zum Hauptinhalt
WDR-Intendant Tom Buhrow

© Oliver Berg/dpa

Intendanten-Gehälter im Vergleich: Was verdienen Buhrow, Wille, Himmler & Co.?

Transparenz und Kontrolle sind bei ARD und ZDF gefragt, um nach dem Fall Schlesinger Vertrauen zurück zu gewinnen. Von Gehaltsobergrenzen ist aber keine Rede.

Eine der Fragen, die nicht nur, aber auch den Rundfunk Berlin-Brandenburg in diesen Tagen und Wochen beschäftigen sollte, ist die: Wenn denn dann mal ein neuer Intendant, eine neue Intendantin gewählt werden sein wird für den Zweiländersender, was wird er oder sie jährlich verdienen?

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Die Causa Schlesinger/RBB–Spitze mit all ihren Vetternwirtschaften, Denkwürdigkeiten und Bonuszahlungen hat neuen Druck in die Frage gebracht: Wie viel verdienen eigentlich die Spitzen der Landesrundfunkanstalten? Und: Ist das überhaupt angemessen, verglichen auch mit dem, was ein Ministerpräsident bekommt? 

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Transparenz und Kontrolle sind jedenfalls gefragt, um bei Sendermitarbeitern und Rundfunkbeitragzahlern nach dem Fall Schlesinger Vertrauen zurück zu gewinnen. Von wegen Selbstbedienungsladen öffentlich-rechtlicher Rundfunk (ÖRR). Beispiel WDR. Die Tagesspiegel-Frage nach Köln war: Es wird infolge der Causa Schlesinger/RBB über Gehaltsobergrenzen oder gar Gehaltserhöhungs-Verzicht bei Intendanten des ÖRR gesprochen. Ist das auch im WDR ein Thema?

Über das Gehalt des WDR-Intendanten entscheide das zuständige Aufsichtsgremium, beim WDR ist das der Verwaltungsrat, so die Antwort aus der Pressestelle. „Tom Buhrow hat sein Gehalt einmal mit dem Verwaltungsrat vereinbart, als er vor neun Jahren zum ersten Mal zum Intendanten gewählt wurde. Als er 2018 das zweite Mal gewählt wurde, hat er auf eine neue Verhandlung seines Gehalts verzichtet.“

Seltsam nur, dass Buhrow 2019 (laut damaliger Tabelle auf ard.de) auf 395.000 Euro Jahresgehalt kam, in 2021 auf 413.000 Euro. Auf die Nachfrage, wie sich diese Schere mit obiger Antwort („Gehaltsverzicht“) vertrage, antwortet der WDR: Bei allen WDR-Mitarbeiter:innen habe sich das Gehalt „in dem von Ihnen genannten Zeitraum“ verändert. „Es gab keine gesonderten Gehaltserhöhungen für Herrn Buhrow, seit er Intendant wurde.“

Wie auch immer, von Gehaltsobergrenzen ist keine Rede. Und 413.000 Euro sind eine Stange Geld, vom Dienstwagen ganz zu schweigen. Zum Vergleich: Hendrik Wüst, Ministerpräsident in Nordrhein-West, bekommt im Monat 17.658 Euro Grundgehalt (Besoldungstabelle der Bundesländer), das macht im Jahr 212.000 Euro, exklusive Familienzuschlag und Dienstaufwandsentschädigung.

Ein Ausreißer nach unten?

Da steht sich auch Norbert Himmler, ZDF-Intendant erst seit gut einem halben Jahr, besser. „Wir veröffentlichen die Bezüge der Geschäftsleitung in unserem Transparenzportal im Rahmen der digitalen Publikation ZDF Jahrbuch“, sagt der Mainzer Sender zur Transparenz-Frage.

ZDF-Intendant Norbert Himmler erhält seit dem 1. April eine monatliche Vergütung von 30.990 Euro und kommt damit auf eine Jahresvergütung von 371.880 Euro. Die Höhe der Vergütung des Intendanten sei Gegenstand seines Vertrages, den der ZDF-Verwaltungsrat beschlossen hat.

Beispiel NDR. Der Vierländersender ist in den vergangenen Tagen wegen Vorwürfen politischer Einflussnahme und Vetternwirtschaft ins Gerede gekommen. Wie sieht es dort mit dem Intendanten-Gehalt aus? Die Verwaltungsräte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks befassen sich immer wieder einmal mit den Gehältern der außertariflichen Führungskräfte (AT), insbesondere dann, wenn neue Verträge anstehen, heißt es beim NDR.

Ein Sprecher verweist darauf, dass der jetzige Intendant Joachim Knuth um 19.000 Euro niedrigeres Gehalt (346.000 Euro) als sein Vorgänger Lutz Marmor (365.000 Euro) erhält. „Und seit 2020 verzichten alle AT-Führungskräfte freiwillig auf eine jährliche Gehaltserhöhung.“

Ein Ausreißer nach unten? Blick nach Süden. Der Verwaltungsrat des SWR habe sich in seiner Sondersitzung am vergangenen Montag ausführlich mit dem Gehalt des Intendanten beschäftigt, sagt SWR-Verwaltungsratsvorsitzender Hans-Albert Stechl.

Beim SWR sei die Regelung klar: „Der Intendant erhält das Jahresgehalt von 361.000 Euro, dazu eine allgemeine Aufwandsentschädigung von 350 Euro monatlich sowie eine Sonderzahlung von 978 Euro im Jahr, die jeder Mitarbeitende des SWR erhält.“ Es gebe keinerlei Boni oder andere ähnliche zusätzliche Zahlungen, wie dies etwa beim RBB bisher der Fall ist.

„Dieses Gehalt wurde, auch im Vergleich zu den Gehältern von öffentlichen Einrichtungen, wie etwa Leitern städtischer Versorgungsbetriebe oder von Sparkassenvorständen, als angemessen angesehen.“ Die Frage einer Gehaltsobergrenze oder eines Gehaltserhöhungs-Verzichtes wurde zuletzt nicht thematisiert.

Verglichen damit deutlich anspruchsloser die Grundvergütung der MDR-Intendantin Karola Wille. Die sei seit 2014 unverändert geblieben, weil sie freiwillig auf Tariferhöhungen verzichtet hat, teilte ein MDR-Sprecher mit. Erstmals erfolgte eine Anpassung im Jahr 2021 „im Ergebnis regelmäßiger Gespräche mit dem Verwaltungsrat“. Nun liegt Wille mit 295.000 Euro im Jahr im unteren Drittel des ARD-Gehalts-Ranking.

Nur einige Beispiele, die andeuten, wieviel Unterschiede und Beharrungsvermögen es bei öffentlich-rechtlichen Senderspitzen in Sachen Gehalt gibt. Und wie geht es nun weiter beim RBB, sollte am Mittwoch bei der nächsten Sitzung vom Rundfunkrat ein Interims-Intendant oder eine Intendantin gefunden werden? Gehen er oder sie mit weniger als 303.000 Euro jährlich nach Hause, die, zumindest regulär, für Patricia Schlesinger zu Buche standen? Vom RBB, konkret, von Dorette König, Vorsitzende des RBB-Verwaltungsrates, war dazu am Montag auf Tagesspiegel-Anfrage keine Antwort zu bekommen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false