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Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) besucht die „Willkommensschule TXL“.

© dpa/Paul Zinken

„Wir haben Bauchschmerzen mit dieser Beschulung“: Willkommensklasse für geflüchtete Kinder in Berlin-Tegel eröffnet

Bis zu 300 Kinder sollen in dem Container neben der Flüchtlingsunterkunft unterrichtet werden. Die Bildungssenatorin zeigt sich zufrieden. Kritik kommt vom Koalitionspartner.

Ein Hunde-Schulranzen auf dem Boden, ein rosa Mäppchen auf dem Tisch, eine digitale Tafel. Davor steht Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch mit einem kleinen Mädchen, das direkt die Hand der Senatorin ergriffen hat. Das Mädchen ist eins von 130 Kindern, die seit Montag die Willkommensschule TXL neben der Großunterkunft für geflüchtete Menschen in Tegel besucht.

In einem Containergebäude auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel wurden dafür Klassenzimmer eingerichtet, 12 Lehrkräfte wurden bislang eingestellt. 40 weitere sollen noch hinzukommen, die am Standort bis zu 300 geflüchtete Kinder unterrichten können. Dafür soll der aktuell zweistöckige Containerbau aufgestockt werden.

„Ich halte es für den richtigen Weg, den wir hier mit der Willkommensschule gehen“, sagte Senatorin Günther-Wunsch bei ihrem Besuch am Mittwoch. Formal ist die Schule eine Filiale der Nelson-Mandela-Schule in Charlottenburg-Wilmersdorf.

Wir haben Bauchschmerzen mit der Art dieser Beschulung, weil sie die geflüchteten Kinder komplett separiert.

Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Maja Lasić, kritisiert die Willkommensklasse.

Der Bedarf ist groß: Insgesamt gebe es in Berlin derzeit 1220 schulpflichtige Kinder, die nicht zur Schule gingen, sagte Günther-Wünsch. 843 davon wohnten in der Großunterkunft in Tegel. Ein Großteil von ihnen ist ukrainischer Herkunft.

Übergang zu Schulen in Bezirken ist „neuralgischer Punkt“

Der Besuch soll aber auch Kindern von Asylsuchenden aus anderen Ländern offenstehen, die ebenfalls in Tegel unterkommen. Geplant ist, dass den Kindern ein nahtloser Übergang in eine reguläre Schule ermöglicht wird, sobald sie mit ihren Familien aus der Großunterkunft ausziehen. Den Übergang in die Bezirke bezeichnete Günther-Wünsch als „neuralgischen Punkt“. Bislang gebe es dazu noch keine feste Strategie. Ihr Ziel sei es, dass es keine Unterbrechung der Bildungsbiografie gebe.

An einem weiteren Standort, der ehemaligen Zentrale der Fluggesellschaft Air Berlin am Saatwinkler Damm, sollen weitere Schulplätze für Jugendliche aus dem Ankunftszentrum in Tegel entstehen.

Kritik zur Willkommensschule kommt vom Koalitionspartner: „Wir haben Bauchschmerzen mit der Art dieser Beschulung, weil sie die geflüchteten Kinder komplett separiert“, sagte die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Maja Lasić, dem Tagesspiegel. „Diesen Zustand können wir nur dulden, wenn es nachweisbar keine Alternativen gibt und das Konzept wirklich temporär befristet wird.“ Aus ihrer Sicht gebe es Kapazitäten. Die Bildungsverwaltung müsse Schulräume freiräumen, die sie derzeit für andere Bedarfe als Unterricht nutze, fordert Lasić.

Sie sieht die Integration der Kinder gefährdet: „Wichtig ist, dass die Kinder so früh wie möglich mit dem Regelsystem in Kontakt kommen. Geschieht das nicht, erschweren wir ihre Erfolgschancen beim Ankommen.“

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