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Halbfinale Frankreich - Marokko: Bélá Réthy kommentiert an seinem 66. Geburtstag sein letztes Fußballspiel für das ZDF.

© IMAGO/ULMER/TEAMFOTO / IMAGO/Markus Ulmer

Abschied vom ZDF-Kommentator: Die Bélá-Réthy-Welt kam ohne das Getöse des Kommerzfußballs aus

Bélá Réthy hat sein letztes Spiel kommentiert. Aber seine Einstellung lebt weiter: Fußball überzeugt nur durch Fußball.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Nach der Übertragung sangen sie im ZDF-Studio: „Es gibt nur einen Bélá Réthy“. Ein verdientes Dankeschön für den Reporter, der sich mit dem WM-Halbfinale der Franzosen gegen Marokko verabschiedet hat. „Die Stimme des Fußballs“ hat mehr als 380 Spiele kommentiert, war bei zehn Weltmeisterschaften dabei. Wer Fußball im Fernsehen verfolgt, hat das je nach Alter über Jahre oder Jahrzehnte auch mit Réthy getan.

Sein Abschied provoziert, weil er einen schlaglichtartig Vergangenes und Gegenwärtiges memorieren lässt. Réthy sprach von Entfremdung, so wie sich der Kommerz, die Politik und weitere Interessen in diesen Sport hineingefressen haben. Das Drumherum, das Drunter, Drüber und Dahinter haben die Regie übernommen, nicht zuletzt durch mediale Antriebskräfte beschleunigt.

All dem Getöse und Gebrause ließ sich durch die Bélá-Réthy-Welt ein Stück weit entkommen. Diese Welt, das waren und sind die 90 oder jetzt 100 Minuten zwischen Anpfiff und Abpfiff, wenn der Ball rollt, Réthy kommentiert und der Fußball Fußball ist.

Solche Zeilen haben einen Schlag ins Rührselige, wird jetzt nicht gleich die Sentenz von der „guten, alten Fußballzeit“ fallen? Wird sie nicht, muss sie nicht. Weil es zu wenig führt. Nostalgie verklebt die Sinne wie die Erinnerung vergoldet. Katar ist eine Autokratie, ja? Fand die WM 1978 nicht in Argentinien zu Zeiten einer Militärdiktatur statt?

Der Fußballfan, der Zuschauerfan ist hin- und hergerissen zwischen dem Ja zum Fußball und dem Nein zum Fußballkommerz. Tatsächlich weiß er, dass das eine ohne das andere nicht zu haben ist. Da kann Réthy, wieder einmal, zum Vorbild werden. Der jetzt 66-jährige ZDF-Ruheständler hat angekündigt, dass er sich vorstellen kann, nach einer Verschnaufpause wieder zu arbeiten, „irgendetwas Medien-mäßiges“. Vielleicht wird es etwas Fußball-mäßiges.

Die Zukunft, die Zukunft des Fußballs wird es weisen. Für Bélá Réthy, für andere. Schön für alle, dass sie die Vergangenheit teilen. Also die Überzeugung, was Fußball sein soll: Fußball. Bélá Réthy hat diese Überzeugung vermittelt. Das hat ihn nicht einzig, aber besonders gemacht. Und deswegen stimmt dieser Satz hoffentlich nicht: Es gibt nur einen Bélá Réthy.

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