zum Hauptinhalt
Intendantendämmerung. 2016 waren die Kameras bereits aufgebaut, als die Entscheidung über die RBB-Leitung zwischen Theo Koll und Patricia Schlesinger fiel.

© Kurt Sagatz

Interims-Intendant dringend gesucht: Wer soll den RBB retten?

Roland Jahn, Peter Boudgoust, Ulrich Wilhelm, Ulrich Deppendorf: Erste Namen machen die Runde.

Dringend gesucht: ein Interims-Intendant für den Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Er – oder sie – soll den Sender stabilisieren, die Arbeits- und damit die Zukunftsfähigkeit der öffentlich-rechtlichen Anstalt für Berlin und Brandenburg sichern helfen – und damit den Boden bereiten für eine finale Lösung an der Senderspitze. Die Gremien, Verwaltungs- und Rundfunkrat haben sich bereits aufgemacht, diese externe Unterstützung zu personalisieren. Erste Namen machen die Runde, erkennbar ist, dass es an geeigneten und integren Persönlichkeiten nicht fehlen wird.

Roland Jahn war Leiter der Stasiunterlagenbehörde BStU und leitete das RBB-Magazin "Kontraste".

© Doris Spiekermann-Klaas / Tagesspiegel

Roland Jahn wird genannt. Drei Qualifikationen stechen heraus. Der 69-Jährige war der letzte Leiter der Stasiunterlagenbehörde BStU. In dieser Funktion, die er von 2011 bis zur Überführung der Behörde 2021 in das Bundesarchiv ausübte, hat er einen großen Apparat mit einer sensiblen Aufgabe zu führen und zu managen gelernt. Jahn kam in diese Rolle als Journalist und Bürgerrechtler in der DDR. Nach seiner erzwungenen Ausreise 1983 nach West-Berlin arbeitete er für die „tageszeitung“ und für das Politmagazin „Kontraste“ vom Sender Freies Berlin (SFB), von 1991 an für den Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB), der aus beiden ARD-Anstalten gebildete RBB führte „Kontraste“ fort, von 2006 an mit Jahn als Chef vom Dienst und stellvertretendem Redaktionsleiter. Zum Dritten wurde Roland Jahn 1953 in Jena geboren. Gerade aus Brandenburg ist immer wieder zu hören, dass jetzt ein Ostdeutscher an die RBB-Spitze rücken sollte.

Peter Boudgoust arbeitete als Intendant des Südwestrundfunks.

© dpa

Als Feuerwehrmänner oder -frauen eignen sich besonders Personen, die bereits einen ähnlichen oder sogar gleichen Job gemacht haben – und dabei den Fallstricken des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erfolgreich ausgewichen sind. Zwei Namen, die in dieses Profil passen, sind dabei zu hören – beide sind ehemalige Intendanten der ARD. Der Jurist Peter Boudgoust, ehemals Pressesprecher des Regierungspräsidiums Stuttgart, war von 2007 bis 2019 Intendant des SWR. Boudgoust wird im Dezember 68 Jahre alt. Seine dritte Amtszeit beim SWR hatte er mit Verweis auf sein Alter vorzeitig beendet. Als Elder Statesman könnte er in Berlin gleichwohl die Rückkehr des Senders in geregelte Bahnen organisieren. Dass er als Online-Intendant der ARD die Entwicklung der Mediathek und der Audiothek des Senderverbundes vorangetrieben hat und maßgeblich an der Gründung des Jugendkanals funk war, muss kein Nachteil sein. Entscheidend wäre jedoch seine Expertise als Brückenbauer innerhalb der ARD, die er unter anderem als ARD-Vorsitzender zwischen 2009 und 2010 unter Beweis gestellt hat.

Ulrich Wilhelm war BR-Intendant und führt jetzt die Geschäfte bei der "FAZ".

© dpa

Was für Boudgoust gilt, kann auch als Argument für Ulrich Wilhelm herangezogen werden. Von 2011 bis 2021 war der Münchener, der gerade 61 Jahre alt geworden ist, Intendant des Bayerischen Rundfunks. In den Jahren 2018 und 2019 leitete er als ARD-Vorsitzender die Geschicke der Arbeitsgemeinschaft. Vor seiner Zeit als BR-Chef war Wilhelm als Regierungssprecher die Stimme von Angela Merkel. Wilhelm war somit weit genug vom RBB entfernt, um jedwede Verfilzung auszuschließen. Was seiner Ernennung zum RBB-Retter im Wege stehen könnte: Er hat gerade erst zu Anfang des Monats den Vorsitz des Kuratoriums der Fazit-Stiftung übernommen, des Hauptanteilseigners der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Zugleich ist er Mitgeschäftsführer der Stiftung.

Ulrich Deppendorf leitete das ARD-Hauptstadtstudio und moderierte den "Bericht aus Berlin".

© dpa

Und Ulrich Deppendorf? In Berlin und darüber hinaus bekannt wie ein bunter Hund. Wie auch anders, der heute 72-Jährige hat 298 Ausgaben des „Bericht aus Berlin“ moderiert. Zudem war er von 2007 bis 2015 Studioleiter und Chefredakteur Fernsehen im ARD-Hauptstadtstudio Berlin. Delegiert und beauftragt vom Westdeutschen Rundfunk, für den er als Fernsehdirektor gearbeitet hat. Die ARD kennt er aus dem Effeff, nicht zuletzt weil er auch Erster Chefredakteur von „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ war. Dem RBB ist Ulrich Deppendorf schon einmal sehr nahe gekommen: 2003 war er als Intendant im Gespräch, gewählt aber wurde Dagmar Reim.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false