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Der ehemalige „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann.

© PNN/Ottmar Winter

„Hat jedes Maß verloren“: Kai Diekmann hält Kritik an Gerhard Schröder für übertrieben

Die Position des Altkanzlers gegenüber Russland teile er nicht, sagt der Ex-Bild-Chefredakteur. Die Art, wie nun mit Schröder umgegangen werde, finde er aber falsch.

Der ehemalige „Bild“-Chef Kai Diekmann hat die Kritik an Altkanzler Gerhard Schröder wegen dessen Nähe zu Putin als unverhältnismäßig kritisiert. „In der Art und Weise, wie Schröder jetzt niedergemacht wird, ist jedes Maß verloren gegangen. Selbst Schröders Friseur wollte ihm nicht mehr die Haare schneiden“, sagte er in einem Interview mit der „Berliner Zeitung“.

Gerhard Schröder habe den russischen Präsidenten 2022 auf Wunsch der Ukraine besucht. Zur Zeit seiner Kanzlerschaft sei es ihm um eine echte Aussöhnung mit Russland und die Fortführung der deutsch-russischen Freundschaft gegangen. Deshalb sei er Putin bis heute loyal. „Schröder ist bereit, bürgerliche Nachteile in Kauf zu nehmen, weil er einen Mann, den er seinen Freund nannte, nicht verraten möchte“, sagte Diekmann der Zeitung.

Er betonte im Interview aber auch, dass er damit nicht sagen wolle, dass er Schröders Position für richtig halte. Der Besuch des Altkanzlers bei Putin 2022 sei zum Desaster geworden. „Als Schröder 2022 Putin in Moskau besucht hat, hätte Putin ihm irgendein Zugeständnis machen können. Machen müssen, wenn er es mit der Freundschaft ernst meint“, sagte er der „Berliner Zeitung“.

Diekmann hat kürzlich sein neues Buch „Ich war Bild“ veröffentlicht, in dem er über seine Zeit als Chefredakteur schreibt. Darin geht es auch um die Kanzlerschaft Gerhard Schröders.

Als Journalist war Diekmann selbst bei Treffen von Politikern mit Putin dabei – zuletzt 2022, sechs Wochen nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Er habe den österreichischen Kanzler Karl Nehammer begleitet, so Diekmann im Zeitungsinterview. Putin habe damals Deutsch gesprochen und das Wort „Krieg“ benutzt und nicht wie sonst üblich von einer „Sonderoperation“ gesprochen.

Den russischen Präsidenten beschreibt Diekmann in der „Berliner Zeitung“ so: „Er hat etwas Charmantes, etwas Leises, Selbstbewusstes und Selbstironisches. Im Gespräch verteidigt er knallhart seine Positionen und gibt nicht einen Millimeter nach. Selbst, wenn er lügt, gibt er sich scheinbar unschuldig.“ (Tsp)

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