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Karl Lauterbach, Gesundheitspolitiker der SPD, kommt an keinem Mikrofon vorbei. Oder kommt kein Mikrofon an ihm vorbei?

© dpa

Lauterbach auf allen Kanälen: Karl der Große macht jetzt TV

„Markus Lanz“, „Maybrit Illner“, „hart aber fair“: Ein Fernsehtag, eine Talkshow ist ohne den SPD-Politiker offenbar nicht mehr vorstellbar. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Das wird gefährlich für die Fernsehsender. Karl Lauterbach wird derart exponentiell in die Talkshows eingeladen, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer auf die Ideen kommen könnten, sie würden Wiederholungen verfolgen, alldieweil der SPD-Politiker immer Gast ist. Beleg? "Markus Lanz" am Mittwoch, "Maybrit Illner" am Donnerstag, "hart aber fair" am kommenden Montag, mal ist Lauterbach als Gesundheitsexperte, dann als Gesundheitsökonom, schließlich als Epidemiologe angekündigt - aber immer ist es ein und derselbe Karl Lauterbach, SPD.

Vielleicht braucht die Pandemie ja mehr als nur ein Gesicht, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, CDU, sitzt immer in der Pressekonferenz oder im "heute-journal", das aber reicht für die übrigen zahlreichen Sendungen nicht. Außerdem ist Spahn arbeitender Minister, wo Lauterbach als arbeitender Bundestagsabgeordneter schätzungsweise mehr freie Zeit fürs Fernsehen hat. Die nutzt er weidlich, er darf jetzt als meistgefragter Experte gelten. Vielleicht hilft das sogar seiner Partei, ihm jedenfalls wird es nicht schaden.

TV-Gipfel der Virologen

Aber ist Karl der Große nicht zu häufig im Fernsehbild, ist er der wahre, alleinige Sinnstifter? Es kann ihm nicht nachgesagt werden, er würde Unsinn reden, seine Aussagen sind vernunftgeleitet, haben Hand und Fuß, trotzdem ist er in diesen Zeiten und Tagen nicht die Zentralfigur, das sind die aktiven Politiker im Bund und in den Ländern, von der Bundeskanzlerin ganz zu schweigen. Karl Lauterbach sitzt nicht im Corona-Kabinett, was ihn in seinen Äußerungen natürlich freier macht. Aber auch zielführender?

Ob Lauterbach in den Talkshows oder Spahn in den Journalen, ich würde in all den Irrungen und Wirrungen eine andere Runde viel lieber im Fernsehen erleben: Ein TV-Gipfel der führenden Virologinnen und Virologen zur besten Sendezeit. Christian Drosten, Hendrick Streeck, Melanie Brinkmann und Sandra Ciesek reden zur Sache und nur zur Sache. Karl Lauterbach darf moderieren.

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