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Reichsbürger Fitzek am Eingang zu seinem „Königreich“.

© imago images/Robert Michael

„Entspricht nicht unseren Standards“ : „Bild“ löscht Artikel über Reichsbürger

Ein neues Theaterstück in Halle thematisiert die Szene der Staatsdeligitimierer. Bei der Premiere tauchte auch Reichsbürger Peter Fitzek auf. Seine Eintrittskarte zahlte ein „Bild“-Reporter.

Er ist einer der bekanntesten Reichsbürger Deutschlands und selbsternannter Herrscher seines Fantasiegebildes. Peter Fitzek rief im Jahr 2012 in Lutherstadt-Wittenberg in Sachsen-Anhalt sein eigenes Königreich aus, seitdem folgen hunderte Personen dem sektenähnlichen Gebilde, das seit vergangenem Jahr auch in anderen Bundesländern auf Expansionskurs ist. So erwarb das „Königreich“ Immobilien in Sachsen und Brandenburg.

Fitzeks Anhänger lehnen die Bundesrepublik Deutschland und das Grundgesetz ab. Stattdessen wähnen sie sich in ihrem eigenen Staatsgebilde, in dem sie sich pseudo-legitimierte Parallelstrukturen zum Beispiel im Finanzwesen aufbauen. Mit der deutschlandweit wachsenden Szene der Reichsbürger und deren gefährlichen Angriffen auf Staat und Polizei setzt sich nun erstmals ein Theaterstück auseinander. In der Volksbühne am Kaulenberg in Halle feierte das interaktive Stück „König von Deutschland“ am 23. März Vorpremiere.

Überraschend erschien an diesem Abend auch Reichsbürger Peter Fitzek in der Begleitung seiner Frau. Darüber berichtet der Rechtsextremismus-Experte Andreas Speit auf dem Politik-Blog „campact“. Speit gilt als Kenner der Reichsbürgerszene und schreibt als Autor seit vielen Jahren für verschiedene Medien über die rechten Selbstverwalter. Gleichzeitig begleitete er das Theaterkollektiv aus Halle bei der Erarbeitung des Stücks.

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„Bild“-Reporter begrüßte Reichsbürger vor dem Saal

Laut Speit, der sich auf Angaben des Kollektivs bezieht, hat ein Reporter der „Bild“-Zeitung während der ersten Szene den Saal verlassen, um den verspäteten Fitzek vor der Tür zu begrüßen, als dieser mit seiner Frau aus dem Auto stieg. Zuvor habe der Journalist des Boulevardmediums Foto - und Videoaufnahmen im Inneren angefertigt, trotz vorher kommunizierten Verbots.

Das Theater vermutet, dass der Reporter ein „Schauspiel im Schauspiel“ inszenieren wollte und Fitzek gezielt zur der Premiere einlud, um für eventuelle Störungen zu sorgen. Der Verdacht liegt auch deswegen nahe, weil der Mitarbeiter der „Bild“ dem Reichsbürger und seiner Frau die Eintrittskarten bezahlte.

Tickets wurden „privat ausgelegt“

Auf Nachfrage des Tagesspiegel bestätigte Axel-Springer-Sprecher Christian Senft, dass die Tickets „privat“ und auf „telefonische Bitte“ von Peter Fitzek „ausgelegt“ worden seien, da der Reichsbürger nicht in der Lage gewesen sei, selbst ein Ticket online zu erwerben. Ob Fitzek gezielt durch den „Bild“-Reporters zur Premiere in Halle eingeladen wurde, wird aus der Antwort des Springer-Sprechers nicht deutlich. Durch eine persönliche Anfrage bei Fitzek habe der „Bild“-Reporter vom Erscheinen des Reichsbürgers bei der Vorpremiere erfahren, heißt es lediglich in dem Statement.

„Das Vorgehen war der Redaktion nicht bekannt oder abgesprochen und entspricht nicht den journalistischen Standards von ,Bild’ und den journalistischen Leitlinien von Axel Springer, die für alle Redakteurinnen und Redakteure verbindlich sind“, sagte Senft dem Tagesspiegel. Deshalb habe man sich dazu entschieden, den Artikel über die Veranstaltung offline zu nehmen. Der Text war bereits am frühen Mittwochnachmittag nicht mehr zu erreichen.

Reichsbürger Fitzek verpasste am 23. März übrigens dennoch das Stück über seine eigene Szene. Zwar konnte er das vom „Bild“-Reporter bezahlte Ticket vorweisen, ihm fehlte aber ein „Visum“. Dies hätte er der Grundidee der Darbietung folgend gebraucht, um an dem Abend teilzunehmen. Schließlich verlangt Fitzek im „Königreich Deutschland“ das Gleiche von seinen Gästen.

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