zum Hauptinhalt
Wenn der Gerichtsvollzieher das Kind zum Vater bringt.

© freepik

Tagesspiegel Plus

Missstände bei Sorgerechtsfällen: Wenn der Gerichtsvollzieher das Kind zum Vater bringt

Jugendämter und Familiengerichte sollen das Wohl für Kinder aus Trennungsfamilien sicherstellen. Doch vor allem, wenn der Vorwurf „häusliche Gewalt“ im Spiel ist, geschieht das nicht immer.

Von Jessica Reitzig

Ein wenig hatte es etwas von einer Entführung. „Als ich meinen Sohn mittags abholen wollte, fing mich vor der Schule ein Gerichtsvollzieher ab“, erzählt Julia K. „Der erklärte mir, Paul sei jetzt weg.“ Er sei zu seinem Vater gebracht worden, K.s Ex-Partner, der 300 Kilometer entfernt wohnt.

Tränen steigen in die Augen der 26-Jährigen, während sie berichtet. „Traumatisch“ sei das gewesen, was ihr und ihrem sechsjährigen Sohn nur drei Wochen nach seiner Einschulung im September 2023 widerfahren sei. „Fast sein ganzes Leben habe ich mich alleine um ihn gekümmert“, sagt sie. Der Haupttrennungsgrund von Pauls Vater sei fünf Jahre zuvor häusliche Gewalt gegen sie selbst gewesen. Jetzt hat das Familiengericht bestimmt, dass sie ihren Sohn nur noch alle 14 Tage am Wochenende sehen darf. Und das obwohl Paul bei ihr leben und in die Schule gehen möchte, in die er eingeschult wurde.

showPaywall:
true
isSubscriber:
false
isPaid:
true
showPaywallPiano:
true