange warm lagerten und angegoren sind.“ In einigen Ernteregionen waren die Oliven bereits früher reif als üblich und mussten entsprechend auch früher gepflückt werden.

Zudem wiesen drei der getesteten Olivenöle im Labor eine hohe Schadstoffbelastung mit den sogenannten aromatischen Mineralöl-Kohlenwasserstoffen (kurz: MOAH) auf. Diese Stoffe gelten als potenziell krebserregend und gelangen mitunter über die Schmieröle an Erntemaschinen in das Endprodukt.

In dem Oliven-Bratöl der Traditionsmarke Bertolli wurden zudem gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (kurz: MOSH) festgestellt. MOSH reichern sich im Körper an – was das für die menschliche Gesundheit bedeutet, ist bisher noch völlig unklar.

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