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Ein Monolith im Norden der Niederlande.

© Anton Kappers/Thomasson/ANP/dpa

Monolith in Deutschland gesichtet: Die rätselhaften Stelen breiten sich weiter aus

Kreative Spaßvögel, Kunst oder doch eine Botschaft von Aliens? Überall auf der Welt tauchen Monolithen auf – jetzt auch in Deutschland.

Eigentlich ist es ein irres Ding. Mitten in der Wüste von Utah steht eine spiegelglatte Metallstele – seit vier Jahren, wie sich mit Google-Earth-Bildern nachweisen ließ. Erst Ende November ist sie zufällig entdeckt worden. Ranger stießen bei einer Schafzählung vom Hubschrauber aus auf das dreieinhalb Meter hohe Objekt, errichtet zwischen den für die Region charakteristischen roten Felsen.

Sofort gingen die Spekulationen los: Ist es ein Wink des Himmels, womöglich eine Botschaft von Außerirdischen? Schließlich erinnert die Stele an den Monolithen aus Stanley Kubricks Film „2001: Odyssee im Weltraum“. Andere vermuteten scherzhaft im Netz, dass das Objekt ein Knopf zum Neustart für das Corona-Jahr 2020 sei.

Der Galerist David Zwirner glaubte zunächst, dass sich ein Werk des 2011 verstorbenen Minimal-Bildhauers John McCracken hinter dem Fund verbirgt. Ein ähnliches Kaliber steht seit Jahren im Treppenhaus seiner New Yorker Galerie. Auch Crackens Sohn Patrick könne sich vorstellen, dass die Skulptur ein spätes Erbe seines Vaters sei.

Der soll schon 2002 geraunt haben, er würde gerne Kunstwerke an abgelegenen Orten aufstellen, damit sie später entdeckt werden, äußerte sich Cracken Junior gegenüber der „New York Times“.

Der Metall-Monolith in der Red Rock Desert, Utah machte den Anfang.
Der Metall-Monolith in der Red Rock Desert, Utah machte den Anfang.

© @davidsurber_ via REUTERS

Die Frage lässt sich nicht mehr klären, wenige Tage nach dem Fund stieß ein Trupp Männer die Säule um und transportierte sie mit einer Schubkarre ab. In einem Youtube-Video, das sie ins Netz stellten, ist ihre Aktion dokumentiert. Doch damit fing der Spuk erst an. Seitdem sind an mehreren Orten weltweit weitere Metallstelen erschienen.

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Den Anfang machte ein Exemplar auf dem Batca-Doammei-Hügel nahe der rumänischen Stadt Piatra Neamt. Dieser sonderbare Zufall ließe sich auch als Hommage an den rumänischen Bildhauer Constantin Brancusi interpretieren, der 1937 seine berühmte Endlose Säule für das Kriegsdenkmal in Târgu Jiu schuf – 300 Kilometer Luftlinie entfernt. Sie ist das Vorbild aller abstrakten Skulpturen, die gen Himmel ragen.

Ein Monolith in Piatra Neamt, Rumänien.
Ein Monolith in Piatra Neamt, Rumänien.

© AFP/www.ziarpiatraneamt.ro

Doch auch in Piatra Neamt verschwand das Werk kurz nach seiner Entdeckung. In der Nacht zum 1. Dezember, die im rumänischen Volksglauben als magisch gilt.

Kurz darauf tauchten weitere Stelen auf, an Kaliforniens Küste auf einem Berg nahe der Stadt Atascadero oder in den Niederlanden im Kiekenberg-Naturschutzgebiet in Friesland, entdeckt von einem Wanderer. Mitarbeiter der Forstverwaltung erklärten, der Monolith sei vermutlich am Wochenende aufgestellt worden. Vorher war noch nichts zu sehen.

In der Stele auf der Isle of Wight spiegelt sich das Meer.
In der Stele auf der Isle of Wight spiegelt sich das Meer.

© @AlexiaRFishwick via REUTERS

Die nächste Metallsäule wurde auf einem Kartoffelacker im belgischen Denderode in Ostflandern gesichtet. Im spanischen Örtchen Ayllón 90 Kilometer nordwestlich von Madrid entdeckten Anwohner ein weiteres Objekt in den Ruinen einer Kirche – allerdings ein fragiles Exemplar aus Blech, das, vom Wind mehrmals umgeweht, eher zum Gespött als zur örtlichen Attraktion wurde, wie die Zeitung „El Periodico“ berichtete.

Auch die britische Isle of Wight meldete einen Fund, von Strandspaziergängern auf der Westseite der Kanalinsel erspäht.

Der Monolith im Taunus ist schon wieder Geschichte

Der jüngste Neuzugang in der hessischen Taunusgemeinde Sulzbach blieb nur drei Tage stehen. Die am Rande eines Ackers nahe einem Einkaufszentrum platzierte, über drei Meter große Stele war schon Dienstagabend wieder Geschichte, Unbekannte hatten sie zerstört. Am Mittwochmorgen sammelten Mitarbeiter des kommunalen Bauhofs die Trümmer ein.

Mysteriöses Objekt in Sulzbach.
Mysteriöses Objekt in Sulzbach.

© Wiesbaden112.de/dpa

So könnte es eine gute Weile weitergehen, da und dort ploppen Monolithen auf, über deren Urheberschaft sich spekulieren lässt. Kreative Spaßvögel, scheint die plausibelste Erklärung dafür. Offensichtlich besteht eine gewisse Ansteckungsgefahr: die Lust zur Nachahmung. Ein exponentielles Wachstum ist trotzdem nicht zu befürchten, dafür sind die Monolithen zu sperrig und schwer. Erstaunlich genug, dass sie bislang unbemerkt an ihre Aufstellungsorte gelangten.

Inzwischen wollen gleich zwei Künstlergruppen für die Aufstellung der Ur-Stele in Utah verantwortlich sein. Geschäftstüchtig bietet das Kollektiv „The Most Famous Artist“ für 45.000 Dollar bereits Nachbildungen an, die den Originalmaßen entsprechen und „Museumsqualität“ besitzen. Es wäre aber auch zu schön gewesen, wenn die Skulptur einfach eine Erscheinung um ihrer selbst geblieben wäre.

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