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In der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt drohen Frauen einer Untersuchung zufolge ins Hintertreffen zu geraten.

© dpa/Uwe Anspach

„Gender Digital Gap“: Berufstätige Frauen sehen sich bei Digitalisierung benachteiligt

Einer Untersuchung zufolge gibt es erhebliche Unterschiede in der Nutzung digitaler Technologien. Demnach arbeiten Frauen umso seltener mit einer Software, je anspruchsvoller sie ist.

Wissenschaftlerinnen der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung sehen Frauen bei der Anwendung digitaler Technologien beruflich benachteiligt.

Frauen und Männer arbeiteten heute zwar ähnlich häufig am Computer, aber bei der Verwendung von fortgeschrittener und spezialisierter Software zeigten sich erhebliche Unterschiede, ergab eine am Dienstag veröffentlichte Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Stiftung. Besonders groß sei der Rückstand oder der „Gender Digital Gap“ bei Frauen, die in Teilzeit arbeiten.

Je anspruchsvoller die Softwaren, desto weniger wahrscheinlich nutzen Frauen sie

Grundsätzlich nutzten Frauen und Männer Computer und Standardsoftware im Job annähernd gleich häufig, erklärte Studienautorin Yvonne Lott. So liege die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen beziehungsweise Männer mit Standardsoftware arbeiten, bei 94 und 95 Prozent.

Doch je anspruchsvoller eine Softwareanwendung ist, desto weniger wahrscheinlich sei es, dass Frauen sie nutzen. Das zeige sich bereits bei einer fortgeschrittenen Anwendung von Standardsoftware, wie etwa dem Schreiben von Makros für Textgestaltungen. Diese verwenden Männer mit knapp 36 Prozent Wahrscheinlichkeit, Frauen nur mit 25 Prozent, lautet ein Befund.

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Prozent der Frauen nutzen Programmiersprache
10
Prozent der Männer nutzen Programmiersprache

Noch größer ist der Untersuchung zufolge der Unterschied bei speziellerer Software wie CAD-Programmen, die etwa in Architektur- oder Designbüros verwendet werden, Programmen für Desktop-Publishing oder für statistische Analysen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Männer mit solchen Programmen arbeiten, liege bei 50 Prozent, unter Frauen hingegen bei nur 34 Prozent.

Die WSI-Untersuchung zum Internationalen Frauentag am 8. März basiert den Angaben nach auf Befragungsdaten des repräsentativen Nationalen Bildungspanels (NEPS) unter rund 4.000 Beschäftigten. Mögliche Unterschiede in höchstem Bildungsabschluss, Alter oder Migrationshintergrund wurden demnach statistisch berücksichtigt.

Auch in der Verwendung vernetzter Technologien gibt es Unterschiede

Geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen offenbar auch bei der Verwendung vernetzter Technologien wie Online-Plattformen, Cloud-Diensten oder sich selbst steuernden Systemen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Arbeit stark durch vernetzte digitale Technologien geprägt ist, liegt unter Männern bei 54 Prozent, unter Frauen bei 44 Prozent.

Mit Programmiersprachen arbeite nur ein kleiner Teil der Beschäftigten, hieß es. Zugleich sei der geschlechtsspezifische Unterschied hier besonders groß: Die Wahrscheinlichkeit der Nutzung beträgt für Männer fast zehn Prozent, für Frauen nur zwei Prozent.

Besonders ausgeprägt ist der digitale Rückstand unter berufstätigen Frauen in Teilzeitbeschäftigung. Dieser Rückstand besteht gegenüber weiblichen Beschäftigten mit Vollzeitjob und noch stärker gegenüber Männern. Frauen in Teilzeit wenden fortgeschrittene Standardsoftware demnach nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent an, gegenüber knapp 33 Prozent bei weiblichen Vollzeitbeschäftigten.

Unter diesen Vorzeichen könne die digitale Transformation die Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt verstärken, kritisierte Lott. Sie forderte mehr Weiterbildungen, vor allem auch für weibliche Beschäftigte. Zudem müssten die Digital-Kompetenzen bereits in der frühkindlichen Bildung und an Schulen gestärkt werden. (epd)

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