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Der Ort Lauenstadt bei Schulenburg in der Region Hannover ist vom Hochwasser eingeschlossen.

© imago/localpic/IMAGO/Rainer Droese localpic tel:+4917

Update

Hochwasser in Deutschland: Wo Überflutungen drohen – und wo es vorerst Entwarnung gibt

Teile Deutschlands stehen unter Wasser. Während sich die Situation mancherorts entspannt, bleibt sie in anderen Regionen angespannt. Wir haben die Übersicht.

| Update:

Hunderte Menschen mussten an den Weihnachtsfeiertagen wegen Hochwasser ihr Heim verlassen – anschwellende Wasserläufe und übervolle Talsperren könnten weitere zur Flucht zwingen.

Die Lage bleibe auch in den nächsten Tagen angespannt, hatte es am Dienstag unter anderem von Behörden aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt geheißen.

In Northeim in Südniedersachsen und Uplengen im Kreis Leer brachen aufgeweichte Dämme. Helfer waren im Dauereinsatz, um die angeschlagenen Bollwerke mit Sandsäcken zu sichern.

Die Hochwasserwarnungen für Deutschland, Stand 27.12., 14.45 Uhr.

© Quelle: Hochwasserportal, Stand Dienstag, 14.45 Uhr

Serengeti-Park Hodenhagen überflutet

Dabei hat das Hochwasser auch den Serengeti-Park Hodenhagen stark getroffen. Weite Teile des Geländes nördlich von Hannover sind nach Parkangaben überflutet und teilweise gar nicht oder nur noch mit Unimogs oder Traktoren zu erreichen.

Wegen des Aller-Hochwassers müssen in der niedersächsischen Gemeinde Winsen rund 300 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Die Siedlungen Westohe und Südohe werden noch am Mittwochabend evakuiert, wie der Landkreis Celle mitteilte. Der Wasserstand auf den Straßen sei dort auf rund 40 bis 50 Zentimeter gestiegen, aus Sicherheitsgründen sei daher der Strom abgestellt worden. Als Notunterkunft wird derzeit die Allertalsporthalle in Winsen eingerichtet. Zudem wurde die Bevölkerung aufgerufen, die Deiche nicht mehr zu betreten. „Sie sind stark aufgeweicht und es besteht die Gefahr des Bruchs“, hieß es. 

Es ist eine Notlage, wie wir sie der fast 50-jährigen Geschichte des Parks so noch nie erlebt haben“, sagte Inhaber Fabrizio Sepe am Mittwoch. „Es grenzt an ein Wunder, dass unsere rund 1500 Tiere noch sicher sind.“

Park-Mitarbeiter sowie Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW hätten provisorische Dämme aufgeschüttet, um die Stallungen der Tiere abzusichern.

Im Nordosten des Geländes sind den Angaben zufolge unter anderem Verwaltungs- und Versorgungsgebäude, Restaurants, Shops und ein Teil der Lodges von Wassermassen umschlossen.

Zeitweise musste für das ganze Gelände der Strom abgestellt werden. Nun hofft Besitzer Sepe auf Notstromaggregate, um die Stallungen beheizen zu können.

In dem Park leben unter anderem Löwen, Nashörner, Tiger und Elefanten. An den Tierpark grenzt der Fluss Meiße, der über die Ufer getreten ist. Darüber hinaus gibt es auf dem Gelände einige Wasserläufe und Seen, die wegen des hochdrückenden Grundwassers übergelaufen sind, wie eine Parksprecherin erläuterte. „Glücklicherweise mussten noch keine Tiere in Sicherheit gebracht werden“, sagte sie. 

Der Stausee Kelbra im Süden Sachsen-Anhalts ist voll

Nach tagelangem Dauerregen hatte sich die Hochwasserlage in vielen Regionen Deutschlands an den Feiertagen zugespitzt. In Sachsen-Anhalt waren die etwa 180 Bewohner der Ortschaft Thürungen am Dienstag aufgefordert worden, sich wegen drohender Überschwemmungen am Stausee Kelbra und an der Helme in Sicherheit zu bringen.

Kritisch ist die Situation in der Region, weil der Stausee voll ist. Die Talsperre hat die Hauptaufgabe, das Helme-Unstrut-Tal vor Hochwasser zu schützen. Aus dem Talsperrensystem soll kontrolliert Wasser abgegeben werden. 

Weitere Evakuierungen sind möglich

In anderen Orten der Region sollten sich die Einwohner auf mögliche Evakuierungen vorbereiten. Das Ausmaß möglicher Überschwemmungen sei schwer absehbar, hieß es von einer Sprecherin des Landkreises Mansfeld-Südharz im südlichen Sachsen-Anhalt.

Dort laufen die Hochwasser-Vorbereitungen auf Hochtouren. In der Nacht zu Mittwoch seien Tausende Sandsäcke befüllt und an mehrere Gemeinden verteilt worden, sagte die Sprecherin. Es gehe vor allem darum, kritische Infrastruktur zu schützen.

In der Verbandsgemeinde Goldene Aue versuche man beispielsweise, eine Kläranlage zu schützen.

Die Situation in Sachsen

In Sachsen wurde vorsichtig Entwarnung gegeben. Zwar hatte die Stadt Dresden bereits am Dienstag vorsorglich die Alarmstufe 3 von vier für die Elbe ausgerufen. Bei dieser Alarmstufe ist von einer Überflutung von Grundstücken, Straßen und Kellern auszugehen. 

Der Richtwert von sechs Metern sei aber bis Mittwochmittag noch nicht erreicht, teilte das Landeshochwasserzentrum mit. 

Erwartet werde, dass der Pegel Donnerstagfrüh leicht überschritten werde, ebenso am Donnerstagnachmittag in Riesa. Die Dresdner Feuerwehr schützte die Stadt mit Sandsäcken und richtete eine Einsatzleitung ein. Auch Fluttore sollen die Stadt schützen. 

27.12.2023, Sachsen-Anhalt, Pretzien: Blick auf das Pretziener Wehr (Aufnahme mit einer Drohne).
27.12.2023, Sachsen-Anhalt, Pretzien: Blick auf das Pretziener Wehr (Aufnahme mit einer Drohne).

© dpa/Stephan Schulz

Um Magdeburg und umliegende Gemeinden vor Überflutungen zu bewahren, wird das Pretziener Wehr gezogen. Mit der Öffnung wird am Donnerstag gegen 10.00 Uhr begonnen, wie der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft am Mittwoch in Magdeburg mitteilte.

Damit kommt die wichtige Hochwasserschutzanlage erstmals seit zehn Jahren wieder zum Einsatz. Zuletzt war das Pretziener Wehr im Juni 2013 geöffnet worden. Es sorgt dafür, dass etwa ein Drittel des Elbewassers in einen 21 Kilometer langen Kanal um Magdeburg und Schönebeck herumgeleitet wird, ehe es wieder in den Fluss fließt. Das Wehr besteht aus 324 sogenannte Schützentafeln von jeweils 100 Kilogramm Gewicht. 

Der Anstieg des Wasserstandes sei von der Schneeschmelze im Riesengebirge abhängig. In Schöna an der tschechischen Grenze gilt mit einem Pegelstand von 6,28 Metern bereits Alarmstufe drei. Laut Hochwasserzentrale gelten für alle Flüsse in Sachsen – mit Ausnahme der Oberen Weißen Elster – Hochwasserwarnstufen. 

Für die Zuflüsse der Oberen Elbe wird damit gerechnet, dass die Warnung im Laufe des Tages aufgehoben werden kann.

Hunderte Menschen mussten ihre Heime verlassen

Auch im niedersächsischen Rinteln und im thüringischen Windehausen mussten hunderte Menschen an Weihnachtsfeiertagen hochwasserbedingt ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Wie hier verwandelten ebenso wie in anderen Bundesländern über die Ufer tretende Flüsse die Umgebung in großflächige Wasserlandschaften.

26.12.2023, Thüringen, Windehausen: Helfer bauen mit Sandsäcken einen Deich auf einer Straße.
26.12.2023, Thüringen, Windehausen: Helfer bauen mit Sandsäcken einen Deich auf einer Straße.

© dpa/Christoph Reichwein

Die Lage in Windehausen

Im thüringischen Windehausen habe sich die Lage am Dienstag deutlich entspannt, teilte ein Sprecher der Polizei am frühen Mittwochmorgen mit. Die Pegelstände seien in Thüringen größtenteils zurückgegangen.

Am Mittwochmorgen soll der Krisenstab in Windehausen beraten, wie es in dem Ort weitergeht. Vor allem gehe es um die Frage, ob und wann die Menschen wieder in ihre Häuser können, sagte ein Sprecher. Nach Angaben des Sprechers gab es in dem Ort auch am Mittwochmorgen weiterhin keinen Strom. 

Für Thüringen insgesamt teilte die Hochwassernachrichtenzentrale mit, dass sich die Lage „sehr deutlich entspannt“ habe.

Brandenburg: Alarmstufe eins ausgerufen

Auch in Brandenburg herrscht in einigen Flussgebieten Hochwasser. Es galt am Mittwochvormittag aber die unterste Alarmstufe eins, das bedeutet, dass Gewässer über die Ufer treten können.

Diese Kategorie wurde nach Informationen des Landesamtes für Umwelt in Brandenburg für einige Elbe-Pegel im Kreis Elbe-Elster und im Kreis Prignitz ausgerufen, im Bereich der Lausitzer Neiße, der Schwarzen Elster und der Stepenitz.

Mit Überflutungen von Straßen und Kellern muss bei der Kategorie eins noch nicht gerechnet werden.

Hochwasserwarnungen gab es am Mittwoch laut Internet-Portal zur Hochwasserlage zudem für die Oder und die Untere Havel. An den Oder-Pegeln in Ratzdorf, Eisenhüttenstadt und Frankfurt steigen demnach die Wasserstände. Auch für die Untere Havel hieß es, der Richtwert der Alarmstufe eins werde am Freitag erreicht. (dpa/AFP)

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