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Katrin Vernau bleibt nur bis Ende September Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg.

© rbb/Gundula Krause

Update

Amtsinhaberin bei RBB-Intendantenwahl raus: Drei Kandidatinnen, ein Kandidat - und keine „Lex Vernau“

Mitte Juni wählt der Sender seine neue Führung. Heide Baumann, Ulrike Demmer, Juliane Leopold und Jan Weyrauch bleiben im Rennen, die Amtsinhaberin Katrin Vernau ist raus.

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Das wird ein spannender Wahltag am kommenden Freitag im Rundfunkrat des Rundfunks Berlin-Brandenburg. Die drei Kandidatinnen Heide Baumann, Ulrike Demmer, Juliane Leopold und der Kandidat Jan Weyrauch haben alle die individiuelle Chance, bei den 30 Mitgliedern des Gremiums für sich zu werben.

Zwar hat am Donnerstagabend im nichtöffentlichen Teil der Rundfunkratssitzung bereits eine Vorstellungsrunde stattgefunden, aber das wesentliche Ergebnis heißt: Alle sind eine Runde weiter. Am 12. Juni geht es in die nächste Runde, wenn sich das Quartett der RBB-Belegschaft präsentiert. Am 16. Juni ist Wahltag.

Die Sitzung am Donnerstagabend hat bis halb zwölf Uhr nachts gedauert, die Mitglieder des Rundfunkrates wollten sich nach der schriftlichen Information über den Bewerberkreis selbst ein Bild machen, mit welchen Vorstellungen, ja Visionen das Quartett zur eigenen wie zur Zukunft des RBB aufwarten können.

Nach Aussagen verschiedener Mitglieder des Rundfunkrates haben sich in der Vorstellungsrunde bestimmte Eindrücke bestätigt: Heide Baumann, Ex-Managarin bei Vodafone, kommt sehr von außen, die frühere Regierungssprecherin Ulrike Demmer wirkte beeindruckend charismatisch.

Juliane Leopold, Chefredakteurin Digitales bei ARD-aktuell, hat den Ost-Bonus und steht für digitale Transformation, schließlich Jan Weyrauch, Programmdirektor von Radio Bremen, hochprofessionell im Auftritt und wahrscheinlich der Liebling der Belegschaft, weil er vor allem für den Status quo im Sender einsteht.

Klar ist, es wird am kommenden Freitag mehrere, wenn nicht viele Wahlgänge brauchen, bis die neue Intendantin, der neue Intendant gewählt sein wird.

Vernau nicht zugelassen

Wenigstens in einer Frage ist die Intendantenwahl geklärt. Katrin Vernau wird nur noch bis Ende September als Interimsintendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg arbeiten können. Bei der Rundfunkratssitzung wurde Vernau zwar von mehreren Mitgliedern zur Kandidatur aufgefordert, was die 50-Jährige dann auch tat, aber in der anschließenden Abstimmung wurde dieser Antrag mit einer sehr deutlichen Mehrheit abgelehnt.

Wesentlicher Grund: Katrin Vernau hätte sich im Rahmen der Ausschreibung - Stichtag war der 30. April - bewerben müssen, hat es aber nicht getan.

Eine Zulassung außerhalb des Bewerbungsverfahrens hätte wie eine „Lex Vernau“ und damit wie Düpierung der anderen Bewerberinnen und Bewerber ausgesehen, hieß es im Gremium. Vernau unterstrich zuvor nochmals ihre Ambitionen auf den Chefsessel, sah sich vom Rundfunkrat aber zu wenig unterstützt und eben nicht zur Bewerbung aufgefordert.

Katrin Vernau, das muss vermerkt werden, ist nicht an ihrer Leistung seit Amtsantritt gescheitert, wahrlich nicht, wohl aber an ihrem Verhalten im Zuge der Ausschreibung.

Katrin Vernau sagte nach ihrer „Abwahl“ im Gremium: „Der Rundfunkrat hat heute für klare Verhältnisse für die Wahl in der kommenden Woche gesorgt. Das ist eine wichtige Nachricht für alle Beteiligten, auch für die Mitarbeitenden im rbb. Ich selbst respektiere die Entscheidung des Rundfunkrats und bin heute Abend zwar nicht fröhlich, aber ohne Groll.“

Sie habe ihre Arbeit im RBB ohne weitergehende persönliche Ambitionen begonnen und setze sie jetzt so fort. In den kommenden Wochen werde weiter an den notwendigen Veränderungen und der Neuausrichtung des Senders gearbeitet. „Die Interessen des rbb in der ARD werde ich ebenfalls mit voller Überzeugung vertreten. Parallel bereiten wir alles für eine vertrauensvolle und konstruktive Übergabe vor. Noch ist also nicht die Zeit des Abschieds, es gibt bis dahin genug zu tun.“

Rückkehr zum WDR?

Die 50-jährige Wirtschaftsökonomin arbeitete zuvor als Verwaltungsdirektorin beim Westdeutschen Rundfunk. Dort ließ sie sich beurlauben, dorthin kann sie zurückkehren. Im größten ARD-Sender wird im kommenden Jahr der Nachfolger von Intendant Tom Buhrow gewählt.

Mit dem Ausscheiden von Katrin Vernau haben sich die Chancen der drei Kandidatinnen und des Kandidaten verbessert. Als da sind: Heide Baumann, 50, ehemaliges Mitglied der Geschäftsleitung von Vodafone Deutschland, Ulrike Demmer, 50, früher stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, und Juliane Leopold, 40, Chefredakteurin Digitales von ARD-aktuell, schließlich Jan Weyrauch, 55, Programmdirektor von Radio Bremen.

Weyrauch war erst am Mittwoch wieder auf die Kandidatenliste gesetzt und zur Vorstellungsrunde eingeladen worden. Er gehörte bereits früher zum Kandidatenkreis, war aber dann „aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die Vertragskondiditionen ausgeschieden“, wie es in einer Pressemitteilung des RBB am Mittwoch hieß.

Hintergrund ist die Debatte um eine mögliche Beschränkung des künftigen Intendantengehaltes angesichts eines Sparprogramms im Sender von rund 49 Millionen Euro. Der RBB-Verwaltungsratsvorsitzende Benjamin Ehlers sprach am Donnerstag davon, dass beim Jahresgehalt über eine mögliche „Spannbreite“ zwischen 180.000 und 230.000 Euro diskutiert werde. Gremienbeschlüsse darüber gebe es aber nicht.

Die aktuelle Interimsintendantin Vernau verdient nach Angaben des RBB vom Januar 295.000 Euro im Jahr. Schlesingers Jahresgehalt lag demnach 2021 bei rund 340.000 Euro. (mit epd)

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