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Kartoffelschalen (Archivbild)

© imago stock&people

Kartoffeln schälen oder nicht?: Arzt hat klare Meinung

Lange hieß es, dass man Kartoffelschalen nie mitessen sollte. Der britische Arzt und Forscher Tim Spector sagt: Quatsch, die Schale ist gesund. Vorsicht aber bei grünen Stellen der Kartoffeln.

Mit oder ohne Schale? In den Küchen Deutschlands, wo die Kartoffel einen hohen Stellenwert hat, ist das eine Frage des Prinzips, des persönlichen Geschmacks – und darüber hinaus eine der Gesundheit. Denn bisher rieten Experten, die Schale nicht mitzuessen, weil Giftstoffe darin enthalten sind.

Tim Spector ist Professor für Genetische Epidemiologie in London und beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit – so auch in seinem neuen Buch „Nahrung fürs Leben“. Mit dem „Tagesspiegel“ hat er über typische Ernährungsfehler gesprochen und dabei etwas zur liebsten Knolle der Deutschen gesagt. Was Kartoffeln angeht, spricht sich Spector ausdrücklich dafür aus, die Schale mitzuessen.

Essen Sie sie stets mit Schale.

Tim Spector über Kartoffeln

Da stecken die Ballaststoffe drin und die Nährstoffe. Im Inneren sind nur noch Stärke und Kohlenhydrate“, begründet er seinen Tipp im Interview. Auch in Spectors Buch wird dazu geraten, die Kartoffel ungeschält zu lassen. „Essen Sie sie stets mit Schale. Sie enthalten mehr Kalium als Bananen und mehr Ballaststoffe als Äpfel, sind reich an Vitamin C und eine gute Eisenquelle“, heißt es dort.

Gründliches Abwaschen und am besten Bio-Kartoffeln

Nun gibt es bei Kartoffelschalen aber mehrere Probleme. Einerseits die Pestizide, das sind Rückstände von Chemikalien, mit denen die Pflanzen zum Beispiel vor Insektenbefall geschützt werden. Um beim Essen möglichst wenig davon aufzunehmen, rät Spector zum Kauf von Bio-Kartoffeln und zum gründlichen Abwaschen.

Er sagt: „Bio hat im Vergleich nur 20 Prozent der Pestizide, aber 30 Prozent mehr Polyphenole und Nährstoffe. Der Preis allerdings verdoppelt sich. Wichtiger als Bio ist aber, überhaupt mehr Pflanzen zu kaufen. Die Vorteile, viele Nähr- und Ballaststoffe zu essen, überwiegen die Gefahr von Pestiziden.“

Was ist mit dem Solanin?

Doch es gibt bekanntlich ein weiteres Problem im Zusammenhang mit Kartoffelschalen: Solanin. Das ist eine giftige Substanz aus der Gruppe der Glykoalkaloide. Sie wird von Nachtschattengewächsen – darunter den Kartoffelpflanzen – gebildet. Solanin kommt vor allem in oder direkt unterhalb der Schale vor. Besonders hohe Konzentrationen finden sich in Keimen und grünen Stellen.

Tim Spector geht bei seinen Ernährungstipps nicht auf Solanin ein, weder im Interview noch in seinem Buch. Das könnte damit zusammenhängen, dass das Risiko bei richtigem Umgang mit Kartoffeln überschaubar zu sein scheint.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung sagt: „Ein Gehalt von bis zu 200 mg Glykoalkaloiden pro kg Kartoffel wurde bisher im Allgemeinen als unbedenklich eingestuft.“ Zur Einordnung: „Sachgerecht kultivierte, geerntete und gelagerte Kartoffeln weisen zumeist einen Glykoalkaloidgehalt von 20 bis 100 mg pro kg auf.“ Empfohlen wird daher, dass der Glykoalkaloidgehalt zum Verzehr gedachter Kartoffeln bei unter 100 mg pro kg liegt. Wegen einer unvollständigen Datenlage handelt es sich um eine vorläufige Empfehlung.

Es kommt natürlich auch auf die Menge der verzehrten Kartoffeln an. Zumindest aus den bisherigen Daten geht hervor, dass man auf der sicheren Seite ist, wenn man Kartoffeln in üblichen Mengen von ca. 200 Gramm pro Tagesportion isst – auch mit Schale. Das Gesundheitsportal Österreichs schreibt dazu: „Um erste Anzeichen von Unwohlsein zu spüren, müsste ein erwachsener Mensch schon mehrere Kilo essen.“

Nachfolgend finden Sie das ganze Interview mit Tim Spector, indem er nicht nur über Kartoffeln und ihre nahrhaften Schalen redet, sondern auch erklärt, warum wir die negativen Folgen von hoch verarbeiteten Lebensmitteln immer noch unterschätzen. (Tsp)

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