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Am Samstag moderiert Marietta Slomka das „heute-journal“ dann erst kurz vor Mitternacht.

© ZDF und Klaus Weddig / Foto: ZDF/Klaus Weddig

Nachtschicht für Zuschauer von „Tagesthemen“ und „heute-journal“: „Public Value“ geht anders

An jedem Samstag zeigen ARD und ZDF erst Shows und Krimis in XXL-Länge, ehe Information ins Programm kommt

Ein Kommentar von Joachim Huber

In dieser Woche haben die Spitzen von ARD und ZDF es wieder beschworen: Sie wollen „Public Value“- Sender sein, Programme ausstrahlen, die einen öffentlichen Wert haben. Die eine Gesellschaft dringend braucht, wenn sie eine vielfältige, demokratische, informierte und diskursfähige sein will.

Nur ein hehrer Anspruch, nicht aber Programm

An jedem Samstag negieren die Anstalten den hehren Anspruch. Wer auch immer von ARD und ZDF zuerst auf diese fragwürdige Idee gekommen ist – sie ist Praxis, also Programm geworden. Das Erste strahlte am Samstag um 20 Uhr die „Tagesschau“ aus, danach folgte die x-te Ausgabe der Uraltshow „Verstehen Sie Spaß?“ Und erst um 23 Uhr 15 folgten die „Tagesthemen“.

Das ZDF arbeitet in vergleichbaren Bahnen. Dem Krimi „Wendland“ schloss sich um 21 Uhr 45 die (hurra!) Krimi-Wiederholung „Der Alte“ an. 22 Uhr 45 startete das „heute-journal“, das statt der gewohnten halben Stunde nur 15 Minuten dauerte, damit das „Sport-Studio“ um 23 Uhr die Fußball-Bundesliga abarbeiten konnte.

Während der Woche sind die Termine des ZDF-Journals auf 21 Uhr 45 und des ARD-Magazins auf 22 Uhr 15 terminiert. Das ist insofern richtig, als damit die Informationssendungen in der besten, also zuschauerträchtigsten Sendezeit platziert sind. Am Samstag aber muss es der gewollte „Public Value“-Zuschauer ertragen, dass eine Show in XXL-Länge läuft, die es durchaus vertragen könnte, spätestens um 22 Uhr 15 an ihr Ende zu kommen. Das Zweite verlängert die Krimi-Premiere um jenes Genre, für das sich das ZDF immer am meisten anstrengen will: Krimi.

Können sie so machen. Sollten sie aber nicht, wenn sie das Mantra vom „Public Value“ ernst meinen. Es erzeugt einen fragwürdigen Eindruck, wenn statt des wieder und wieder beschworenen Informationsauftrags der Unterhaltung so willentlich und freiwillig der Vorzug gegeben wird.

Da stimmt etwas nicht: Entweder ist „Public Value“ nur ein Lippenbekenntnis oder es ist Sinn und Zweck des öffentlich- rechtlichen Rundfunks. Die Antwort liegt auf der Hand und bedarf ihres Nachweises im Programm. Also.

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