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Der emeritierte Papst Benedikt XVI bei einer Ankunft im Vatikan 2014.

© dpa/Andrew Medichini

Papst habe „das Phänomen bereits bekämpft“: Vatikan verteidigt Benedikt XVI. in der Debatte um sexuellen Missbrauch

Ein Sprecher des Vatikans betont den Kampf des Papstes „gegen Pädophilie von Klerikern“. Ein Gutachten stellte beim Papst mehrfach Fehlverhalten fest.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist zunehmend unter Druck geraten darüber, wie er mit sexuellem Missbrauch in der Kirche umgegangen ist. Nun hat der Vatikan ihn in Schutz genommen. Der Mediendirektor des Vatikan, Andrea Tornielli, hob am Mittwoch „den Kampf Benedikts XVI. gegen Pädophilie von Klerikern“ hervor. Der damalige Kardinal Joseph Ratzinger habe in seiner Funktion als Präfekt der Glaubenskongregation „das Phänomen bereits bekämpft“.

Nach seiner Wahl zum Papst habe Benedikt XVI. später „äußerst strenge Vorschriften gegen klerikale Missbrauchstäter, eigene Gesetze zur Bekämpfung der Pädophilie“ erlassen, schrieb Tornielli. Er sei außerdem der erste Papst gewesen, „der auf seinen Apostolischen Reisen mehrmals mit Missbrauchsopfern zusammentraf“.

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Der Leiter der Vatikan-Medien betonte, dass das Gutachten zu den Missbrauchsfällen im Erzbistum München „keine gerichtliche Untersuchung, geschweige denn ein endgültiges Urteil“ sei. Zudem wandte er sich gegen einseitige Schuldzuweisungen. Die Schlussfolgerungen aus dem Bericht könnten nur dann zur Bekämpfung der Pädophilie in der Kirche beitragen, „wenn sie sich nicht auf die Suche nach bloßen Sündenböcken und Pauschalurteilen beschränken“, schrieb Tornielli.

Das in der vergangenen Woche vorgelegte Gutachten hatte bei sämtlichen Münchner Erzbischöfen seit dem Zweiten Weltkrieg Fehlverhalten festgestellt, darunter auch beim späteren Papst Benedikt XVI. und beim amtierenden Kardinal Reinhard Marx.

Am Montag musste der emeritierte Papst einräumen, dass er in seiner Stellungnahme für das Gutachten falsche Angaben gemacht hatte. Dabei ging es um seine Teilnahme an einer Sitzung im Januar 1980, die er zunächst abgestritten hatte.

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Die betreffende Ordinariatssitzung gilt als zentral: Es ging um den späteren Einsatz des wegen Pädophilie vorbestraften Priesters Peter H. in Gemeinden des Erzbistums München und Freising, der dort dann weitere Kinder missbrauchte. In der Sitzung wurde darüber entschieden, ob Priester H., der bereits im Bistum Essen wegen sexuellen Missbrauchs aufgefallenen war, in das Münchner Erzbistum aufgenommen werden soll. Das Bistum leitete der damalige Erzbischof Ratzinger.

Die Vorstellung des Münchner Gutachtens hatte in der katholischen Kirche und darüber hinaus für eine große Welle der Empörung gesorgt. Der Heilige Stuhl hatte in einer ersten Stellungnahme „sein Gefühl der Scham und Reue für den Missbrauch von Minderjährigen durch Geistliche“ bekräftigt. (AFP)

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