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Nahe der Ortschaft Vati im Süden der Insel Rhodos steht ein Wald in Flammen.

© dpa/Christoph Reichwein

Update

Brände in Griechenland toben weiter: Löschflugzeug mit zwei Piloten an Bord stürzt auf der Insel Euböa ab

Löschflugzeuge und Helikopter löschen unentwegt die Brände in Griechenland. Trotzdem ist die Gefahr längst nicht gebannt. Einen Hoffnungsschimmer gibt es dennoch.

| Update:

Obwohl mehr als 100 Löschflugzeuge und Helikopter seit Tagen im Einsatz sind, toben die Brände in zahlreichen Regionen Griechenlands weiter.

Ein Löschflugzeug ist während des Kampfes um die Beseitigung der Brände auf der griechischen Insel Euböa am Dienstag abgestürzt. Dies berichtete das griechische Staatsfernsehen. Ob die Piloten den Absturz überlebt haben, war zunächst unklar.

Nach ersten Informationen des Staatsrundfunks handelt es sich um ein Flugzeug des griechischen Zivilschutzes und nicht um eine ausländische Maschine, die im Kampf gegen die Flammen unterstützen. Mit einem Hubschrauber werde nach der abgestützten Maschine gesucht, berichtete ein Reporter des Staatsrundfunks weiter.

Auch am Dienstag werde die Brandgefahr extrem hoch sein, teilte der Zivilschutz mit. Den Griechen helfen Feuerwehrleute aus mehreren EU-Staaten. Auch die Türkei und Ägypten haben Löschflugzeuge und Hubschrauber geschickt.

Brand im Norden von Korfu ist wieder aufgeflammt

Wegen starker Rauchbildung und einer Unterbrechung der Stromversorgung ist am Dienstag das Dorf Loutses im Norden der Ferieninsel Korfu evakuiert worden. Die Einwohner erhielten per SMS einen entsprechenden Aufruf des griechischen Zivilschutzes.

Eine Aufnahme von einem Waldbrand auf Korfu am 24.07.2023.

© imago/ANE Edition/IMAGO/Giorgos Kontarinis / Eurokinissi

Das griechische Fernsehen zeigte einige Touristen, die zu Fuß die Ortschaft verließen. Busse warteten auf sie am Rande des Dorfes, um sie in Sicherheit zu bringen. Der Brand auf Korfu ist deutlich kleiner als der auf der Insel Rhodos, wie die Feuerwehr mitteilte. Der griechische Zivilschutz ordnet bei kleinster Gefahr vorbeugend die Evakuierung von Dörfern an.

Inmitten der Brände steht Griechenland ein neuer Höhepunkt der seit Tagen andauernden Hitzewelle bevor: Für Dienstag werden Höchsttemperaturen von 44 Grad im Zentrum des Landes erwartet, in der Hauptstadt Athen soll das Thermometer nach Angaben des griechischen Wetterdienstes EMY auf 41 Grad steigen.

Auch am Mittwoch dürfte es den Meteorologen zufolge so heiß bleiben, ehe die Temperaturen am Donnerstag um bis zu fünf Grad sinken.

Neuer Brandherd auf Rhodos entfacht

Ein Waldbrand im südlichen Teil der griechischen Insel Rhodos.

© AFP/ANGELOS TZORTZINIS

Schlimm ist die Lage im Südosten der Ferieninsel Rhodos. Dort wehen starke Winde und fachen immer wieder die Flammen an. Am Dienstagmittag brach ein neuer Brand nahe der Ortschaft Vati im Südosten der Insel aus.

Dorf Gennadi im Südosten der Insel Rhodos bis auf weiteres aufgegeben

Freiwillige Helfer und Dorfbewohner haben am Dienstagabend das Dorf Gennadi im Südosten der Insel Rhodos bis auf weiteres aufgegeben. Aktuelle Bilder zeigten, wie die Flammen im Dorf loderten und gewaltige Rauchwolken aufstiegen.

Die Feuerwehr kämpfte jedoch weiter gegen die Flammen, die bereits Lagerhallen und Häuser ergriffen hatten. „Kurz zuvor standen die Menschen noch mit Wasserschläuchen und Eimern auf den Dächern der Häuser, nun mussten sie sich zurückziehen“, sagte ein Augenzeuge der dpa.

Der beliebte Strandort Gennadi im Südosten der Ferieninsel Rhodos war bereits am Montag von Bränden bedroht und deshalb evakuiert worden. Am Dienstag entflammte dann eine neue Feuerfront nahe der Ortschaft Vatí.

Dieses Feuer sei binnen einer Stunde von den starken Winden in das sieben Kilometer entfernte Dorf Gennadi getrieben worden, berichtete der Staatssender ERT. Neben der Feuerwehr hätten sich rund 3000 freiwillige Helfer und Dorfbewohner an den Löscharbeiten beteiligt. Beobachter glauben, dass der Ferienort den Flammen vollständig zum Opfer fallen könnte.

Wir brauchen dringend Hilfe, sonst brennt der Süden der Insel bis morgen komplett ab.

Feuerwehrmann auf Rhodos

„Wir brauchen dringend Hilfe, sonst brennt der Süden der Insel bis morgen komplett ab“, sagte ein Feuerwehrmann. Alle Kräfte seien zu dem aktuellen Brand gezogen worden, es geben einen starken Wind. Gewaltige schwarze Rauchwolken verdunkelten den Himmel.

Am Montag brannten mehrere Häuser auf den Bergen der Insel aus, wie das staatliche Fernsehen berichtete. Reporter vor Ort befürchteten, dass diese Brände erneut Hotelanlagen bedrohen könnten. Dort wurden zuletzt Tausende Touristen und Bewohner in Sicherheit gebracht.

Der Schaden auf Rhodos ist bereits groß. Etwa zehn Prozent der Hotels der Insel sind nach Angaben des griechischen Regierungschefs Kyriakos Mitsotakis am Wochenende beschädigt worden. Die meisten beschädigten touristischen Anlagen befinden sich südlich der Region von Lindos.

Auch die Insel Euböa wird von Bränden heimgesucht. Betroffen ist vor allem die Region der kleinen Hafenstadt Karystos. Der Feuerwehr ist es am Montag gelungen, einen Brand auf der Ferieninsel Korfu einzudämmen.

Griechischer Regierungschef verteidigt Vorgehen gegen die Brände

Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hat am Dienstag angesichts der seit Tagen andauernden Brände das Vorgehen der Feuerwehr verteidigt. Es gebe „keine Zauberlösungen“ im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels, sagte er im Staatsfernsehen. „Gäbe es solche (Zauberlösungen), dann hätten wir sind angewendet.“

Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitotakis spricht während einer Kabinettsitzung.

© REUTERS/DIMITRIS PAPAMITSOS/GREEK PRIME MINISTER'S OFFICE

Er verteidigte zudem die Evakuierung von fast 20 000 Menschen innerhalb weniger Stunden. Darunter waren Tausende Touristen. Der Staat habe hierbei richtig gehandelt. „Wir können besser werden“, sagte Mitsotakis weiter, ohne Details zu nennen. Die Wetterlage werde auch in den kommenden Tagen die Löscharbeiten erschweren.

Vorangegangen war Kritik der Opposition, dass acht Tage nach Ausbruch des Feuers auf Rhodos der Brand immer noch außer Kontrolle ist.

Hitze und Trockenheit im gesamten Mittelmeerraum

Rund 1000 Touristen, die in Sicherheit gebracht worden waren, kehrten nach und nach in ihre Hotels zurück, wie der örtliche staatliche Regionalsender ERA-Korfu am Montagabend berichtete.

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Mit Hitze und Trockenheit haben auch andere Länder im Mittelmeerraum zu kämpfen. Eine hohe Waldbrandgefahr bestand zu Wochenbeginn etwa in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal. Auf Malta führten die hohen Temperaturen auch zu Stromausfällen, die teils sogar bis zu 36 Stunden andauerten. Das staatliche Stromversorgungsunternehmen Enemalta machte die hohen Temperaturen für die Beschädigung vieler seiner unterirdischen Kabel verantwortlich.

Frauen haben eine Sammelstelle für Getränke und Speisen organisiert, um die Helfer zu verpflegen, die gegen die Waldbrände kämpfen.

© dpa/Christoph Reichwein

Das Rote Kreuz warnte angesichts der Hitzewelle und Waldbrände vor der Gefahr von Explosionen alter Munition. In ehemaligen Kriegsgebieten könnten die Zünder von Blindgängern durch sehr hohe Temperaturen ausgelöst werden, sagte Erik Tollefsen, Waffenexperte des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf.

Dasselbe gelte für nicht geräumte Munition auf militärischen Schießplätzen und verlassenen Munitionsdepots, die oft in entlegenen Gebieten angelegt werden, sagte Tollefsen der Deutschen Presse-Agentur.

Das vorläufige Ende der Hitzewelle aber naht in Griechenland - und zwar am Donnerstag. Starke Winde sollen zu einer Abkühlung auf 35 Grad führen. Seit zwölf Tagen zeigen die Thermometer in den meisten Regionen des Landes Werte um die 40 bis 45 Grad. Am Sonntag wurden in Gythio auf der Halbinsel Peloponnes 46,4 Grad gemessen. Das werde dann mit einer Dauer von mehr als zwei Wochen die längste Hitzewelle sein, seitdem es Messungen in Griechenland gibt, sagten Meteorologen.

Bevor die Abkühlung kommt, wird es einen letzten Hitze-Höhepunkt geben. Vor allem im Westen des Landes wird für Dienstag und Mittwoch ein aus Richtung Libyen kommender Wind erwartet: Es ist ein heißer, trockener Fallwind - der berüchtigte „Livas“. Dieser Fallwind sei extrem trocken und so heiß wie Luft aus einem Haartrockner, beschrieben Meteorologen das Phänomen. (dpa, AFP)

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