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Gustavo Petro feiert den Stimmengewinn seiner Partei.

© REUTERS/Luisa Gonzalez

Anschläge erschüttern Wahltag: Ehemaliger Guerillakämpfer ist größter Gewinner der Wahlen in Kolumbien

Das Linksbündnis „Historischer Pakt“ hat seine Sitze im kolumbianischen Parlament verdreifacht. Nun will Gustavo Petro die Präsidentschaftswahl gewinnen.

Am Tag der Parlamentswahl in Kolumbien sind mindestens zwei Soldaten bei Bombenanschlägen um Leben gekommen. Die beiden Männer seien am Sonntag bei Explosion in den Departements Caquetá und Meta getötet worden, teilten die Streitkräfte mit. Zwei weitere Soldaten wurden bei den Anschlägen verletzt.

Wer hinter den Angriffen steckte, war zunächst unklar. In dem südamerikanischen Land sind Guerillagruppen, Paramilitärs und kriminelle Banden aktiv. Insgesamt waren am Sonntag 73.000 Soldaten in Kolumbien im Einsatz, um Wähler und Kandidaten zu schützen.

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Nach fast vollständig ausgezählten Stimmen zählt der linke Oppositionspolitiker Gustavo Petro als großer Sieger der Wahlen. Petros Linksbündnis „Historischer Pakt“ gewann bei den Parlamentswahlen demnach 16 der 102 Sitze im Senat sowie 25 von 165 Sitzen im Unterhaus. Gleichzeitig konnte sich der ehemalige Guerilla-Kämpfer bei den Vorwahlen seines Bündnisses für die Präsidentschaftswahl am 29. Mai klar durchsetzen.

Petro will Präsident Duque ablösen

Die Linken verdreifachten ihr Ergebnis bei den Parlamentswahlen im Vergleich zur letzten Wahl. Im Senat konnte der Historische Pakt mit den Konservativen gleichziehen. Dahinter folgen die Liberalen mit 15 Sitzen. In der Abgeordnetenkammer wurden die Liberalen mit 32 Sitzen stärkste Kraft. Die Partei des amtierenden Präsidenten Iván Duque stürzte von zuvor 51 auf nun 30 Sitze ab. Die Konservativen erhielten wie Petros Bündnis 25 Mandate.

Da Petro mit der Unterstützung der Comunes rechnen kann - der Partei, die aus der Auflösung der Farc-Rebellengruppe hervorgegangen ist - wird seine Bewegung mutmaßlich stärkte Kraft im kolumbianischen Kongress.

Der 61-Jährige ist Umfragen zufolge auch der Favorit bei den Präsidentschaftswahlen. Er wird gegen Federico Gutiérrez antreten, der die Vorwahlen bei den Konservativen gewann, sowie Sergio Fajardo, der für die Kräfte der Mitte antreten wird. Daneben ergänzen Óscar Iván Zuluaga für die Regierungspartei Demokratisches Zentrum, der unabhängige Kandidat Rodolfo Hernández, sowie die ehemalige Farc-Geisel Íngrid Betancourt das Kandidatenfeld für die Nachfolge des zuletzt unbeliebten Iván Duque.

Ein schwerbewaffneter Polizist bewacht ein Wahllokal Kolumbien.

© AFP/Luis Robayo

Petro, der bis 1990 Mitglied einer linken Rebellengruppe war, danach Bürgermeister in der Hauptstadt Bogotá wurde und schließlich in den Senat einzog, hatte 2018 noch in der Stichwahl gegen Duque verloren. Seitdem ist das Land wegen der Corona-Pandemie allerdings in eine schwere wirtschaftliche Krise geraten. Petros verspricht, sich von den traditionellen Eliten des Landes zu distanzieren und den Schwerpunkt auf den Umweltschutz und Reformen zu legen.

Kolumbien litt über 50 Jahre unter einem blutigen Bürgerkrieg mit rund 220.000 Toten und Millionen Vertriebenen. Nachdem die größte Guerillaorganisation Farc nach einem Friedensvertrag mit der Regierung 2016 offiziell die Waffen niederlegte, hat sich die Sicherheitslage zwar verbessert, allerdings werden immer noch große Teile des Landes von kriminellen Gruppen kontrolliert.

Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Instituts für Entwicklung und Frieden (Indepaz) 152 soziale Anführer und Menschenrechtsaktivisten in Kolumbien getötet. (AFP/dpa)

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