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Aller Anfang ist schön. Robert Skuppin (links) und Volker Wieprecht moderierten viele Jahre den „schönen Morgen“ auf Radio Eins.

© rbb/Jenny Sieboldt

25 Jahre Radio Eins: Immer neugierig auf Orange

Warum Radio Eins auch nach 25 Jahren noch unverzichtbar ist, für Erwachsene und für diejenigen, die einen Partner suchen.

Warum streitet sich das Moderatorenpaar Tommy und Kathrin Wosch? Warum ist die Ost-/West-Schere immer noch so ein großes Thema? Wie katastrophal lief der Sendestart von Radio Eins im August 1997? Wie sucht der Sender seine Musikstücke aus? Antworten darauf gibt die Dokumentation von Lutz Pehnert, ein Blick hinter die Kulissen des Senders mit dem Standort Potsdam-Babelsberg. Mit Gesichtern zu den Stimmen, die Millionen Berliner und Neu-Berliner im vergangenen Vierteljahrhundert am Frühstückstisch oder im Autoradio begleiten, nicht nur, aber vor allem eben Erwachsene.

Am 27. August 1997 startete Radio Eins mit seinem inzwischen berühmt-berüchtigten Programm. Eine Erfolgsstory, an die in den Anfängen keiner geglaubt hätte, wie Programmchef Robert Skuppin – mit dem Verweis auf Pannen wie ausbleibende Meldungen zum Unfalltod von Lady Di in diesen letzten Augusttagen – erzählt. „Es gab am Anfang vernichtende Kritiken, es wirkte wie ein krachender Fehlschlag.“

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Ein krachender Erfolg hingegen war schnell der „schöne Morgen“, die Radioshow mit Robert Skuppin und Volker Wieprecht, die den Radio-Eins-Touch ausbreitete. Jene Mischung aus intelligentem Unterhaltungsradio, größeren Textflächen mit Inhalten, Information, Ironie, Musik abseits des Mainstream, Spezialsendungen wie dem Kinomagazin „12 uhr mittags“ mit Knut Elstermann oder dem „Soundcheck“, mithin jenes nicht nur wegen der Senderfarbe Orange unverwechselbare Radio-Eins-Gefühl, dem Lutz Pehnert in seiner Doku mit Statements von Machern, Mitarbeitern und Moderatoren auf der Spur ist.

Zum Beispiel das Ehepaar Wosch, das vor laufendem Mikro jenem Spalt zwischen Ost- und West-Gefühl auf der Spur ist, der heute noch den kriselnden Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) durchzieht. Bei all dem, was den Sender derzeit ins Wanken bringt – das Radio „nur für Erwachsene“ ist und bleibt eine Erfolgsgeschichte, mit stabilen Quoten in der Reichweite.

Geburtstagskonzert in der Waldbühne

Es wird laut aktueller Media Analyse von 131 000 Menschen in einer durchschnittlichen Sendestunde (Mo–Fr, 6–18 Uhr) gehört. Dumm nur, dass die große Feier zu 25 Jahre Radio Eins, das Parkfest am Gleisdreieck ab Samstag samt Geburtstagskonzert in der Waldbühne, als RBB-Erfolgsstory derzeit ein wenig unterzugehen droht. (Das Radio-Eins-Parkfest im Park am Gleisdreieck, vom 27. August 2022 bis 4. September, mit Livesendungen. Am 16. September, ab 18 Uhr, in der Waldbühne das große Geburtstagskonzert mit Danger Dan, Bands Beatsteaks, Bilderbuch, Kitty, Daisy & Lewis und Cari Cari.)

Umso wichtiger der Film von Lutz Pehnert, der schon in der ARD-Mediathek steht („Das schöne Radio. 25 Jahre nur für Erwachsene“) und am 22. September im RBB Fernsehen ausgestrahlt wird. Der Autor dürfte vielen aus der Seele sprechen, die in den 1990er- und Nullerjahren nach Berlin kamen und den Sender für sich entdeckten.

„Ich selbst bin ja ein Radio-Eins-Hörer seit der ersten Stunde. Ich mag nicht alles im Programm, aber mich fasziniert, dass es diesen Sender überhaupt gibt und dass er sein Profil, mehr zu quatschen als nur Jingle auf- und das Wetter anzusagen, nicht aufgegeben hat.“ Für Pehnert ist es nicht nur ein Film über Radio Eins, sondern über das gute alte Radio überhaupt, das er schon als kleiner Junge heimlich unter der Bettdecke hörte, damit die Eltern nicht merkten, dass er noch wach war.

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Und was ist mit Geheimnissen zu Radio Eins? Unerhörtem? Stars? Diven? Richtig zugeben mag das vor Pehnerts Kamera niemand. „Es gibt welche, die mag man mehr, manche, die mag man weniger“, sagt Moderatorin Marion Brasch. „Klar, ich will schon auch besser sein als andere“, fügt Kollege Max Spallek hinzu. Wer sich mal bei Radio Eins umgehört hat, weiß, dass das dort nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen ist, eine große Familie, wie es der Film suggeriert, eingefangen vom Fingerschnipsen aller Radio-Eins-Leute zur Musik von The Dead South.

Dem Zuschauer/Zuhörer wird es egal sein, solange es Radio Eins auch in den nächsten 25 Jahren gibt, trotz Podcast-Boom, Spotify & Co. Musikchefin Anja Caspary ist ja kaum zu widersprechen: Wie einzigartig der Sender bundesweit ist, erfährt jedes Mal, wer die Landesgrenzen verlässt und woanders Dudelfunk hört. Und noch einen Vorteil hat der Sender, so Caspary. Berlin ist die Stadt der Singles. Wer richtig einsam, ist, sollte auf eine Radio-Eins-Veranstaltung gehen. Ab Samstag wieder zum Geburtstag im Gleisdreieck.

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